Mohnanbau im Schwarzwald

Es war 1948 oder 1949. Da hatte es mich in den Schwarzwald verschlagen. Gewohnt haben wir in einem dieser Schwarzwaldhäuser mir Schindeln an den Wänden und auf dem Dach umgeben von einem parkartigen Garten. Ein Teil des Hauses war von einem höheren Militär der dortigen französischen Besatzungsmacht konfisziert.

Einmal bin ich eine große rotblättrige Buche in dem Garten bis oben hin geklettert, bis ein Ast dort oben mich nicht mehr trug und ich mitsamt dem Ast auf dem nächst unteren Ast landete. Die letzten Jahre vor dem Rück-Umzug in die Stadt hatte ich auf einem Bauernhof zugebracht und mit meinem Freund im Wäldchen, welches zwischen den Feldern wuchs, schon so manches Baumhaus gebaut. Bäume kannte ich also und das Rumklettern in ihnen war mir zur Gewohnheit geworden. Insofern konnte ich mich recht gut so weit oben bewegen und solch ein Sturz war nichts Besonderes, nichts was ich nicht beherrschen konnte. Hier hatte ich mich verschätzt, weil ich rotblättrige Buchen nicht kannte und so nicht wusste, dass diese leichter brechen als ihre grünen Vettern. Danach wusste ich es.

In dem Garten stand auch eine breite Trauerulme. Diese war nicht sehr hoch. Die Äste reichten bis auf den Boden. Dort kletterte ich gerne mit den Nachbarjungs, deren Sprache ich schnell lernte, hoch. Oben angekommen setzten wir uns auf die sich herab neigenden Äste und benutzen sie als Rutschbahn.

Damals trugen wir Kinder, auch wenn wir nicht in Bayern aufwuchsen, noch das, was Amerikaner und Japaner an uns erwarten, Lederhosen. Peinlich war es, wenn man mit einer neu gekauften raus musste. Man beeilte sich, sie ganz schnell abzuwetzen, dem Leder mit Staub und Dreck eine ordentliche Farbe und vor allem den lederhosentypischen Glanz und ihnen damit auch jene Festigkeit zu verleihen, die sie ausgezogen auf dem Boden stehen ließ, ohne das sie irgendwo Form verändernd einzuknicken drohte. Damit ließen sich dann auch Berghänge auf dem Hintern herunterrutschen oder eben Trauerulmen.

Es gab damals auch Stoffhosen von ähnlich fester und unverwüstlicher Konsistenz. Die hatten allerdings den Nachteil, dass sie von Muttern immer mal wieder gewaschen wurden und so nie den Glanz und die Steifheit einer Lederhose erreichten. Der Stoff, der diesen Hosen ihre Festigkeit verlieh, ist wohl in Vergessenheit geraten. Der hielt Jahre lang. Er hieß, meine ich mich zu erinnern, ‚Twill’ Der Stoff heutiger Blue Jeans ist ähnlich aber längst nicht so unverwüstlich wie der damals gefertigte Twill.

Der Acker auf der anderen Seite der abschüssigen Straße war da schon eher voller Gefahren. Die Erwachsenen warnten mich, dort hineinzugehen. Was da so fast 2 Meter hoch blühe, sei Schlafmohn. Wenn ich mich da aufhielte, könne es sein, dass ich einschliefe, nicht zu finden sei und sterben müsse.

Ein Bericht über die Ausweitung des Mohnanbaus in Afghanistan bescherte mir diesen Flash back in die Kindheit. Damals dachte, glaube ich, niemand daran, im Schwarzwald Opium zu gewinnen. Man baute Mohn wegen des Mohns an, den der Bäcker und die Hausfrau zum Kuchenbacken verwendet.
http://www.dw-world.de/dw/function/0,2145,12356_cid_2634476,00.html

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