Die Natur ist gnadenlos

Centaurea
foto ar/gee gleim

Fort Collins (USA) - In Europa ist die Flockenblume (Centaurea maculosa) ein harmloses Pflänzchen, ein Unkraut. In Nordamerika verdrängt und vernichtet sie erfolgreich einheimische Pflanzen. Ihre Waffe? Catechine, selbst hergestellte Pflanzenvernichtungsmittel. Kleine, fettlösliche, sekundäre Pflanzenstoffe, die ansonsten auch in Grünem Tee oder Schokolade vorkommen. Über die Wurzeln gelangen die Catechine in den Boden und zerstören schließlich das gesamte Wurzelwerk der Konkurrenten. Forscher aus den USA entschlüsselten den biochemischen Wirkungsmechanismus dieses natürlich produzierten Pflanzengiftes. Sie beschreiben ihre Ergebnisse im Wissenschaftsmagazin "Science".

"Centaurea-Arten sind von allen eingeschleppten Pflanzen die größten ökologischen Schädlinge in Nordamerika," berichten Jorge Vivanco von der Colorado University und Kollegen.

Catechine lösen bei den einheimischen Pflanzen eine Reihe von Reaktionen aus: In der für das Pflanzengift anfälligen Pflanze werden aggressive, sauerstoffaktive Substanzen freigesetzt, die zusammen mit einem Anstieg der Kalziumkonzentration zum massenhaften Zelltod führen. Das Zellsterben beginnt in der Wurzelspitze und breitet sich über die gesamte Wurzel aus - die Pflanze geht zugrunde.

Alle Pflanzen kommunizieren über chemische Botenstoffe miteinander. Jeder Gärtner weiß: Unter einem Walnussbaum wachsen kaum andere Pflanzen. Und wo einmal ein Apfelbaum stand, gedeiht kein anderer. Die Tamariske optimiert und verteidigt ihren Standort, indem sie über spezielle Salzdrüsen aktiv den Boden versalzt. Insofern ist die Flockenblume auch nicht aggressiver als andere Pflanzen. Vor knapp 100 Jahren wurde sie von Osteuropa nach Nordamerika eingeschleppt, wo sie keine natürlichen Konkurrenten besitzt. In Europa konnten benachbarte Pflanzen in Jahrmillionen des gemeinsamen Zusammenlebens eine gewisse Resistenz gegenüber Catechinen entwickeln.
Quelle: Science

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