Eselsdistel
Onopordum acanthium
Die Eselsdistel ist eine 1 m bis 1,50 hoch werdende, stattliche Pflanze mit auffallend silbrig-grauen, buchtigen, stark stachelig bewehrten, großen in eine starre Spitze auslaufenden Blättern und ebenfalls silbrig behaarten Stengeln. Farbe und Behaarung weisen darauf hin, dass sie an Trockenheit angepasst ist. Sie bevorzugt warme Standorte, stammt sie doch aus Südeuropa.
Bei uns kommt sie etwa so häufig vor wie ein historischer Wagen des Airport Fire Service des Düsseldorfer Flughafens am Worringer Platz dieser Stadt., wie er auf dem Bild hinter eben einer Galerie etlicher Eselsdisteln auf einem Grünstreifen zu sehen ist. Diese Bilder sind drei Jahre alt. Die Eselsdisteln sind im Zuge der Neugestaltung des Worringer Platzes entfernt worden, obwohl sie unter Naturschutz stehen (GefGr. 3)*
Wie aber kommt es, dass eine solch seltene und in ihrem Bestand gefährdete Pflanze sich spontan auf den Verkehrsinseln und Mittelstreifen eines einen Verkehrskontenpunkt darstellenden, innerstädtischen Platzes ansiedelt?
Nun ja, zum Einen findet sie dort ihr gemäße Bedingungen vor, d.h. Bedingungen, mit denen sie zurecht kommt. Dann aber, und das erscheint mir entscheidend zu sein, hat sie hier wenig Konkurrenz. Gerade weil diese Verkehrsinseln immer mal gemäht werden und solch ein Verkehrsknotenpunkt es für viele Pflanzen unmöglich macht, dort Fuß zu fassen, eröffnet sich für unsere Eselsdistel just jene Nische, in der sie sich durchsetzen kann. Es ist warm. Und mit den übrigen Widrigkeiten wie Trockenheit, Nächte, in denen der Taupunkt nicht erreicht wird, und Emissionen der übelsten Art kommt sie im Gegensatz zu heimischen und eigentlich vitaleren und dominanteren Pflanzen gut zurecht. "Hey, hier bin ich Ihr Brennesseln, Ihr Engelswurze, Ihr wilden Kerbel, die Ihr ach so empfindsam seid, dass Ihr das hier nicht aushaltet!" scheint sie zu melden.
Vor ein paar Tagen bei Betrachtung der Mäusegerste hatte ich darauf hingewiesen, dass die Artenvielfalt in Städten höher ist als in der die Städte umgebenden, freien Landschaft. Dazu erreichten mich etliche erstaunte wenn nicht stark zweifelnde Fragen. Ja, es stimmt. Es ist die Vielfalt nicht die Üppigkeit der Pflanzen. Gerade der Umstand, dass Pflanzen immer wieder gestört werden, was viele in der Gegend natürlich vorkommende (autochthone) Pflanzen nicht aushalten, ist es, die anderen, in einer Gegend weniger häufig oder überhaupt nicht vorkommenden Pflanzen ermöglicht, ihre Nische zu finden. Es ist nun mal so, dass in einer Stadt Bedingungen herrschen, die der an sich in dieser Gegend beheimateten Flora das Leben mitunter schwer wenn nicht unmöglich machen. Derlei Widrigkeiten sind in der Stadt ebenso häufig wie unterschiedlich. Gerade solche auf kleinste Räume beschränkten, microklimatischen und/oder emissionsbedingten (Luft und Boden betreffend) Gegebenheiten bringen es mit sich, dass sich oft schon auf wenigen Metern recht unterschiedliche Lebensbedingungen ergeben. Unter jeder dieser Bedingungen finden dann speziell angepasste Pflanzen dort und nur dort ihren Standort und eben nicht ein paar Meter weiter. In der freien Landschaft sind die spezielleren Lebensbedingungen viel großflächiger angelegt. Deshalb finden wir in den Städten auf kleinstem Raum sehr verschiedene Pflanzen, während in der freien Landschaft sich jeweils dort typische Pflanzengesellschaften aus meist wenigen unterschiedlichen Pflanzenarten bilden. Im Reich der Pflanzen geht es sehr rigoros zu. Es herrscht gnadenloser Verdrängungswettbewerb. Wer am besten mit einem Standort zurecht kommt, ist Sieger und darf leben. Das heißt nicht, dass sich, wo es sinnvoll ist, nicht auch Symbiosen zwischen unterschiedlichsten Pflanzen bilden, sich die Jungs und Mädels Grünlinge (und Pilze) nicht inniglichst zu Überlebensgemeinschaften zusammenschließen.
Die Vielfalt der in einer Stadt siedelnden Pflanzen bedeutet nicht, dass es in der Stadt allgemein besser oder günstiger zu leben ist. Eine der Climaxvegetation einer Gegend entsprechende Flora kann sich nicht aufbauen. Aber immerhin, hier bilden sich neue, den Umständen angepasste Vegetationen, die in ihrer wohltuenden Wirkung nicht zu unterschätzen sind. Solche Vegetationen rücken erst jetzt in das Blickfeld der Betrachtung. Die Forschungsergebnisse sind noch sehr lückenhaft. Das Forschungsgebiet aber ist äußerst interessant. Auffallend ist, wieviel Neophyten, Pflanzen aus weit entfernten Gebieten (z.B: neuerdings das schmalblättrige Greiskraut aus Südafrika), hier überall, auf festgetretenen Schotterplätzen, in der luftigen Höhe von Regenrinnen, ja sogar in Astgabeln von Bäumen Fuß fassen. Multikulti und Globalisierung auch im Reich der Pflanzen.
Die Climaxvegetation in der Region Düsseldorf, meinem Wohnort, denken wir uns Stadt und Menschen mal weg, wäre Wald - besiedelt u.a. von Wolf und Bär Dominante Pflanzen wären wahrscheinlich Buche und Eiche. Aber darum geht’s hier nicht. Die Mammuts und Dinosauriere sind auch mal ausgestorben. In diesem Sinne geht es auch mit der Vegetation weiter. Und wie es möglicherweise weitergeht, das ist wissenswert und interessant. Ob diese neuen Pflanzengesellschaften um uns herum nun eine Chance sind oder nicht, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind sie kein Alibi für jedwede Umweltsünde. Ganz und gar nicht. Weiter führende Bewertungen kann ich nicht abgeben, da ich solche nicht zu untermauern wüßte. Ich weiß nur, dass so Geschichten, wie jedem künstlich angelegten Tümpel das Etikett ‚Biotop‘ anzuheften und zu meinen, damit sei ein Stück Natur wieder erwacht, nicht nur lächerlich sondern irreführend sind. So einfach ist die Chose nicht.
GefGr. 1 = vom Aussterben bedroht
GefGr. 2 = stark gefährdet
GefGr. 3 = gefährdet
Die Eselsdistel ist eine 1 m bis 1,50 hoch werdende, stattliche Pflanze mit auffallend silbrig-grauen, buchtigen, stark stachelig bewehrten, großen in eine starre Spitze auslaufenden Blättern und ebenfalls silbrig behaarten Stengeln. Farbe und Behaarung weisen darauf hin, dass sie an Trockenheit angepasst ist. Sie bevorzugt warme Standorte, stammt sie doch aus Südeuropa.
Bei uns kommt sie etwa so häufig vor wie ein historischer Wagen des Airport Fire Service des Düsseldorfer Flughafens am Worringer Platz dieser Stadt., wie er auf dem Bild hinter eben einer Galerie etlicher Eselsdisteln auf einem Grünstreifen zu sehen ist. Diese Bilder sind drei Jahre alt. Die Eselsdisteln sind im Zuge der Neugestaltung des Worringer Platzes entfernt worden, obwohl sie unter Naturschutz stehen (GefGr. 3)*
Wie aber kommt es, dass eine solch seltene und in ihrem Bestand gefährdete Pflanze sich spontan auf den Verkehrsinseln und Mittelstreifen eines einen Verkehrskontenpunkt darstellenden, innerstädtischen Platzes ansiedelt?
Nun ja, zum Einen findet sie dort ihr gemäße Bedingungen vor, d.h. Bedingungen, mit denen sie zurecht kommt. Dann aber, und das erscheint mir entscheidend zu sein, hat sie hier wenig Konkurrenz. Gerade weil diese Verkehrsinseln immer mal gemäht werden und solch ein Verkehrsknotenpunkt es für viele Pflanzen unmöglich macht, dort Fuß zu fassen, eröffnet sich für unsere Eselsdistel just jene Nische, in der sie sich durchsetzen kann. Es ist warm. Und mit den übrigen Widrigkeiten wie Trockenheit, Nächte, in denen der Taupunkt nicht erreicht wird, und Emissionen der übelsten Art kommt sie im Gegensatz zu heimischen und eigentlich vitaleren und dominanteren Pflanzen gut zurecht. "Hey, hier bin ich Ihr Brennesseln, Ihr Engelswurze, Ihr wilden Kerbel, die Ihr ach so empfindsam seid, dass Ihr das hier nicht aushaltet!" scheint sie zu melden.
Vor ein paar Tagen bei Betrachtung der Mäusegerste hatte ich darauf hingewiesen, dass die Artenvielfalt in Städten höher ist als in der die Städte umgebenden, freien Landschaft. Dazu erreichten mich etliche erstaunte wenn nicht stark zweifelnde Fragen. Ja, es stimmt. Es ist die Vielfalt nicht die Üppigkeit der Pflanzen. Gerade der Umstand, dass Pflanzen immer wieder gestört werden, was viele in der Gegend natürlich vorkommende (autochthone) Pflanzen nicht aushalten, ist es, die anderen, in einer Gegend weniger häufig oder überhaupt nicht vorkommenden Pflanzen ermöglicht, ihre Nische zu finden. Es ist nun mal so, dass in einer Stadt Bedingungen herrschen, die der an sich in dieser Gegend beheimateten Flora das Leben mitunter schwer wenn nicht unmöglich machen. Derlei Widrigkeiten sind in der Stadt ebenso häufig wie unterschiedlich. Gerade solche auf kleinste Räume beschränkten, microklimatischen und/oder emissionsbedingten (Luft und Boden betreffend) Gegebenheiten bringen es mit sich, dass sich oft schon auf wenigen Metern recht unterschiedliche Lebensbedingungen ergeben. Unter jeder dieser Bedingungen finden dann speziell angepasste Pflanzen dort und nur dort ihren Standort und eben nicht ein paar Meter weiter. In der freien Landschaft sind die spezielleren Lebensbedingungen viel großflächiger angelegt. Deshalb finden wir in den Städten auf kleinstem Raum sehr verschiedene Pflanzen, während in der freien Landschaft sich jeweils dort typische Pflanzengesellschaften aus meist wenigen unterschiedlichen Pflanzenarten bilden. Im Reich der Pflanzen geht es sehr rigoros zu. Es herrscht gnadenloser Verdrängungswettbewerb. Wer am besten mit einem Standort zurecht kommt, ist Sieger und darf leben. Das heißt nicht, dass sich, wo es sinnvoll ist, nicht auch Symbiosen zwischen unterschiedlichsten Pflanzen bilden, sich die Jungs und Mädels Grünlinge (und Pilze) nicht inniglichst zu Überlebensgemeinschaften zusammenschließen.
Die Vielfalt der in einer Stadt siedelnden Pflanzen bedeutet nicht, dass es in der Stadt allgemein besser oder günstiger zu leben ist. Eine der Climaxvegetation einer Gegend entsprechende Flora kann sich nicht aufbauen. Aber immerhin, hier bilden sich neue, den Umständen angepasste Vegetationen, die in ihrer wohltuenden Wirkung nicht zu unterschätzen sind. Solche Vegetationen rücken erst jetzt in das Blickfeld der Betrachtung. Die Forschungsergebnisse sind noch sehr lückenhaft. Das Forschungsgebiet aber ist äußerst interessant. Auffallend ist, wieviel Neophyten, Pflanzen aus weit entfernten Gebieten (z.B: neuerdings das schmalblättrige Greiskraut aus Südafrika), hier überall, auf festgetretenen Schotterplätzen, in der luftigen Höhe von Regenrinnen, ja sogar in Astgabeln von Bäumen Fuß fassen. Multikulti und Globalisierung auch im Reich der Pflanzen.
Die Climaxvegetation in der Region Düsseldorf, meinem Wohnort, denken wir uns Stadt und Menschen mal weg, wäre Wald - besiedelt u.a. von Wolf und Bär Dominante Pflanzen wären wahrscheinlich Buche und Eiche. Aber darum geht’s hier nicht. Die Mammuts und Dinosauriere sind auch mal ausgestorben. In diesem Sinne geht es auch mit der Vegetation weiter. Und wie es möglicherweise weitergeht, das ist wissenswert und interessant. Ob diese neuen Pflanzengesellschaften um uns herum nun eine Chance sind oder nicht, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind sie kein Alibi für jedwede Umweltsünde. Ganz und gar nicht. Weiter führende Bewertungen kann ich nicht abgeben, da ich solche nicht zu untermauern wüßte. Ich weiß nur, dass so Geschichten, wie jedem künstlich angelegten Tümpel das Etikett ‚Biotop‘ anzuheften und zu meinen, damit sei ein Stück Natur wieder erwacht, nicht nur lächerlich sondern irreführend sind. So einfach ist die Chose nicht.
GefGr. 1 = vom Aussterben bedroht
GefGr. 2 = stark gefährdet
GefGr. 3 = gefährdet
knurps - 11. Jun, 05:22