Donnerstag, 9. August 2007

Kaiserswerth – Die Kaiserpfalz

Wenn man von der Bastion St. Melchior, von der ich immer noch nicht weiß, wie es zu dieser Namensgebung kam, 100 Meter weiter dem Weg folgt, landet man fast zwangsläufig im Hof der Kaiserpfalz.

Kaiserpfalz1

Dieses im Jahr 1045 gegründete Bauwerk wurde im Mittelalter weithin bekannt. Am geläufigsten ist wohl die Geschichte vom Raub eines Königs, der Staatsstreich von 1062, bei dem der Kölner Erzbischof Anno II. von Köln den noch minderjährigen deutschen König Heinrich IV. aus dieser Kaiserpfalz entführte und somit die Regentschaft über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation erlangte. Im Jahr 1181 wurde Kaiserswerth zur Reichsstadt erhoben.

Im 19. Jahrhundert ist Kaiserswerth durch die von Theodor Fliedner gegründete Diakonissen-Anstalt berühmt geworden, in der u.a. Florence Nightingale, 1849, ausgebildet wurde. Daraus wurde später ein Mädcheninternat und Mädchen-Gymnasium, wovon wir als Schüler insofern beglückt wurden, als die dort züchtig erzogenen aber nicht züchtigen Mädchen mit der gleichen Straßenbahn nach Hause fuhren wie wir, deren Gymnasium sich in Düsseldorf-Stockum befand und befindet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kaiserswerth

Darauf, auf die Mauern im Hof der Pfalz, lässt man sich gerne ein und durchschreitet die Ruinen,

Kaiserpfalz2

stellt fest, dass schon damals selbst im barbarischen Deutschland Rundbögen zu den architektonischen Fähigkeiten der Bauleute gehörten und eine Vielfalt verschiedener Baustoffe in Kombination miteinander sinnvoll verbaut wurden.

Kaiserpfalz4

Die einzelnen Durchgänge waren mittels Toren verschließbar, wie Zapflöcher in den Seitenwänden zeigen.

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Ob die damaligen Recken schon Spaß an der Farbwahl des Gemäuers hatten, ist nicht überliefert aber anzunehmen, wenn diese auch weniger einem ästhetisierenden Willen folgen als vielmehr der Möglichkeit und Fähigkeiten, das Material zu beschaffen, zu verdanken sein wird.

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Auf dem Gemäuer wachsen seit wann auch immer goldene Flechten.

Kaiserpfalz15

Die kaiserliche Tafelrunde mag auch durch nach außen führende schmucke Rundbögen den sommerlichen Abendhimmel bewundert haben, obwohl die Zeit der Rheinromantik noch in unvorstellbarer Zukunft lag.

Kaiserpfalz10

Dann ein Blick herüber zur Mauer aus feuerroten Backsteinen

Kaiserpfalz17

und auf die kleine Glockenblumen, die sich neben dem allgegenwärtigen Vorkommen des Bingelkrauts und des Sedum telephium, des Steinquendel und des Boretschs recht häufig findet und unmittelbar zur Rechten des Potentaten die Mauerkrone geschmückt haben mag.

Glockenblume
(Rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia)

Die rundblättrige Glockenblume kommt in ganz Deutschland verbreitet vor. Sie wächst auf mageren Böden und auf Fels und eben wie hier auf Schutt und Mauern. An den Niederrhein gehört sie in besonderer Weise, gilt sie doch als Kopfbedeckung von Feen und Elfen.

Vielleicht hatte man auch die Wehrhaftigkeit der Pfalz im Sinn und begeisterte sich an der genialen Erfindung der Licht- und Belüftungsscharten, und beobachtete durch sie das Umland

Kaiserpfalz12

Wenn man nicht von ganz oben auf einer Plattform das gegenüberliegende, ehemals römische Ufer betrachtete.

Kaiserpfalz9

Dann aber wird man sich der Aufgabe der kriegerischen Geschäfte zugewandt, sein mittelalterliches Latein gepflegt und sich des diese Pfalz beurkundenden Steins würdig erwiesen haben.

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Am Virtuellen saugende Fliege

Am-Virtuellen-saugende-Fliege

Parabiose

Forschern ist verboten worden, im Rahmen der Stammzellenforschung zwei Mäuse aneinander zu nähen. Eine solche zwanghafte und innige, wechselwirksame Verbindung von zwei Lebewesen wird Parabiose genannt.

Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves), hat einen entsprechenden Antrag des forschenden Instituts abgelehnt. Die Parabiose zweier Menschen, Ehe genannt, bleibt allerdings davon ausgenommen und erlaubt.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,498923,00.html

Heute am Niederrhein

Eine Prognose

In Basel soll heute der Rhein über die Ufer treten. In Düsseldorf zeigt er, der Rhein, sich gut gefüllt aber in keiner Weise bedrohlich. Das wird sich auch nicht ändern, wenn für heute sintflutartige, lang anhaltende Regengüsse angesagt sind. Erfahrungsgemäß trifft das Wuppertal in voller Breite, was bei der Enge des Tals nicht den Untergang bedeuten wird. Lediglich die Düssel, so wie sie aus dem Bergischen kommt, wird mit einem Tag Verspätung erhöhten Wasserstand zeigen und schlammige Fluten in den Rhein ergießen, was dessen Pegel jedoch nur um wenige Millimeter anheben kann. Erst wenn das Wasser aus Basel, den zahleichen Nebenflüssen und deren Nebenflüsschen und Bächen nach Tagen hier angekommen sein wird, kann es zu deutlichen Hochwassern kommen, die jedoch eher Köln das Kölsch verwässert als in Düsseldorf mehr als einen Ausflug an den Strom, der sich dann um die Breite der Auen vermississippien wird, evozieren mag. Es wird keine Gartenlaube aus der Verankerung reißen und den Uferweiden die lang ersehnte Düngung liefern, die schwimmenden Landungsbrücken am Altstadtufer jedoch aus ihrer Neigung zum Wasser hin erheben und Schiffe so auf fast waagerechtem Weg erreichen lassen.

Wer die am Niederrhein zahlreichen und fast schon für diesen charakteristischen Krähen mal so richtig bedröppelt erleben will, der kann sich in Regenkleidung gehüllt, mit Gummistiefeln ausgerüstet und einem Schirm bewehrt aufmachen und die in niederrheinischen Dunst getunkten Wiesen längs des Stroms jeden Schritt mit Lauten der Wasserverdrängung und dem Schlimpfen, welches jedes mal auftritt, wenn der Fuß sich wieder aus der Mischung von Wasser, Wiese und Schlamm befreit, auch akustisch erleben lässt, horizontbefreit hingeben, wobei der Verlust des Horizonts für den Zugereisten noch beeindruckender sein wird, als das Bedröppeltsein der Krähen.

Und wenn aus dem Dunst plötzlich ein weißer Vogel auftaucht und seinen Weg nur wenig über den Kopf nimmt, während der Wanderer sich doch gerade auf das Schwarz der Krähen kapriziert hat, dann ist das kein weißer Rabe sondern eine Möwe. Wenn aber lautlos und von hinten kommend ein sehr kompakt wirkendes Flugobjekt den Kopf sogar streift, dann wird das wahrscheinlich ein in zweifacher Hinsicht besonderes Erlebnis sein, ist man doch nicht nur einem sonst kaum wahrzunehmenden Vogel, einer Schleiereule, die sich gestört fühlt, begegnet sondern hat die inneren Sensoren auf Niederrhein trimmend erlebt, wie eben dieser so eintönig und übersichtlich erscheinende Niederrhein seine wahre Gestalt, die eines verwunschenen, von mystischen Wesen belebten Dunstraums zeigt. Hier erklärt sich die Empfehlung, einen Schirm mitzunehmen. Es empfiehlt sich, jetzt einen solchen aufzuspannen oder zum Schutz der Augen eine Mütze mit einem ausgeprägten Schirm aufzuziehen.

Damit lasse ich Sie jetzt allein und wünsche Ihnen einen erlebnisreichen mit Zauber durchtränkten Tag am Niederrhein. Über die Nacht will ich nicht reden. Die spart man als mit dem Niederrhein nicht Vertrauter am Besten aus. Sicher. Es gibt diese lautlos tanzenden Feen. Aber, aber, aber.....

Eine dicke Spinne sitzt in ihrem perlentropfenbehängten Netz. Ein Faden reicht hinauf zur Ruine, in der die lautlose Eule haust. Und wenn das Käuzchen ruft, dann wird die Prophezeihung des Kuckucks wahr und aus dem Dunkel der veschlungenen, dem Boden aufliegenden Wurzeln der Weiden leuchten kleine, funklende Augen grauer Tiere. Lautlos im Nebel. Eine leichte Welle schlappt ans kiesige Ufer. Ein Kreis aus Basaltsteinen umgibt schwarz verkohltes Holz. Fand hier eine kultische Handlung statt? Welche Riten herrschen in diesem weiten, horizontlosen Land?

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