Sonntag, 18. Juni 2006

Referendum in Katalonien

Heute findet in Katalonien ein Referendum statt. Es geht, grob gesagt, um mehr Unabhängigkeit Kataloniens von der Zentralregierung in Madrid.

Mir ein Urteil zu erlauben, steht mir nicht an. Angestrebt ist eine eigene Nation. Das wurde nicht erlaubt. Man hilft sich mit dem Begriff einer eigenen Nationalität. Ein feiner aber in der Praxis wahrscheinlich beunruhigender Unterschied.

Spaniens reformfreudiger Regierungschef Jose Luis Zapatero sieht die Bestrebungen Kataloniens als auf dem Weg zu einer föderalistischen Struktur Spaniens liegend und befürwortet das Anliegen der Katalanen.

Angesichts dieses Referendums kann ich nicht anders, als mich an Erlebnisse zu erinnern, die ich kurz nach der Francozeit hatte.

Ich sitze abends in Zaragoza in einer Kneipe, um den Tag ausklingen zu lassen. Die Spanier um mich herum unterhalten sich laut und angeregt. Heitere Atmosphäre. Die Sprache ist ein leicht gefärbtes Castelliano. Es schien ein gelungener Abend zu werden.

Die Luft erstarrt, die laute, angeregte Unterhaltung verstummt. Drei Männer hatten das Lokal betreten. Drei Männer in glänzend polierten Schaftstiefeln, braunen Knickebockers und olivfarbenen, militärisch anmutenden Hemden. Bevor sie den Raum wirklich betreten hatten, schmettern sie in einer Reihe stehend ein "Bon dia!" (die catalanische Entsprechung des castilischen "Buenos Dias") in den Raum. Dann gehen sie von Tisch zu Tisch, sagen noch einmal ihr "Bon Dia" auf und meinen, sie hätten beim Reinkommen gehört, dass sich hier "einige von Euch" in Castelliano unterhalten haben. Wenn das nochmal passiere, würde es was setzen und sie griffen sich dahin, wo bei der Polizei das Pistolenhalfter hängt. Einer von Ihnen zeigte eine Pantomime, die das Aufhängen an einem Strick verdeutlichte.

Szenenwechsel. Wir campen vor Barcelona angesichts der Hotelpreise auf einem 1. Class-Campingplatz mit nur internationalem Publikum. Der Patron, ein hagerer, in mancher Weise an Dali erinnernder alter Mann, trägt eine auffallende Kopfbedeckung, eine lange, rote Zipfelmütze. Darauf angesprochen, lässt er wissen, dass dies die katalanische Kopfbedeckung sei. In mein etwas überraschtes, fragendes Gesicht hinein setzt er unaufgefordert mit Beschimpfungen über die Spanier an. Er siedelte sie als unter den Affen befindlich ein, nannte sie kulturlos, dumm und eklig wie dreckige Säue und noch viel mehr. In reinstem Castelliano. Auf Catalan würde er solche Worte nicht gebrauchen, meinte er.

In Leon ging ich beim Gemüsehändler einkaufen. Er gab mir, was ich verlangte und als er es eingepackt und ich bezahlt hatte, sagte er mir, wie das, was ich da gekauft hatte, richtig heißt. Ganze Sätze. Also: Sie müssen sagen, ich will das und das und noch das usw. Alles schön auf Catalan. Am nächsten Tag hatte ich das Meiste natürlich wieder vergessen oder kaufte etwas ein, dessen Namen er mir noch nicht verraten hatte. Sein Gesicht verfinsterte sich und er stieß die jeweiligen katalanischen Bezeichnungen aus wie man Messer wirft. Am dritten Tag bekam ich nichts mehr bei diesem Händler fand aber einen weniger patriotischen.

Ein Hotel in den spanischen Pyrenäen. Ich bestelle als Nachtisch Melone. Die Kellnerin fragt mich, so dass ich den Wortlaut nicht rekonstruieren konnte, aber wusste, was sie meinte, nämlich ob ich eine Honig- oder eine Wassermelone haben wollte. Ich dachte, das mit den spanischen Ausdrücken klären zu können, die die verschiedenen Früchte unterschiedlich benennen. Wassermelone heißt Sandía und Honigmelone Melón. Die Gute weigerte sich, das zu verstehen. Es war ihr anzusehen, dass sie sehr wohl verstand. Stattdessen wiederholte sie penetrant ihre Frage auf Catalan. Irgendwann hatte ich es begriffen und bekam meine Melone.

Das ist lang her und muss nicht mehr so sein. Verallgemeinern lässt sich das möglicherweise nicht . Aber so habe ich es erlebt. Der Hass gegenüber Franco wird da eine große Rolle gespielt haben.

Das sind nur Geschichten.

Wal-Mart erwägt weitere Schließungen

Seit acht Jahren ist Wal-Mart bemüht, im deutschen Einzelhandel eine Rolle zu spielen. An einigen Standorten ist das auch gelungen. Der international größte und sehr erfolgreiche Einzelhändler erwägt weitere Schließungen, nachdem die Filialen in Düsseldorf und in Sigmaringen bereits aufgegeben wurden.

Weshalb funktioniert das Wal-Mart Konzept in Deutschland nicht so recht? Ist Deutschland anders? Spielt da das negative Image eine Rolle, das der Bush-Regierung anhängt? In Düsseldorf sind ebenfalls 3 McDonalds Filialen geschlossen worden. Spielen Mentalitätsunterschiede eine Rolle? Ist das Angebot zu schlecht? Ist der Markt durch Aldi, Lidl, Plus & Co abgedeckt? Oder hat Wal-Mart bei uns einfach einen zu schlechten Ruf?

In den USA scheint Wal-Mart auch seine liebenswerten Seiten zu haben, selbst wenn auch da hin und wieder eine Kluft aufbricht – der zwischen den Armen und den Anspruchsvolleren; etwas was Aldi überwunden zu haben scheint. Das Prinzip Wal-Mart funktioniert im Osten Deutschlands auffallend besser als im Westen. Für Amerika kann man etwas gehässig aber dann doch teffend sagen, McDonalds und Coca-Cola mästen den gewöhnlichen Ami, der dann bei Wal Mart weiter im XXL-Format bedient wird – auch was die Größe der T-Shirts betrifft. Schlanke Größen führt Wal-Mart nicht.

Mir ist es folgendermaßen ergangen. Ich bin, ohne zu wissen, dass diese Kette inzwischen zu Wal Mart gehört, bei Interspar, wo ich öfters mal einkaufte, und fand nichts mehr von dem, was ich dort erstehen wollte. Nichts. Ohne einen Cent auszugeben, habe ich den Laden wieder verlassen. Das hatte nichts mit Aversionen gegen Wal Mart zu tun. Das wusste ich ja nicht. Für mich zumindest war es das falsche Angebot. Jetzt gibt es den Laden in Düsseldorf nicht mehr.

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