Nichts mehr mit ‚Bitterprickel‘

Wochenende. Schnell noch in den Supermarkt und eingekauft. Auf den Markt und zu dem Türken mit dem frischen, tollen Gemüse zu fahren, dazu reicht die Zeit nicht mehr. Aber auch hier gibt es leckere Sachen. Und hin und wieder kann man sich auch mit Convenience-Food und industriell gefertigten, abgepackten Zutaten recht ordentlich ernähren.

Doch dieses Wochenende wird zu einem Fiasko. Der Kaffee schmeckt labberig. Das Gemüse ist merkwürdig fad. Selbst die Schokolade ist nur noch süß und geschmacklos. Der Spritzer Grapefruitsaft im gewohnten Mix ist geschmacklich nicht mehr festzustellen. Selbst das Bier schmeckt müde und süßlich. "Ah Bäh!"

Was ist passiert?

Ich wurde überlistet. Die Nachricht ‚bitter‘ wurde auf dem Weg von der Zunge zum Gehirn einfach eliminiert. Wie das? Ich habe das Kleingedruckte auf der Packung mal wieder nicht beachtet und den Satz: ‚Durch AMD geschmacksversaut" nicht gelesen

Wissenschaftler – oder soll ich Laboranten sagen? – haben einen Stoff isoliert, der dies bewerkstelligt. In den USA wird dieses AMD, so heißt der Bitterblocker, entwickelt und wird dort auch schon angewandt. Die Zulassung auf dem europäischen Markt soll folgen.

Da haben sich in mühevoller Evolution komplexe und sinnvolle Geschmacksknospen auf unserer Zunge entwickelt und dann das. Es geht weniger darum, dass wir nicht mehr gewarnt werden, wenn wir Atropin oder Strychnin in den Kaffe geschüttet bekommen haben, sondern darum, dass der Kaffee, die Schokolade, Radicchio, Rucola, Chicorée, Gurken, Kohlrabi, Salate, Artischocken, einfach Alles eine Geschmacksvariante verliert. Es geht darum, dass wir, lassen wir uns darauf ein, indem uns alles versüßt wird, geradezu infantilisiert werden, uns ein wesentlicher Reiz einfach weg genommen wird.

Wir, die wir schon die ganze Leiter der Geschmäcker erklommen haben, mag das weniger treffen. Wir meiden, wenn das Geld reicht zumindest, solche Ausgeburten des Ungeschmacks. Aber was ist mit der nächsten Generation? Die kann diese Erfahrung vielleicht nicht mehr machen und wird einer von ihnen dann irgendwann mal mit etwas wirklich Leckerem konfrontiert, wird sie es als ungenießbar von sich weisen und in dieser Hinsicht für immer dumm bleiben. Dummheit ist aber doch ein elendiger Zustand. Drücken wir es mal so aus: "Wer so was isst, hört und liest auch Dieter Bohlen."

Ich will meinen bitteren Chicorée haben. Ich will das Flirren zwischen bitter und süß meiner Praline schmecken. Ich will wissen, was ich esse. Ich mag mir eine süße Pizza nicht mal vorstellen.

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