Grün ist der Wald, blau der Himmel und braun ist unsere Vergangenheit

Der hymnische Moment

Überall werden Fähnchen geschwenkt, die Summe der Farben vieler Länder auf Klamotten, als Gesichtsschminke oder als Hut verarbeitet lässt ein heiteres, buntes Bild entstehen. Die Schlachtgesänge tun ihr Übriges. Das kommt ganz unbefangen daher und ist Teil eines großen Festes.

Nur wenn die Nationalhymnen durch die Arenen schauern, dann wird’s inbrünstig. Pathos macht die Luft dick und klebrig. Es will nicht so recht zu einem ausgelassenen Fest passen. Besonders fällt einem das an der eigenen Hymne auf. Zu stark ist die Rückgewandtheit, der Muff längst überwundener Zeiten. Nun, das ist schnell erledigt und das Fest kann weitergehen. Die Hymne hat keine Schmalzspuren hinterlassen und La Ola wellt sich wieder unbeschwert durch die Ränge. Man hätte das kleine Theaterchen der Innerlichkeit ebenso gut weglassen können.

Jetzt kommt eine Gewerkschaft, die GEW, Gewerkschaft für oder gegen Erziehung und Wissenschaft – was weiß ich – und will die Deutsche Nationalhymne abschaffen. Ich finde diese Hymne auch ziemlich scheußlich, den Text klebrig und unzeitgemäß und das nicht erst seit heute und vor allem unabhängig vom Anlass Fußball-WM.

Während eines solchen Festes – ich lass‘ mal die FIFA-Komponente, Coca Cola und Mc Donalds und wie sie alle heißen, außen vor – damit zu kommen, ist einfach nur daneben. Und in diesem Zusammenhang auf einen neuen Nationalismus abzuheben und ihn so möglicherweise via self-fulfilling prophecy zu erzeugen, ist ungeschickt und bezeugt dumpfe Einfalt. Jetzt wird Fußball gespielt und gefeiert.

Später mal, wenn Zuckerrüben, Hopfen und Malz, Weizen und Roggen, Äpfel und Birnen eingebracht sind und man beim Apfelsaft, Kirschwässerchen oder Pflümli zusammen sitzt, kann man gelegentlich in aller Ruhe über ein neues Liedchen nachdenken. Irgend so ein Liedchen muss ja her. Es gibt immer wieder so alberne Momente, während der kundgetan werden will, welcher Nation man ist oder angehört oder welchen Pass man mit sich rumschleppt.

Mir gefällt die Europahymne ganz gut. Für Deutschland könnte man sich was Lustigeres einfallen lassen. Vielleicht:

"Horch, was kommt von draußen rein?
Holahi holaho
Wird wohl meine Rente sein
Holahi aho

Geht vorbei
Und kommt nicht mehr
Gibt wohl keine Rente mehr
Holahi aho


Das kann man dann auch textlich variiert als Arbeitsdienstverpflichteter zum Ruhme Stefan Müllers aber auch zu so manch anderer Gelegenheit singen. Es gibt ja so Vieles, auf das wir stolz sein können.

Trackback URL:
https://gnogongo.twoday.net/stories/2187308/modTrackback

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Finden

 

Kalender

Juni 2006
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 

Aktuelle Beiträge

Hi, gibt's die Platte...
Hi, gibt's die Platte noch bei Dir - Zu spät Ihr Scheißer...
dischordzilla - 24. Mär, 18:24
Uschi Paranoia
Hallo,ich war zu der Zeit Panza einer der ersten Punx...
martinpanza - 18. Nov, 23:02
einfach ein schönes Plätzchen
...immer wieder gerne hier. Durch die Weitläufigkeit...
Stephan Miller - 25. Apr, 08:39
BIERPARADIES
Ein SUPER Laden!!! Der Laden heißt Bierparadies und...
loveme81 - 14. Jan, 22:11
Pervers !!
Wisst ihr eigentlich , wie scheiße dieses Bild ist...
MrsBabbyBobby - 7. Jan, 15:49
Was aus uns geworden...
Hallo zusammen, also, einer hat schon mal promoviert,...
lancelot0815 - 4. Dez, 21:22
?
Das mit dem mittelmäßig verstehe ich nicht.Die Tattoos...
heike7777 - 25. Nov, 11:19
Empfehlenswert.
Ein gemütliches und vor allem sauberes Studio.Eine...
gunther4000 - 18. Nov, 19:36

Status

Online seit 6604 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 6. Jul, 02:00

Impressum

Verantwortlich für Inhalte von gnogongo sind die Autoren. Verantwortlich i.S.d.P. ist Richard Gleim, Sternstr. 31, 40479 Düsseldorf, Fon: 02 11-2614298, mail: gleim@online.de Wir distanzieren uns in aller Form und in aller Unschuld von Inhalten verlinkter Sites und Inhalten von Kommentaren auf diesem Blog mit strafwürdigen oder verletzenden und geschmacklosen Inhalten, die von uns noch nicht entdeckt wurden und entfernt werden konnten, was nicht bedeutet, dass Geschmacklosigkeiten, die wir haben durchgehen lassen, unsere Billigung finden. Das © der jeweiligen Beiträge verbleibt bei den jeweiligen Autoren. Im Rahmen von Weblogs sind Zitate mit Autoren- bzw. Quellenangabe erwünscht.

Credits


Altstadt
Arkadien Bilk
Bruno, der Bär
Büdchen
Greifweg
Japan in Düsseldorf
Kölner Strasse
Musik
Rheinischer Backstein
Stadt- Industrieflora
Warten
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren