Unzeit
Ich saß da. Der Bach vor mir plätscherte nicht und rauschte nicht. Er floss ganz langsam und seicht und völlig lautlos vor sich hin. Er schien als flösse er von rechts nach links. So sah es aus, weil dieser ganz leichte Wind, einer der Blätter müde bewegt und schon mal einen dünnen Zweig zu einer angedeuteten Verneigung veranlasst, entgegen der kaum merklichen Strömung wehte und so eine Bewegung der Wasseroberfläche entgegen der Fließrichtung simulierte, welche man dann erkannte, wenn ein vorzeitig welkes und von einem der Bäume gefallenes Blatt langsam und gleichmäßig auf der Wasseroberfläche schwimmend vorbeizog.
Kaum ein Geräusch. Selten mal der Ruf eines Vogels, der auch sofort wieder wie ein Versehen verstummte. Ich las in einem Buch. Dort war es später Herbst. Der erste Schnee fiel.
Noch brannte die Sonne auf meinen linken Arm. Aber ich wusste, dass sie bald auch dort vom Schatten der großen Erle mir gegenüber verdeckt sein würde.
Eine Frau kam vorbei und blieb am Ende meiner Bank stehen. Sie schaute, ich sah sie von hinten, in gespannter Körperhaltung ins grüne Dickicht. Edle Klamotten. Gepflegte Erscheinung. Ich las weiter. Irgendwann war sie verschwunden.
Ruhe, keine Bewegung.
Etwas schlurfend aber doch in gemäßigter Eile, eine gerade Körperhaltung, die sagte, dass es ihm in jugendlichen Alter verboten war, sich bei Tisch an die Rückenlehne eines Stuhles zu lehnen, krampfhaft selbstverständlich einhaltend marschierte vorbei. Im Gefolge sein kleiner Hund, dem er befahl, sofort hierher zu kommen, dies offensichtlich nicht, um mich vor dem Hund zu schützen sondern den Hund vor mir. Das sagte mir sein verächtlicher Blick. Mitten an einem Werktag im Park rumsitzen und ein Buch lesen!, stach es aus seinen leicht geröteten und schon etwas matten Augen. Das Wort ‚Ordnung‘ ging von diesem alten Mann aus. So was wie Haltung, der Haltung eines geraden Stockes, erfüllte den Ort, aber verschwand auch wieder mit dem Verschwinden des Kleinhundbesitzers.
Der Text in meinem Buch floss dahin wie der Bach vor mir, obwohl dort ganz ungewöhnliche Dinge beschrieben und Vergleiche herangezogen werden, die außerhalb des Buches weit hergeholt wirken würden.
Etwas Bauchnabelfreies in einem quer gestreiften T-Shirt gezogen von einem mittelgroßen Hund an langer Leine glitt an mir vorbei. Ein Schmetterling schüttelte seinen Zick-Zick-Kurs kurz über den Boden. Mal wendete ein leichter Windhauch eines der vertrockneten Blätter auf dem Weg vor mir. Überall hier war es grün, nicht nur an diesem Bach.
Stille.
Ein Samen der nahen Linde fiel an seinem Stiel, der fest mit einem vertrockneten Flugblatt verbunden ist, sich propellerartig drehend fast senkrecht ins Grün. Zwei Schmetterlinge tanzten lautlos umeinander.
Ich stand auf und ging. Dies war heute kein Ort für mich. Die Straße hatte mich wieder.
Kaum ein Geräusch. Selten mal der Ruf eines Vogels, der auch sofort wieder wie ein Versehen verstummte. Ich las in einem Buch. Dort war es später Herbst. Der erste Schnee fiel.
Noch brannte die Sonne auf meinen linken Arm. Aber ich wusste, dass sie bald auch dort vom Schatten der großen Erle mir gegenüber verdeckt sein würde.
Eine Frau kam vorbei und blieb am Ende meiner Bank stehen. Sie schaute, ich sah sie von hinten, in gespannter Körperhaltung ins grüne Dickicht. Edle Klamotten. Gepflegte Erscheinung. Ich las weiter. Irgendwann war sie verschwunden.
Ruhe, keine Bewegung.
Etwas schlurfend aber doch in gemäßigter Eile, eine gerade Körperhaltung, die sagte, dass es ihm in jugendlichen Alter verboten war, sich bei Tisch an die Rückenlehne eines Stuhles zu lehnen, krampfhaft selbstverständlich einhaltend marschierte vorbei. Im Gefolge sein kleiner Hund, dem er befahl, sofort hierher zu kommen, dies offensichtlich nicht, um mich vor dem Hund zu schützen sondern den Hund vor mir. Das sagte mir sein verächtlicher Blick. Mitten an einem Werktag im Park rumsitzen und ein Buch lesen!, stach es aus seinen leicht geröteten und schon etwas matten Augen. Das Wort ‚Ordnung‘ ging von diesem alten Mann aus. So was wie Haltung, der Haltung eines geraden Stockes, erfüllte den Ort, aber verschwand auch wieder mit dem Verschwinden des Kleinhundbesitzers.
Der Text in meinem Buch floss dahin wie der Bach vor mir, obwohl dort ganz ungewöhnliche Dinge beschrieben und Vergleiche herangezogen werden, die außerhalb des Buches weit hergeholt wirken würden.
Etwas Bauchnabelfreies in einem quer gestreiften T-Shirt gezogen von einem mittelgroßen Hund an langer Leine glitt an mir vorbei. Ein Schmetterling schüttelte seinen Zick-Zick-Kurs kurz über den Boden. Mal wendete ein leichter Windhauch eines der vertrockneten Blätter auf dem Weg vor mir. Überall hier war es grün, nicht nur an diesem Bach.
Stille.
Ein Samen der nahen Linde fiel an seinem Stiel, der fest mit einem vertrockneten Flugblatt verbunden ist, sich propellerartig drehend fast senkrecht ins Grün. Zwei Schmetterlinge tanzten lautlos umeinander.
Ich stand auf und ging. Dies war heute kein Ort für mich. Die Straße hatte mich wieder.
knurps - 12. Aug, 10:30
Trackback URL:
https://gnogongo.twoday.net/stories/2517429/modTrackback