Galingsoga parviflora
Asteraceae
Franzosenkraut, auch Kleinblütiges Knopfkraut genannt, kommt so gut wie überall in der Stadt vor. Wenn es sich auch mit so gut wie allem zufrieden gibt, so scheint es doch seine Präferenzen zu haben. Mir scheint, der Lieblingsplatz des Franzosenkrauts ist die Spalte oder Ritze zwischen Bürgersteigpflaster und Hauswand gefolgt von Stellen mit zeitweise offenem, nährstoffreichem Boden.
Dort gedeiht es keck und frech, bildet bald seine kleinen, fünfzähligen Blüten mit den gezackten Petalen aus, um kurz danach schon Früchtchen zu tragen, die, kommt man dort vorbei, trotz ihrer Winzigkeit deutlich sichtbar an den Klamotten hängen bleiben und nur mit Mühe wieder zu entfernen sind.
Es wird zumeist als lästiges Unkraut wahrgenommen. Umso verwunderlicher erscheint es mir, dass ich lese, dass das Kraut von erlesenem Geschmack sein und empfohlener Bestandteil von Wildkrautsalaten sein soll.
Wer will, kann ja einen Versuch machen und auf einem kleinen Streifen Franzosenkraut aussäen. Die Samen gibt es an jeder Straße.
Die Ernte ist einfach. Abschneiden. Die Pflanze kann dann neu austreiben für den nächsten Salat. Die Pflanze ist einjährig, aber wie es sich erwiesen hat, sorgt die schon von selbst für die nächste Generation. Ihr Nachbar wird sich freuen, dann auch über solch einen erlauchten Exoten zu verfügen und Sie nichts ahnend wegen Verbreitens von Unkraut verfluchen.
Wer weiß. Vielleicht wird das der nächste Hit, so wie die Rauke auf einmal schick wurde und als Ruccola nicht mehr wegzudenken ist. Sie nennen die Köstlichkeit, so muss man das dann schon anpreisen, dann natürlich nicht Knopfkraut oder Franzosenkraut sondern Galingsoga. Na, wie das schon klingt. Und dann erzählen Sie Ihren Gästen, dass Galingsoga in Kolumbien das typische Gewürz für die Hühnersuppe
Ajiaco sei und dort
Guasca heiße. Da läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen. Sie können die Pflanze natürlich auch trocknen und als
Guasca in ihre Gewürzsammlung aufnehmen. Die Zahl ihrer Bewunderer wird steigen. Allerdings darf Ihnen dann nie ein ‚Franzosenkraut’ über die Zunge kommen. Der Zauber wäre dahin.
Wie den eben gemachten Äußerungen schon zu entnehmen ist, stammt das Kraut keineswegs aus Frankreich sondern aus Südamerika, ist also ein ungeschminkter Neophyt. Sie wurde Ende des 18. Jahrhunderts in botanischen Gärten angepflanzt und dann alsbald auch wegen ihrer schmackhaften Blätter in landwirtschaftliche Kultur genommen. Von dort aus, breitete sich die Pflanze epidemisch aus. Weil das zeitlich mit den Feldzügen Napoleons zusammenfiel, wurde den Franzosen angelastet, dieses Unkraut eingeschleppt zu haben. Seitdem und aus diesem Grund ist wohl die kulinarische Verwendung der Pflanze in Vergessenheit geraten.
Noch ein Tipp zum Schluss. Das Franzosenkraut ist leicht mit dem Behaarten Knopfkraut
Galingsoga ciliata
zu verwechseln. Dieses ist noch häufiger und sieht sehr ähnlich aus, hat aber stark gezähnte Blätter und ist im Gegensatz zu dem Franzosenkraut deutlich behaart, das sowohl auf der Unterseite der Blätter wie an den Stängeln. Wenn man das weiß, sind die Beiden leicht auseinander zu halten.
argee gleim - 16. Jul, 13:48