Der Marienkäfer und die 90° Barriere
Auf der Unterseite von zwei Blättern der Kapuzinerkresse bildet sich schon seit über 14 Tagen jeweils ein Volk von schwarzen Blattläusen. Das verwundert insofern, als gleichzeitig reichlich Marienkäfer, der Hauptfressfeind der Blattlaus, an den Pflanzen festzustellen sind. Würde ein Marienkäfer eine solche Blattlauskolonie erreichen, wäre es um sie geschehen.
Zufällig wurde ich Zeuge, wie ein Marienkäfer auf dem Blattstiel zielstrebig der Blattunterseite zustrebte. Doch dann war Schluss. Der Blattstiel sitzt mitten unter dem Batt. Blatt und Stiel bilden einen Winkel von annähernd 90° und das rundum. Der Marienkäfer machte mehrere Versuche, vom Stiel auf das Blatt zu gelangen. Es wollte und wollte nicht gelingen. Der Kopf stößt gegen das Blatt. Der Käfer streckt seine Vorderbeine und der Kopf erreicht das Blatt ein Stück weiter vom Stiel weg. Versucht der Käfer jetzt, mit den Vorderbeinen Griff auf dem Blatt zu bekommen, reichen die nicht bzw. nur eines kommt in die Nähe des Blattes. Es reicht jedoch nicht, um dort wirklich Fuß zu fassen. Ein zweites Bein kann er nicht nachziehen. Dann würde sich die Lage des Kopfes wieder negativ verändern und im rechten Winkel auf das Blatt stoßen wie am Anfang schon gehabt.
Der Käfer machte mehrer Anläufe, lief den Stiel wieder ein Stück zurück, machte kehrt und versuchte es noch einmal, fand aber keine Möglichkeit, die 90°-Sperre zu überwinden. Schließlich gab er auf.
Trotzdem wird das Wachsen der Blattlauskolonie begrenzt bleiben. Auch daran wird der Maikäfer beteiligt sein. Denn ein paar Pflanzen weiter habe ich Larven des Käfers entdeckt. Diese sind geschmeidiger. Ein 90° Winkel stellt für sie keine Barriere dar. Und sie mögen Blattläuse zum Fressen gern und sind noch viel verfressener als der Käfer selbst.
argee gleim - 8. Jun, 15:18