Für den gelegentlichen Besucher mag eine Stadt wie New York abenteuerlich sein. Dazu gehört dann eben auch der Lärm, der als Ausdruck von Lebendigkeit empfunden wird. Für den dort Sesshaften ist der ständige Lärm jedoch nervtötend und auch gesundheitsschädlich.
Wie die Reduktion des Lärms funktionieren soll, bleibt allerdings etwas rätselhaft. Der Wirkung von neuen, einschränkenden Verordnungen wird ein geringer Effekt bescheinigt. Wie sagt doch ein Bar-Besitzer: "Ich weiß nicht, wie man hier für Ruhe sorgen kann. Es wäre nicht New York, wenn es still wäre."
Das Krächzen einer Krähe
Was da in New York versucht wird, könnte auch hierzulande probiert werden. Da sind es gar nicht die Lärmquellen, die der Einzelne in Betrieb setzt. Wenn man damit beginnt, den öffentlichen Lärm zu reduzieren, man sich auf der Straße in normaler Lautstärke unterhalten kann, wäre schon viel gewonnen. Von da ausgehend hätte das dann auch Einfluss auf den individuellen Umgang mit Lärmquellen, ganz einfach weil diese dann mehr auffallen. Hier bei mir auf der Straße und auch auf vielen anderen Straßen herrscht ein Lärmpegel, der durchschnittlich bei 75 Dezibel liegt und Spitzen von über 90 Dezibel aufweist. Auch nachts herrscht dieser Lärm. Der Durchschnittslärm in der Nacht sinkt nur deshalb, weil Statistik mit Durchschnittswerten arbeitet und die Permanenz des Lärms nachts von Pausen unterbrochen wird.
Momentan ist es doch so, dass ein hoher Grundlärm herrscht, so dass der einzelne Lärmerzeuger kaum auffällt, es somit keine Veranlassung zu geben scheint, dort etwas zu ändern. Wie laut es hier ist, habe ich schmerzhaft erfahren, als ich aus Finnland, wo ich wochenlang die Wälder durchstreift habe, sich meine Ohren erholten und ich kilometerweit das Knacken von trockenen Ästchen unter den Tritten von Tieren oder Menschen, das Rollen eines kleine Steins, das Rufen eines Vogels, das Streichen des Windes durch die Heidekräuter und über das Islandmoos hören konnte, in dieses hier herrschende Brüllen zurückkam.
Solche idealen Verhältnisse lassen sich hier nicht wieder herstellen. Aber man kann wesentlich mehr tun, als heute getan wird. Ich plädiere dafür, dass das Krächzen einer Krähe das lauteste erlaubte Geräusch darstellt und dieses auch so selten ist wie das Krächzen einer Krähe. Wenn es noch so leicht zu verscheuen wäre wie eine Krähe, wäre die Situation schon nahezu ideal.
http://www.kurier.at/nachrichten/chronik/84122.php