Die Patrioten von Delmenhorst

Der Fall ist bekannt. Ein Anwalt, der nationalradikale Schläger und Holocaust-Leugner vor Gericht vertritt und ein leer stehendes Delmenhorster Hotel erwerben will, um darin ein Schulungszentrum zu errichten, eine Horde von gewaltbereiten Patrioten und deren nicht ganz so tumben, im Hintergrund agierenden Drahtzieher.

Die Delmenhorster wehren sich mit legalen Mitteln. So haben sie z.B. Unterschriften gesammelt und sich so gegen ein "Neo-Nazi"-Schulungszentrum gewandt.

Jetzt werden diese Delmenhorster von den Erzpatrioten als "Volksverräter" bezeichnet, die "vor das Reichsgericht" gehörten und, das ist die neue Dimension, die Namen der Unterzeichner des Aufrufs gegen das "Neo-Nazi"-Zentrum im Internet veröffentlicht. Der Server der Site steht in Litauen, unerreichbar für die deutsche Justiz. Das soll Angst erzeugen und die friedlichen Nazigegner radikalisieren.

Was mir Sorgen bereitet, ist die offensichtliche Sicherheit, mit der diese Nationalen ihr Geschäft betreiben. In Delmenhorst müssen sie stark sein. Wie stark sind sie neben Delmenhorst und einigen Gemeinden in den Neuen Ländern bei uns, da wo wir zu Hause sind? Und wer sind die latent Nationalen, ohne die ein solches Zeigen von Radikalität nicht möglich wäre. Was wir da sehen, ist ja nur der Gipfel des Eisbergs.

Mit Sicherheit ist genau diese Verunsicherung, die aus dem gerade Gesagten hervorgeht, von diesen Linear-Nationalen gemeint und gewollt.

Es gibt Hilfe dagegen. Ein Mindestmaß an Bildung. Doch an Schulen und anderen Förderungs- und Bildungseinrichtungen wird mehr und mehr gespart.

Eliten hin und her, Bildung in der Breite darf nicht vernachlässigt werden. Ursula von der Leyen mit ihrer ausschließlichen Förderung der gebildeten und gut verdienenden Schicht, was Geburten betrifft, ist da besonders kennzeichnend. Auch Eliteschulen sind dann kontraproduktiv, wenn sie auf Kosten der Breitenförderung erstellt werden.

Die Alternative, "Hau drauf-Parolen" und martialisches Vorgehen von Polizei oder gar Militär im Inneren (oh Schreck), noch mehr wenn die Polizei selbst dem simplifizierenden Sog des Linear-Nationalen erlegen ist, kommt den Radikal-Nationalen nur entgegen.

PS: Wer mich belehren will und darauf hinweist, dass ich nicht zwischen Patriotismus und Nationalismus unterscheide, der kann sich das sparen. Nur Träumer sehen da einen Unterschied. Die aktuellen Versuche die Vokabeln neu zu definieren, führen ins Leere oder in eine Verwirrung. Heute abend zum Fußballspiel eine Fahne aus dem Fenster zu hängen, hat mit Patriotismus so wenig zu tun wie ein Leitungsrohr mit einer Kanone.

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