Dienstag, 13. Juni 2006

Angela Merkel, die Fussballgestrafte

Habt ihr das gesehen, den leidenden Blick der Bundeskanzlerin, wie sie da neben Beckenbauer sitzt, die Mundwinkel wie in alten Tagen weit heruntergezogen, und den Eindruck erweckt, als warte sie schon nach 12 Minuten Spieldauer nur auf das Ende des Spiels da unten

Warum geht sie überhaupt da hin? Mit so einem Gesichtsausdruck und purer Anwesenheit gewinnt man doch keine Stimme und Gastfreundschaft strahlt das auch nicht aus.

Tabakwerbeverbot

Der Europäische Gerichtshof drängt darauf, auch in Deutschland ein absolutes Werbeverbot für Tabakerzeugnisse zu erlassen. Die Klage Deutschlands gegen das europäische Werbeverbot für Tabak hat nur wenig Aussicht auf Erfolg.

Ich hoffe in diesem Zusammenhang, dass damit auch die Millionen, die bisher als Subvention in den deutschen Tabakanbau gepumpt wurden, nicht mehr fließen und der staatliche Anbauberater Wolfgang Ziegler zurück gezogen wird. Subventionsabbau steht doch auf dem Kalender der Reformer.

Fröhlich klingt das Lied der Tabaksteuer.

Wiener G'schichte

Ich wollte, so habe ich es angedeutet, etwas über Wien schreiben. Bevor ich mich jedoch da ran wage, erzähl‘ ich erst einmal, wie ich nicht in Wien war.

Es muss vor etwa 20 Jahren gewesen sein. Ich besuchte einen Bekannten in einer benachbarten Stadt, der eine kleine Zeitung herausgab und mit dem ich ein paar Sachen zu besprechen hatte. Es war an einem Wochenende und zu Hause bei ihm.

Zu meiner Verwunderung gab es in dieser Wohnung noch eine äußerst attraktive, sehr junge Frau mit einem deutlich österreichischen Idiom, die offensichtlich fester Bestandteil der Wohnung war. Das hatte ich ihm nicht zugetraut. Alle Achtung.

Wir sprachen über die Zeitung, über Musik und das Leben überhaupt, wobei die Österreicherin sich ständig einmischte, indem bei diversen Nennungen von Namen, eben diese wiederholte und einen Schwall verbalen Hasses und eben solches Verderben über sie ausschüttete, ständig von Auseinandersetzungen, Gerichtsverhandlungen und obskuren Machenschaften redete und sich gar nicht mehr beruhigen konnte.

Ich erinnerte mich der Tage in Wien und vor allem in Graz, wo aus Mücken einen Elefanten zu machen und diesen so lange aufzublasen, bis daraus eine veritable Anklage wurde und die Gerichte wieder was zu tun hatten, an der Tagesordnung waren. Ich machte mir auch nicht die Mühe, den ziselierten Verzweigungen der von ihr als Ungeheuerlichkeiten dargestellten Umtriebe zu folgen. Ich hörte einfach weg. Ich wusste, dieser Leidenschaft zu streiten, würde ich weder einen Geschmack abgewinnen noch wäre ich jemals in der Lage, der Sinnhaftigkeit dieser für mich als obskur österreichisch eingeordneten Eigenart einsichtig sein zu können.

Ich bemühte mich, auf der Hut zu sein, kein falsch interpretierbares Wort zu sagen und ausgesprochen höflich und freundlich zu der Dame zu sein. Auf dem Weg nach Hause rekapitulierte ich noch einmal alles und war mir nicht sicher, in ein paar Tagen nicht doch eine Klageschrift auf dem Schreibtisch liegen zu haben.

Es dauerte einige Tage, bis das Telefon klingelte. Sie war am anderen Ende der Strippe und säuselte in jener nur vom Stamme der Österreicher absonderbaren Süße etwas von, sie wolle mich gerne besuchen, ob das wohl möglich sei, am besten noch heute nachmittag. Ich entschied mich nach hektischem aber stummem Blitzgewitter in meinem Hirn dazu, mit erstaunlicher Sicherheit in der Stimme "Ja" zu sagen. Sie meinte noch etwas wie, ich wäre ein toller Typ und nicht so ein Versager wie mein Zeitung machender Freund und sie wolle mich mal kennenlernen. Ich hatte schon "Ja" gesagt. Es gab kein Entrinnen mehr. Was die da über mich gesagt hatte, wurde unter gezielt aufgesetzte Schmeichelei mit angehängten Absichten anderer Art abgehakt.

Ein paar Stunden später segelte also diese Frau bei mir ein. Schlank. Alles an ihr war lang. Vor allem die Beine. Das kurze Kleid war von jener Schmiegsamkeit, dass es mal diesen, mal jenen Körperteil betonte, man könnte sagen, fast durchscheinen ließ.

Ich servierte Kaffee, was angesichts österreichischen Besuchs leicht zu einer Offenbarung piefkesker Unfähigkeit geraten kann. Doch mein Kaffee fand Gnade oder richtiger, er war nicht wichtig. Das Gebäck wurde sogar angenommen.

Was wollte diese Frau von mir? Sie arbeitete als Model. Jetzt sah ich es. Sie war nicht nur schlank sondern kurz davor, hager zu sein. So sahen die Bilder aus, welche die Mehrheit der Männer und wahrscheinlich alle Amerikaner als Ikonen der Schönheit in sich und in Form von Hollywood-Magazinen mit sich trugen. Sogar einen Hauch von Vogue verbreitete diese Frau.

Aber was hatte das mit mir zu tun, der ich eher etwas kompakt und nicht gerade von der Sorte war, für den die Frauen ihr Taschentuch fallen ließen? Zumindest nicht bevor ich ein paar Worte mit denen gewechselt hatte, sie mich auf einer Bühne gesehen oder Sonstiges in ihrer Auffassungsweise auf ein Alphamännchen Hinweisendes erlebt hatten. Im Übrigen überragte diese Frau mich mindestens um die Länge ihrer hohen, stiftschlanken Absätze.

Das Rätsel löste sich auch nicht, als sie mir vorschlug, mit ihr zusammen auf den nächsten Wiener Ball zu gehen. Bei mir rotierte die Ratlosigkeit wie zwei Stunden Wiener Walzer getanzt zu haben, obwohl ich ein ausgesprochener Tanzmuffel war und bin. Also galt es, Ausflüchte zu finden. Das umso mehr als ich einfach ungeeignet bin, einer kuk-Herrlichkeit etwas abzugewinnen, den Sitten und Gebräuchen des Wiener Ballwesens restlos unkundig bin und außerdem mal wieder bis auf den letzten Pfennig abgebrannt war. Ich hatte zwar mit bekommen, dass manche Frauen sich einen Musiker oder Künstler halten, weil sie damit so herrlich angeben können. Irgendwie so was konnte ich ja darstellen.

"Ich besitze aber keinen Frack"
Man muss sich das in österreichischer Diktion vorstellen: "Das macht nichts. Es gibt Millionen Frackverleihe in Wien"
"Wie kommen wir dahin?"
"Wir fliegen"
"Das kann ich aber nicht bezahlen, den Frack auch nicht"
"Kein Problem. Onkelchen bezahlt. Das ist auch ganz umsonst für den, dem gehört doch die halbe Fluglinie"
Ich kann mich nicht erinnern, ob das jetzt die Austrian Airlines oder die griechische Fluggesellschaft war.
"Onkelchen musst Du so wie so kennenlernen, schließlich sitzen wir in der selben Loge, in Onkelchens Loge. Da lernst Du auch den Landeshauptmann (oder so was. Ich kenn‘ mich bei den österreichischen Bezeichnungen nicht aus und weiß natürlich nicht mehr, was genau gesagt wurde) und andere Leute aus den höchsten Etagen kennen"
Bei mir baute sich das Bild eines österreichischen Onassis auf. Dem gehörte noch viel mehr als eine billige Fluggesellschaft. Ich glaubte kein Wort. Oder doch?
Onkelchen bezahlte noch Dieses und bezahlte noch Jenes und das so lange, bis der letzte Zug in die Nachbarstadt abgefahren war.

Ich kann mich nicht erinnern, was alles bis in die späte Nacht hinein geschah und geredet wurde. Auch kann ich hier Manches nicht ausbreiten. Ich gehe davon aus, dass diese Frau noch lebt. Und sie ist nach wie vor Wienerin. Doch irgendwann wird jeder Mensch mal müde.

Jetzt kommt die Stelle, auf die Sie lieber Leser, liebe Leserin schon lange gewartet haben.

Während über goldene Schnürsenkel oder sonst Weltbewegendes gequatscht wird, macht man sich eine ganze Zeit lang Gedanken, die sich daran abarbeiten, sich zu fragen: "Soll ich, soll ich nicht? Will die? Will ich? Trophäe? Eigentlich kannst du mit der Frau nichts anfangen. Hast du die dann am Bein hängen?" Und im Speziellen die wienerische oder Grazer Eigenart berücksichtigend: "Verklagt die mich, wenn ich will oder verklagt sie mich, weil ich sie verschmäht habe?"

Ausschlaggebend war wie so oft eine dann doch entscheidende Kleinigkeit. Hier waren es die langen, spitzen Fingernägel der gepflegten Dame. Ich wurde mit mir einig, dass ich weder Fakir noch Masochist bin.

Ich bot ihr eine Lagerstätte weitab von meinem Schlafgemach am Ende eines langen Flures an und erntete einen enttäuschten Blick und hörte noch eine Bemerkung der Art: "Alleine schlafen. Lange nicht mehr gehabt. Hin und wieder soll das ja erholsam sein"

Ich war hundemüde und schlief am anderen Ende des Flurs sofort ein, hatte somit keine Gelegenheit mehr, mir Gedanken darüber zu machen, ob ich da nicht gerade die Chance meines Lebens vertan hatte.

Das Frühstück am nächsten Morgen war nicht mehr so beredt. Doch als sie ging sagte sie: "Überleg‘ Dir das mit Wien bitte. Und sag mir bis spätestens in einer Woche Bescheid. Meine Telefonnummer habe ich Dir auf den Tisch gelegt. Bis dahin muss ich das wissen."

Es war nicht die Telefonnummer meines Freundes aus der Nachbarstadt sondern die eines Luxushotels in Paris.

Sie hat mich nicht verklagt. So weiß ich bis heute nicht, ob ich was und wenn ‚ja‘, was ich da verpasst habe.

Bärenlachen

Das muss aus den Kommentaren ans Tageslicht.

Den Elchhunden ist es zu warm geworden. Die Verfolgung der Fährte des Bären wurde abgebrochen. Außerdem habe sich die Spur verloren. Alter Bärentrick. Mal ein paar Kilometer einen Bach hoch stapfen und diesen dort verlassen, wo auf Felsen keine Fußabdrücke hinterlassen werden.

Dank an die Julia für den Hinweis

Straßenschlucht

Hitze

Kein Baum, kein Strauch, nur Stein. Hier staut sich die Hitze. Heute hat solche eine Innenstadtstraße die Chance, sich bis auf über 40° C zu erhitzen. Die von der Sonne aufgeheizten Wände erreichen erheblich höhere Temperaturen und speichern diese Wärme. Diese Wärme wird in der Nacht abgegeben. Das bedeutet, dass eine nächtliche Abkühlung kaum stattfindet. Das ist wenig angenehm. Der Schlaf ist gestört. Die Luft bleibt staubtrocken, wobei das Wort Staub hier wörtlich zu nehmen ist. Solche Straßen sind nicht selten. Für die Vegetation und unsere Gesundheit ist das sehr abträglich, weil der in freier Landschaft eintretende Taupunkt nicht erreicht wird. Der Taupunkt wird erreicht, wenn die Luft so weit abkühlt, dass die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit kondensiert. Das geschieht selbst in der Wüste jede Nacht. Das Erreichen des Taupunkts ist für das Leben einer Region fundamental wichtig. Wird er über einen längeren Zeitraum nicht erreicht, erstirbt jegliches (pflanzliche) Leben.

Dies ist ein Plädoyer dafür, Bäume zu pflanzen und jede Möglichkeit zu nutzen, Grün anzusiedeln.

Ich meine nicht die Vorstellung von Heia-popeia-Grün, diesem sentimentalen, sich aus rückwärtsgewandten Resten einer kitschig romantischen Unbedarftheit nährendem "Naturverständnis". Dann lieber "Zurück zum Beton". Ich meine eine knallharte Notwendigkeit, weil es ums Verrecken geht.

Urwalf

Gesundheitsreform

Welch ein Nebelbegriff. Da wird keine Gesundheit reformiert, was ja auch nur Unsinn wäre. Es geht um die Finanzierung. Das aber nur am Rande.

Bevor die sozialen Verpflichtungen und Leistungen nicht sauber von den Steuern getrennt sind, es somit nicht zum Verschieben von Geld und Zuständigkeiten kommen kann, bleibt alles nur Gerede ohne eine Chance auf eine saubere und durchsichtige, verständliche und effektive Lösung.

Wer Fragen hat, kann versuchen sich hier zu informieren. Viel Erfolg!

Der Plan 1981

Plan
Pyrolator - Moritz R - Frank Fenstermacher

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