Früher verband sich der Begriff
Chaostage mit Treffen in Hannover. Dort randallierte man in frisch-witziger Weise oder ließ auch mal ein wenig Aggression ab. Es galt, die von der Obrigkeit geführte Punkerkartei ad absurdum zu führen, indem sie mit den Namen und Anschriften möglichst vieler Bürger gefüllt wurde. Datenflut und Falscheinträge sollten die Kartei lächerlich machen.
Auch hier in Düsseldorf auf der Ratinger Straße wanderten Punks und ganz liebe Jungs und Mädels zur Altstadtwache, wo ein (illegales) Schwarzbuch geführt wurde, in welchem alle Punks, die irgendwie aufgefallen waren, eingetragen worden waren. Diese Besucher des Polizeireviers verlangten Einblick in das Schwarzbuch. Wenn sie ihren Namen dort nicht verzeichnet fanden, bestanden sie darauf, sofort und in ihrer Gegenwart dort manifestiert zu werden, was auch meist gelang.
Heute blickt man nach Berlin und schaut den gewählten Chaoten in Regierung und Opposition zu oder wird von Bildern und Aussagen der nahezu Irren in Rundfunk und Fernsehen verfolgt. Unausweichlich und einfach nur traurig. Witzig ist dort nichts. Selbst ein Lächeln ist eingefroren. Herrschte bei den Punks noch Leidenschaft, so finden wir in Berlin nur wenn auch wortreiche und laute Tristesse. Übernahmen die Punks noch die Verantwortung für das, was sie anstellten, finden wir eine solche Haltung im aktuellen politischen Bewusstsein als inzwischen überwundene, historische Lächerlichkeit wieder.
Der Punk hat sich überlebt. Eines der damals noch scherzhaft gemeinten Mottos:
"Für die ultimative und totale Rückverdummung der Menschheit!" hat sich überraschender Weise und so nicht gewollt erfüllt, das allerdings nicht in Hannover sondern in Berlin, der Stadt des grenzenlosen Rückschritts. Waren seinerzeit solche Chaostage zeitlich und örtlich beschränkt, so beobachten wir heute eine Dauerveranstaltung und eine sich schleimpilzartig alles überwallende Ausdehnung in die Fläche.