Wolkenfetzen jagen über die Stadt

Wenn ich heute Morgen durch die Stadt streife, sehe ich nicht nur, wie dunkle Wolken mal als Fetzen mal als dunkel dräuende kompakte Gewalt über meinen Kopf hinweg fegen, sondern auch wie gelb-schwarz plakatierte Postler ihre schweren, mit prall gefüllten Packtaschen behängten Handkarren in Straßenbahnen wuchten. Dann aber auch blau, rot, grün und orange gekleidete Mitmenschen zu Fuß oder auf Rädern schwere Taschen mit einer dem von den gelben Postlern transportierten Gut vergleichbarer Last ihren schnellen Weg absolvieren. Dazwischen sieht man noch die letzten Zeitungsausträger von Haus zu Haus hetzen, während Frühaufsteher sich ihr Frühstück, ihre Zeitung und ihre Ration Tabak oder Zigaretten am Büdchen besorgen und Lieferwagen vom Großmarkt zu ihren Geschäften brausen und fast leere Straßenbahnen ihren Betrieb aufgenommen haben und dorthin fahren, wo bald Scharen bleicher, müder, den Geruch von Rasierwasser und Eau de Cologne verströmender, Boulevard-Presse lesender Mitmenschen in den Tag geworfen durchsetzt mit Dealern, die die morgendliche Versorgung ausgezehrter Typen mit der täglichen Dosis besorgen, diese Bahnen füllen werden.

Die Zahl der privaten Firmen, die Post austragen, ist deutlich gestiegen. So kann es sein, dass man mehrmals am Tag Post bekommt. Es lohnt, kommt man an seinem Briefkasten vorbei, immer mal nachzuschauen, ob sich dort wieder etwas eingefunden hat. So auf mehrere Schultern verteilt, scheinen alte Zeiten, zu denen die Post, die gelbe Post, zweimal am Tag ausgetragen wurde, wieder zurückzukehren.

Die Urlaubspostkarten kommen noch mit der gelben Post, der Rest kann blau, rot, grün oder orange transportiert worden sein. Das gilt vor allem für Rechnungen und ungefragte Werbung.

So ein Morgen ist auch die Zeit der Flaschensammler, der Aaspolizei der Überflussgesellschaft, die entweder schwer bepackt mit Rucksack und Tragetaschen oder ein ‚ausgeliehenes’ Einkaufswägelchen oder einen ausgedienten Kinderwagen vor sich herschiebend und mit einem Greifapparat, der an einem Ende einer langen Stange seine Aufgabe erledigt, bewaffnet aufmerksam Flaschen und Dosen schnüffelnd die gesamte Umgebung im Blick den Bürgersteig, Fensterbänke, Papierkörbe und Abfalleimer absuchen und erstaunlich oft fündig werden.

Zu dieser frühen Stunde wird das Funktionieren der Stadt bereitet, die wir erst später Post öffnend, Flaschen entsorgend, Zeitungen liegen lassend wohl organisiert betreten und uns dann, die Sonne scheint aus blauen Löchern in weiß-grauen Wolken, auf die Terrasse eines Woytons setzend, den vorbeiflanierenden Menschen zusehend schöne Gedanken machen. Denn Müßiggang ist aller Freude Anfang.

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