Jacqui Smith, die britische Innenministerin, hat als Studentin mal Haschisch geraucht. Das hat sie jetzt 'gestanden' und bedauert es zutiefst. Sie habe aber seit 25 Jahren nicht mehr geraucht.
"Ich glaube, dass die meisten denken, dass Menschen nun einmal solche Sachen machen. Allerdings bin ich nicht stolz darauf, denn ich habe etwas Falsches getan."
Das muss also in den 80er Jahren gewesen sein. Da ebbte gerade die Punkzeit ab und was sich da noch als Punk verstand, war vom Hippievirus infiziert und rauchte auch schon mal so’n Zeugs. Typisch für Kinderchen aus braven, bürgerlichen Familien, die mal ein wenig verrucht sein oder einfach wissen wollten, was es mit diesen verbotenen Dingen auf sich hat.
Oh Gottchen ja. Vor 35 Jahren, also mitten in der Hippiezeit, da habe ich auch Cannabis im Schrank gehabt. Da gab es die farbigsten Sorten. Grünen Maroccaner, roten Afghanen, schwarzen Nepalesen usw. Ich habe die einzelnen Sorten gesammelt, und in Glasröhrchen im Kühlschrank gehortet. Ich hatte meine Pfeifchen, mein Kawumm und wusste, wie man einen Joint drehte. Mich interessierte die Vielfalt. Was den Konsum betrifft, habe ich mitgemacht. Sonderlich toll fand ich das gar nicht. Ich bekam jedes Mal einen Mordshunger davon und dann bin ich nur müde geworden und eingeschlafen. Ja, komisch gelacht habe ich auch. Ich hab’s dann sein gelassen, mir meine Sammlung angesehen und mit der Schulter gezuckt. Ich hab’s überlebt.
Damals war Cannabiskonsum derart verbreitet, dass kaum jemand kein Cannabis rauchte. Einige haben sich dermaßen und dermaßen permanent voll gedröhnt, dass sie deutliche Schäden davontrugen und nur lethargisch, mit verblödeten Gesichtern in die Gegend glotzten und kaum noch lebensfähig waren. Das gab’s.
Das aber waren die Wenigsten. Noch was anderes war es, mit Peter Tosh im Hilton zu sitzen und ein Pfeifchen zu zelebrieren, sich vom gefährlichen Leben in Jamaica erzählen zu lassen, mit anzusehen, wie er körperlich gestählt seine Kampfsportarten vorführt und als Rasta ‚Legalize it!’ – Lieder singt. Jeder Religion ihre Droge. Ich könnte auch sagen, jeder Droge ihre Droge.
Brave Töchter, die noch verblassende Sprüche wie „Punk rules“ in der U-Bahn sahen und am Uni-Brunnen einen Joint rauchten, konnte man vergessen.
Was heute Sportler und Body-Builder per Doping und Muskelpräparaten mit sich anstellen, ist um Vieles gefährlicher und ‚nachhaltiger’ als der Cannabiskonsum einer behüteten Tochter der Gesellschaft vor 25 Jahren. Das kann man mal erzählen. Da bedarf es doch keines großartigen, medienschnalzenden ‚Geständnisses’. Sich täglich ‚Sturm der Liebe’ anzuschauen, ist schädlicher und nicht verboten. In mancher Hinsicht ist die Legalität der Organisation des Lebens etwas merkwürdig. Kirchen sind ja auch erlaubt. Was da an Drogen und Hokuspokus zusammenkommt, das geht doch auf keine Kuhhaut.
Ich und kein anderer kann Kids davon abhalten, so ein Zeugs mal zu probieren. Eltern können es, weil sie selbst wissen, worum es sich handelt, merken und erklärend eingreifen. Damit hat es sich dann auch.
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/353/124175/