meint der Stern. Hier sind Beobachtungen von Düdo Soph aus dem Jahr 1985.
KÖLNER FRAUEN IN DÜSSELDORFER HÄNDEN
Gefahr! Ganze Stadtviertel leeren sich!
Immer mehr Kölner Frauen verschwinden nach Düsseldorf
In Düsseldorf passiert es nur selten, dass ein Typ in eine Kneipe kommt, sich an die Theke stellt und erst einmal seinen Schwengel auspackt, bevor er ein Bier bestellt. Passiert es aber, hat es eine natürliche Folge. Bevor noch der erste Schluck Alt die Kehle runter rinnt, kommt eine der anwesenden Frauen begeistert an, nimmt das Ding fachgerecht in die Hand, guckt anerkennend, verpackt es fachgerecht wieder in den Hosenschlitz, bezahlt das Bier, welches der Düsseldorfer inzwischen getrunken und genossen hat, und nimmt Schwengel mitsamt Mann und führt beides seiner Bestimmung zu.
Wie gesagt, das passiert selten in Düsseldorf. Normalerweise müssen sich Frauen in Düsseldorf schon ein wenig mehr anstrengen. Fast ebenso selten ist es, dass einer von den Typen, der mit etlichen dieser begehrten Düsseldorfer Männern schwatzend und trinkend am Tisch sitzt, aufblickt und einer gerade vorbei kommenden Tussy zuruft: „Du hast tolle Titten. Du
darfst mir einen blasen.“ So einfach haben es die Frauen in Düsseldorf selten.
Betritt man eine Düsseldorfer Kneipe außerhalb des Wochenendes, also außerhalb der Zeit, in der die Stadt von Mettmannern, Kölnern, Ruhrpottlern und ganzen Busladungen von Holländern überlaufen ist und kein Düsseldorfer ausgeht, fällt einem hingegen sehr bald auf, dass diese Typen offensichtlich keinerlei Interesse am weiblichen Geschlecht zu haben scheinen, wenn auch dann und wann ein genüsslich anerkennender Blick über Beine, Arsch, Taille, Hände, Busen und Gesicht einer Schönen streift, während doch in anderen Städten die Typen baggern und baggern, wie man es eben jedes Wochenende von den Mettmannern auch hier erlebt. Welch absurdes Unterfangen! Es sind doch sowieso die Frauen, die sich ihre Lover aussuchen und nichts kommt besser, als sich auf den Geschmack der Frauen zu verlassen. Keine Probleme. So ist auch erklärt, weshalb es in Düsseldorf kein Emanzenproblem gibt, diskutierende, sexualproblembehaftete Hippies beiderlei Geschlechts nicht zu finden sind, und die ganze Stadt ein Flair gelassener Heiterkeit ausstrahlt. Wie viel einfacher ist es doch, den Wünschen der Schönen zu nachzugehen, aufmerksam dem unermesslichen Verlangen, das jede Vorstellungskraft des noch so phantasiebegabten Mannes übersteigt, zu folgen und damit bald zu wissen, was Frauen wollen. Und die wollen!
Selbstverständlich gilt es hier für Frauen, gewisse Voraussetzungen zu erfüllen, bevor der Düsseldorfer ihnen zu Willen ist. Bier bezahlen hatten wir ja schon. Ein Fernseher in ihrer Wohnung, gutes Essen und gepflegte Getränke (wobei es völlig ausreichend ist, sich auf UERIGES, SCHUMACHER, FÜCHSKES oder SCHLÜSSEL zu beschränken) sind eine Mindestanforderung. Besitzt der Typ selber keinen Fernseher, so ist ihm unverzüglich einer zu schenken. Auch Autos werden gerne genommen. Das Zurverfügungstellen einer Wohnung und auch die finanzielle Unterstützung des Studiums, Erwerb von Materialien und Geräten für seine künstlerischen Tätigkeiten (Schließlich leben Männer eher von und mit ihrer Kunst als von und mit Frauen) gehören da schon zu den Selbstverständlichkeiten.
Manchmal ist es für Frauen schon schwierig, den Männern alle Wünsche von den Augen abzulesen, weil diese außer Sex auch noch andere Bedürfnisse haben, die für sie oft mit mehr Erotik besetzt sind als das bei aller Bewunderung der endlosen Vielfalt doch sehr einseitige Verlangen weiblicher Unersättlichkeit, eine Vielfalt und Unersättlichkeit, die die geheimsten Träume von Perversion bei Männern bei Weitem übersteigt. Doch obwohl auch der Düsseldorfer Mann nicht immer den immer ausfallenderen Wünschen der Frauen gerecht werden kann, ist der Düsseldorfer Mann sehr begehrt. Sein gegenüber Männern aus anderen Städten potenziertes Wissen über die gar nicht so geheimen Wünsche der Frauen und der selbstverständliche Umgang mit diesem Wissen macht sie ebenso selbstverständlich den Männern aus anderen Städten überlegen. Kein Wunder also, dass es einen signifikanten Tourismus holder Weiblichkeit aus allen Regionen gen Düsseldorf gibt.
Besonders stark ist dieser erklärlicherweise von Köln aus. Köln liegt ja nicht nur im Bereich Düsseldorfer Suburbia, Kölns Frauen haben bekannterweise mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen; als da wären: Lästige, laut lachende, von Kölsch verdummte, grässliche Anmachtypen, die nun mal gar nichts verstehen, stark debile Typen, die par tout nicht merken, dass man sie abschleppen will, Männer die zwar nichts als Sex im Kopf haben, den aber so stumpfsinnig und langweilig, dass man als Frau lieber Abstand nimmt, diskutierende Studenten, die vor jeder Annäherung an eine Frau erst einmal eine Dissertation über das Wenn und Ja und Aber einer solchen Schreiben müssen und vor lauter Theorie nicht zur Praxis kommen, einfach nicht im rechten Moment zugreifen. Jede Menge Hippies, in Köln noch lange nicht ausgestorben, die sich so sehr in die Tiefen ihrer eigenen, mickrigen Seele vergraben und diese irrsinnigerweise für den Kosmos halten, dass sie selbst noch unter einer Frau masturbieren, jede Menge Katholiken, die dermaßen kurz von Sinnen sind, dass sie schon beim Cunilingus ein schlechtes Gewissen bekommen und nicht einmal mehr an die Gnaden der Beichte und damit an die Freuden der Pfaffen denken und ansonsten nur Handwerker und Schwule.
Noch etwas erstaunt den Kölner zutiefst und passt gar nicht zu seinem Selbstverständnis von Inbesitznahme, nämlich der für ihn merkwürdige Umstand, dass diese Kölner Frauen nach 14 Tagen oder 3 Wochen wenn auch nicht reuig- eher verschmitzt lächelnd oder selig grinsend – aber eben doch nach Köln zurückkehren und er bemerkt auch nicht, dass diese Frauen alsbald wieder den Weg nach Düsseldorf finden wie den täglichen zur Arbeit. Es ist sogar anzunehmen, dass Kölner glauben, in diesen 14 Tagen oder 3 Wochen hätten sich ihre Kölner Mädels lediglich mit nur einem einzigen Düsseldorfer vergnügt. Ganz baff ist der Kölner jedes Mal, wenn sich ein Düsseldorfer nach Köln verirrt hat, diesem schnurstracks soviel Frauen ins gelobte Düsseldorf folgen wie einst dem Rattenfänger in Hameln Kinder aus der Stadt.
Der Düsseldorfer macht halt die bessere Musik, ob er dazu nun Flöte, Oboe, Klarinette oder Schalmei bläst oder gleichsam das ganze Gemüt bewegend die Saiten einer Geige streicht oder die einer Harfe zum Klingen bringt, ist einerlei. Er beherrscht eben die Klaviatur der Körper und die Tastatur der Sinne und schrubbt nicht unter Ausstoßen gutturaler Laute (was der Vorstellung des Kölners von der Musik der New Yorker Bronx entspricht und ihn der Erfüllung seines größten Wunsches, so und nicht anders zu sein als ein Coke aux Vin saufender Ami) ohne Sinn und Kultur nur Akkorde auf der jaulenden Gitarre, was der Kölner auch als FUN bezeichnet und es auch so sieht.
Für einen Düsseldorfer kann es nicht Aufgabe sein, hier Ursachenforschung zu betreiben. Aber ein Faktum liegt offen zu Tage. Der eindeutig wesentlichste Grund für das ignorante Verhalten des Kölners wird jedem sofort offenbar, der jemals ein Kölsch getrunken hat. Dies ist ein urinfarbenes Getränk, das der Kölner aus schmalen, geraden Gläsern, sog. Stängskes, trinkt und es für Bier hält. Jeder Nichtkölner vermisst nicht nur ein Mindestmaß an Alkohol darin, was der Kölner regelmäßig mit der Zufuhr eines Korns ausgleicht, sondern bekommt auch sofort Unlustgefühle. Sein Körper ist schon nach einer Stunde von Pusteln und roten Flecken übersäht, das ganze Befinden nähert sich zusehends einem Koma, was wiederum Auswirkungen nicht nur, wie der Leser schon selbst richtig vermutet haben wird, auf die Potenz, sondern auch auf die Intelligenz, Charme, Schlagfertigkeit und den Sinn für Amüsement hat. Der Glanz in den Augen erlischt, das Lächeln erfriert, die Fähigkeit zuzuhören erstirbt fast vollständig und bald lacht er nur noch und zwar genau so laut, genau so ständig und genau so blöd wie jeder Kölner. Für Kölner scheint das keine Folter zu sein. Der Kölner tanzt dazu einen merkwürdigen Primatentanz, grinst doof ins Leere und lacht und lacht und lacht. (Das beschränkt sich keineswegs wie oft angenommen auf die Karnevalszeit) Aber wie dem auch sei und oben auch schon gesagt wurde, kann weitere Ursachenforschung für diese Horrorerscheinungen nicht Aufgabe eines aufgeweckten, sinnlichen, allen Künsten aufgeschlossenen Düsseldorfers sein.
Da diese Zeilen in einem Kölner Blatt erscheinen werden und sich somit an den Kölner wenden, ist es nicht auszuschließen, dass auch diese oder jene Kölnerin ihrer ansichtig wird. Das aber kann zur Folge haben, dass unüberschaubarer Sextourismus Kölner Hippieweiber gen Düsseldorf einsetzt. Deshalb sei hier noch einmal deutlich darauf hingewiesen, dass für Frauen, die keine Paschas mögen, der Aufenthalt in Düsseldorf sinnlos ist. Frauen, die Männer arbeiten lassen oder diese dazu antreiben oder ähnlich Unmenschliches im Schilde führen, blitzen hier genau so ab, wie sich im Kölschdelirium befindliche Kölner, wenn sie gleich wo in der Welt versuchen, Frauen anzubaggern.
Hier muss ich enden. Ich kann nicht länger den aufmunternd verlangenden Blicken dieser hinreißend Schönen, wie sie sich auf meinen Schreibtisch räkelt, widerstehen. Cest ça! Das Leben ist dich schön, nicht wahr.
Düdo Soph
Der Artikel ist seinerzeit im Magazin EB in Köln erschienen. Ich hoffe mit dieser Replik in die 80er Jahre dazu beitragen zu können, das in dem aktuellen Sternartikel beschriebene, lockere Zugehen der Kölnerinnen historisch zu beleuchten und möglicherweise etwas zu erklären.
http://www.stern.de/lifestyle/leute/:Umfrage-K%F6lnerinnen-Sex/595282.html