Impatiens glandulifera
Balsaminaceae
Wenn Du fröhlich pfeifend unter Bäumen an einem lauschigen Bach entlang schlenderst und plötzlich schmeißt Dir jemand schmerzhaft kleine Kügelchen ins Gesicht, dass es nur noch weh tut und Du Dich erschrickst, hast Du doch weit und breit niemanden gesehen, dann schau mal zur Seite, welche Pflanzen dort stehen. Wenn Du dann so 1 Meter bis 1,5 Meter große, aufrechte, krautige Burschen siehst, die noch ein paar rosa-violette Blüten tragen, dann stehst Du vor dem Drüsigen Springkraut, dessen Namensherkunft Du soeben so überraschend wie schmerzhaft erlebt hast und jetzt nachempfinden kannst. Diese auf dicken, wässrigen Stielen stehenden, oben verzweigten Burschen schmeißen mit ihrem Samen um sich und das bis zu 7 Meter weit.
So breiten es sich aus und das rasant. Im Himalaja beheimatet brachten Engländer, diese Welteroberer und Pflanzensammler, das Drüsige Springkraut in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts nach England, von wo aus es sich erst als Zierpflanze dann aber bald selbst Terrain besetzend Europa eroberten. In Deutschland verwilderte es ab etwa 1900, ausgehend von Basel. Etwa 1930 hatte sie Karlsruhe erreicht und drang ab 1950 entlang der Flüsse in die Oberrheinebene vor. Heute ist Impatiens glandulifera in fast ganz Deutschland verbreitet, wobei sie in den letzten Jahren nicht nur entlang der Flüsse, sondern auch entlang der Verkehrswege vorgedrungen ist. Jetzt ist das Drüsige Springkraut eingebürgert und betätigt sich als invasiver Neophyt, was meint, dass es drauf und dran ist, einheimische Pflanzen zu verdrängen. Es bevorzugt nährstoffreiche, feuchte Böden und verträgt gut Halbschatten. Es wird berichtet, dass es sogar die Große Brennnessel, die schier unausrottbar ist, stellenweise verdrängt haben soll.
Die Art stammt aus dem westlichen Himalaja. Das Areal reicht von Nord-Pakistan über Kaschmir bis Indien, ob es Nepal einschließt, ist unklar. Nach verschiedenen Angaben kommt die Art zwischen 1800 und 3200 m bzw. 1600 bis 4300 m Höhe vor. Sie wächst hier an vor allem in feuchten Nadelwäldern und Lichtungen, in Straßengräben und an Ackerrändern. An Bachläufen ist sie selten, an Flüssen ist sie im Himalaja noch nicht beobachtet worden.
Es produziert einen süßen, nährenden Nektar (58% Zucker), der in stark duftenden Blüten - die Pflanze selbst stinkt; dafür hat sie extra Drüsen in den Blattachseln- neben süßem Pollen Bestäuber anlockt. Ich habe in der Stadt vor allem Hummeln, aber auch Schwebfliegen und Bienen beobachtet, wie sie eifrig dafür sorgten, dass die springenden Samen produziert werden können.
Bei mir wuchs mal so ein Bursche im Balkonkasten, auch davor schreckt das Springkraut nicht zurück, der sich dadurch bemerkbar machte, dass er selbst nachts seine Samen gegen das Fensterglas schleuderte, was sich anhörte, als schmisse da einer mit kleinen Steinen. Das verärgerte sogar den mächtigen, grau getigerten, weise wirkenden Kater mit dem kurzen Schwanz einer Wildkatze, der so stark war, dass er es sogar mit Ratten aufnehmen konnte, und der mich damals noch über ein Kasernengelände an den Wald angebunden wohnend hin und wieder draußen auf dem Balkon besuchte und mir durchs Fensterglas zuschaute, wie ich Geschichten in meinen Atari klopfte und dem ich im Winter, wenn Schnee lag und Frost herrschte, schon mal was Fressbares hinstellte.
Noch ist es nicht soweit, dass das Drüsige Springkraut mit Samen um sich schmeißt. Aber bald. Der Schleudermechanismus arbeitet mit 25 Hektopascal osmotischem Druck. Cave Impatientem!
http://www.floraweb.de/neoflora/handbuch/impatiensglandulifera.html
argee gleim - 22. Aug, 03:00