Sound and the City

Es sind oft die Kleinsten, die die fettesten Anlagen haben, ja, praktisch aus Subwoofer, mille Boxen, Monsterverstärkern und was weiß ich noch bestehen.

So einer, tiefer gelegt, mit Kotflügelschwellern versehen, Superbreitreifchen zur Schau stellend steht ausgerechnet vor meinem Fenster und dröhnt.

Ob der sich jetzt dort niedergelassen also geparkt hat oder ob das Motörchen noch läuft und eine Weiterfahrt verspricht, lässt sich nicht feststellen. Was ist schon das fröhliche Geknatter eines 1200 ccm Maschinchens gegen den Bumm eines Gangster-Rappers.

Puh, es ging nur darum, einen kniekehlenbehosten Schirmmützenträger einzuladen. Auch der Bumm eines Ford Fiestas wird leiser, wenn dieser sich entfernt. Dafür parkt jetzt ein LKW wild piepsend rückwärts in die Lücke ein.

Das währt so lange, bis dieser Ferrari, der sich in letzter Zeit hier irgendwo beheimatet hat, mal wieder beweist, wie schnell und wie durchdringend laut man im 1. Gang fahren kann. Nun gut, das ist schnell vorbei und endet abrupt hinter der Straßenbahn, die quietschend eine leichte Kurve nimmt.

Ein Taxi poltert, jede einzelne Reifenstolle auf die harten Kanten des Kopfsteinpflasters klatschend vorbei und eine dieser zu einem Windei gewickelten Dickzweiradmaschinen beweist, dass die Drehzahl eines Ferrarimotors lächerlich ist und der erzeugte Lärm auch noch übertroffen werden kann, bis ein weiteres Taxi zu meinen scheint, besondere Rechte zu genießen und mit mindestens 70 Sachen den Basalt zum Klingen bringt, dass die Ohren flattern.

Als ich die doppelt verglasten Fenster, meinen Zaun gegen Lärm, schließe, höre ich aus dem Radio, wie mitgeteilt wird, dass Beckstein am 9. Oktober zum neuen Ministerpräsidenten Bayerns gewählt werden wird und dieser herausknödelt, dass Gabriele Pauli nicht Mitglied der neuen bayrischen Regierung sein wird und nach ein paar Takten Acid-Jazz Neues von der Streikfront der Telekom, dass US-Truppen aus Versehen 7 afghanische Polizisten erschossen haben, dass die SPD von links angefressen werde, etwas über das Einstiegsalter Jugendlicher zur ‚Betankung’ mit Alkohol, einer Ähre mit Sternchen, die europalimitiert zu 95% biologisch erzeugte Nahrung kennzeichnen soll und wie diese das vorhandene sechseckige Siegel attackiert und Plastisches über Kinderarbeit auf der Müllhalde von Managua bis dann selbst durch die geschlossenen Fenster das knallende Geräusch einer Straßenbahn dringt, die schrillend voll in die Eisen steigt und die einzelnen Glieder des Zuges metallisch aufeinander prasseln lässt.

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