Stadt- Industrieflora

Mittwoch, 11. Juli 2007

Schmalblättriges Weidenröschen

Weidenroeschen-s1

Epilobium angustifolium
Onagraceae

Das Zottige Weidenröschen habe ich schon weiter unten behandelt. Hier ist jetzt das Schmalblättrige Weisenröschen.

Ich kenne das schmalblättrige Weidenröschen zu Mengen auf den Trümmerhalden der Nachkriegszeit wachsend und später bei Besuchen der subborealen Zonen Nordeuropas, wo es auf sumpfigen, nährstoffarmen Böden flächendeckend vorkommen kann. Dort übrigens auch in einer weiß blühenden Variante, die mir hier in den gemäßigten Zonen noch nicht begegnet ist.

In der Stadt finden wir das schmalblättrige Weidenröschen auf Standorten mit nährstoffarmen Böden mit ausreichend Feuchtigkeit, Kahlschlägen, an Ufern, Böschungen, Schutthalden und anderen Ruderalsituationen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Weidenröschen sind die Blüten nicht radiärsymetrisch sondern zygomorph, d.h. es lassen sich nicht beliebig viele Symmetrieachsen legen sondern nur eine. Bestimmend ist hier die Schwerkraft. (sog. Gravitropismus)

Die in einer aufrechten Traube angeordneten Blüten blühen von unten nach oben auf, was der Fremdbestäubung zugute kommt. Das schmalblättrige Weidenröschen ist die Pflanze, anhand der die Fremdbestäubung durch Christian Konrad Sprengel 1790 entdeckt wurde. Seine Entdeckung wurde 1793 mit seinem Werk „Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“ veröffentlicht. Die Abblühfolge von unten nach oben in einem längeren zeitlichen Ablauf bringt es mit sich, dass sich an ein und derselben Pflanze gleichzeitig Knospen, Blüten und Früchte befinden.

Heute ist das schmalblättrige Weidenröschen bei uns eher selten geworden. Das hier fotografierte Exemplar stand einsam und alleine auf einem Pflanzbeet des Parkplatzes von Aldi an der Münsterstraße.

Weidenroeschen-s2

In der Literatur findet man Hinweise, dass junge Blätter, Stängel und Wurzeln essbar seien. Blätter und Wurzel sollen als Tee zubereitet hilfreich bei Prostata-Beschwerden und Reizblase sein. Extrakte aus kleinblütigen Weidenröschen-Sorten werden in Apotheken angeboten.

Kollateralschaden

Kollateralschaden

Eine Sophora japonica vom Abriss eines Hauses geschädigt.

Staubblaetter

Die Menge des bei dem Abriss eines Hauses entstehenden Staubs ist trotz ständiger Wasserzufuhr auf das Abrissgut enorm. Er füllt die Luft und verteilt sich über ein weites Gebiet, wo er sich als unerwünschte Schicht ablagert oder in feineren Teilen in die Wohnungen dringt und in noch kleineren Teilen unsere Atemorgane belegt.

Blätter fangen in großem Maß solche Stäube auf, was gut für uns aber möglicherweise schlecht für die Pflanze ist. Pflanzenbewuchs mindert also nicht zuletzt wegen der großen Oberfläche der Blätter ansonsten frei schwebenden Staub dadurch, dass er ihn bindet. Beim nächsten Regen wird er abgespült und gelangt so auf den Boden, wo er sich mit der Erde verbindet und nicht mehr als Staub aufgewirbelt werden kann.

Hier, bei einem Hausabriss, ist es drastisch sichtbar. Aber es funktioniert auch bei Autoabgasen und ähnlichen Emissionen. Das gilt auch für Feinstäube.

Das ist eine Funktion des städtischen und stadtnahen Grüns.

Dienstag, 10. Juli 2007

Lorbeerkirsche

Lorbeerkirsche
Prunus laurocerasus
Rosaceae

Die Lorbeerkirsche ist eine beliebte, immergrüne Zierpflanze, die sowohl im öffentlichen Grün, in Kübeln aber auch in Vorgärten angepflanzt wird. Dieses Jahr tragen sie ungewöhnlich üppig Früchte. Das kann darauf hinweisen, dass auch die Ernte bei Pflaumen und Zwetschgen dieses Jahr gut ausfällt. Die Früchte der Lorbeerkirsche sollte man allerdings nicht essen. Wenn auch das Fruchtfleisch so gut wie giftfrei ist, enthalten die Früchte insgesamt jedoch stark giftige Substanzen. Kinder sind somit vor dem Verzehr zu warnen. Das funktioniert so gut wie immer. Kinder sind da sehr gelehrig. Es besteht also kein Anlass, Lorbeerkirschen zu entfernen. Wenn wir alle giftigen Pflanzen vernichteten, sähen unsere Gärten sehr traurig aus. Oder wollen Sie auf ihren Rhododendron verzichten, die Ligusterhecke schleifen und die Azaleen von der Fensterbank entfernen oder den Weihnachtsstern verdammen?

Montag, 9. Juli 2007

Grosses Flohkraut

Flohkraut
Pulicaria dysenterica
Asteraceae

Das große Flohkraut kommt auf feuchten Wiesen, an steinigen Fluss- und Bachufern und an den Rändern von Wassergräben vor. Ich bin ihm in der Gegend von Düsseldorf bisher nur auf einer mit Basaltsteinen aufgeschütteten, lehmigen Böschung unmittelbar am Rhein begegnet. Dort war sie mit der Sumpfschafgarbe vergesellschaftet.

Dieses Foto habe ich jedoch mitten in der Stadt im Hinterhof der Martinstraße 9 gemacht. Und siehe da. Nicht weit davon fand ich auch einige, wenn auch kleine Exemplare der Sumpfschafgarbe. Das ist erstaunlich. Ein gepflasterter Hof als Feuchtbiotop? Es muss wohl so sein. Ich konnte nicht erkennen, wie es kommt, dass dieser Hof ganz untypisch für städtische Hinterhöfe feucht ist. Aber auch die übrige, für eine steinige Situation üppige Vegetation weist darauf hin. Stehendes Wasser habe ich nirgends gesehen.

Die Pflanze ist von medizinischer Bedeutung. Lange Zeit wurde sie als Mittel gegen die Ruhr angewandt, weshalb sie auch Ruhrwurz genannt wird. Der Name Flohkraut erklärt sich wohl daher, dass verbrennt man die Blüten, der dabei entstehende Rauch Insekten vertreibt.

Hier gedeiht sie mitten in einem Gewirr üppigen Grüns. Wir sehen die schmalen, dunkelgrünen Blätter des schmalblättrigen Geißkrauts, das als einer der jüngsten Neophyten seinen Weg aus Süd-Afrika zu uns gefunden hat und erkennen die kleinen, weißen Blüten des Franzosenkrauts, das keineswegs aus Frankreich stammt, was man dem Kraut, so man es als Unkraut ansieht, gerne anlastet, sondern aus Südamerika. Ein echter Neophyt auch dieses Kräutlein.

Götterbaum im Hinterhof

Goetterbaum
Ailanthus altissima
Simaroubaceae

Im jugendlichen Stadium bildet der Götterbaum, wie er völlig zu Unrecht heißt, bis über 1 m lange Blätter aus, was ihn zur Palme des kleinen Mannes macht. Damit hat sich aber auch schon erschöpft, was man Positives über ihn sagen kann. Dieser äußerst schnellwüchsige Baum aus China breitet sich epidemisch in den Städten aus und übertrifft damit noch die aus Amerika stammende Robinie. Es handelt sich also um einen invasiven Neophyten.

Wenn er blüht, dann stinkt er. Will man ihn entfernen, was auf Grund seiner Fähigkeit, aus der Wurzel immer wieder auszutreiben, gar nicht so einfach ist, sollte man Schutzbrille und Handschuhe tragen. Berühren frischer Schnittstellen kann unangenehme Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Sägespäne sind nicht einzuatmen.

Während er in der Schweiz und in Österreich systematisch entfernt wird, hält man ihn in Deutschland (noch) für harmlos, obwohl er die heimische Vegetation verdrängt. Zugute kommt ihm dabei seine Resistenz gegen Salz, Trockenheit und Industrieabgase.

Im Hinterhof der Martinstraße 9 wachsen aus den Fugen des Basaltsteinpflasters unzählige Exemplare ungestört heran, was aufzeigt, dass er sehr genügsam ist und überall sein Plätzchen findet.

Der Götterbaum hat auch eine Wiener Geschichte. Dort hatte man spitz bekommen, dass auf ihm ein Spinner gedeiht, der einen seidenähnlichen aber robusteren Faden als Seide liefert. Man schrieb das Jahr 1856, als man ihn dort einführte und versuchte, eine Seidenindustrie aufzubauen. Der Baum gedieh, dem Spinner aber war es zu kalt. Jetzt plagt man sich mit diesem inversiven Neophyten rum. Schmäh! Bald ist es wieder so weit. Im Juli erscheinen die stinkenden Blüten, ihr Wiener. Möge geraspelter Götterbaum Eure Sachertorte zieren!

Angesichts des Götterbaums versinkt im Hinterhof die Sonne im Schornstein.

Leinkraut und Löwenmaul

Leinkraut-und-Loewenmaul

Leinkraut-BlueteEchtes Leinkraut
Linaria vulgaris
Plantaginaceae






Loewenmaul-BlueteLöwenmäulchen
Antirrhinum majus
Plataginaceae

Hier finden wir das echte Leinkraut in Nachbarschaft zum Löwenmäulchen. Beide sind sie Kulturfolger. Während sich das echte Leinkraut schon in vorgeschichtlicher Zeit dort ansiedelte, wo der Mensch Wälder gerodet hat und die freie Fläche von Aufwuchs befreit und häufig gestört wurde, wandert das große Löwenmäulchen nun aus den Gärten in Nischen, die sich in der Stadt und dort vor allem zwischen Pflastersteinen an Mauern anbieten. Nur dort habe ich es zumindest bisher gefunden.

Beide gehören sie zur Familie der Wegerichgewächse. Es ist aber nicht so, dass das Löwenmäulchen aus dem Leinkraut gezüchtet wurde. Das Löwenmäulchen stammt ursprünglich aus Südamerika. Das Leinkraut besiedelte einst die Küstenregionen Mitteleuropas.

Zur Befruchtung der Blüten bedarf es kräftiger, schwerer Insekten, da die untere ‚Lippe’ der Blüte herabgedrückt werden muss, um die Blüte zu öffnen und an den Nektar zu gelangen und damit die Sexualorgane zu erreichen. Bei uns schaffen das nur die Hummeln.

Gefunden habe ich die Beiden und noch mehr, mit dem ich nun gar nicht gerechnet habe, im Innenhof der Martinstraße 9. (s. ein paar Schritte weiter unten.)

Freitag, 6. Juli 2007

Ausgewilderte Tomatenpflanze

Tomatenpflanze
Solanum lycopersicum
Solanaceae

Wenn Tomaten sich von selbst auswildern und einfach so am Wegesrand wachsen, kann das schon was mit der Erderwärmung zu tun haben.

Lange Zeit trug sie den Namen 'Paradiesapfel' oder auch 'Liebesapfel'. Erst im 19. Jahrhundert übernahm man den indianischen Namen aus ihrem Herkunftsland xitomatl und glich ihn dem europäischen Sprachgebrauch an. Die Tomate stammt aus Mittel- und Südamerika.

Jetzt beginnt sie wohl, die städtische Flora zu bereichern. 'Liebesäpfel' am Wegesrand, das ist doch was.

Mittwoch, 4. Juli 2007

Zottiges Weidenröschen

Epilobium2
Epilobium hirsutum
Onagraceae

Bei genauem Hinsehen und nach dem Verzehr eines Stückchens Bitterschokolade hätte man es sehen können, dass so ein Weidenröschen zur Familie der Nachtkerzengewächse zu zählen ist. Doch dieses Violett-Rot hat uns gefangen genommen und es nicht erlaubt, diesen Schritt über die Farbgrenzen hinweg zu tun. Schließlich verbinden wir mit Nachtkerzen die Farbe Gelb.

Epilobium1

Jetzt, wo wir es wissen, fällt es gar nicht schwer, die Ähnlichkeiten zu erkennen. Die Blätter, die Blüte, der aufrechte Wuchs, und vor allem die Früchte ähneln denen der Nachtkerze sehr. Die Samen sind stark behaart, so dass sie vom Wind befördert werden können. Da sie zudem leichter als Wasser sind, können sie auch durch Fließgewässer verbreitet werden.

Epilobium3

Von allen Weidenröschenarten, die ich kenne, hat das Zottige Weidenröschen die größten Blüten. Das sieht schon richtig schmuck und kaum noch nach Unkraut aus. Im Gegensatz zu anderen Weidenröschenarten ist dieses hier stark und von unten her bezweigt. Es bevorzugt feuchte Lagen. Es kann ihr Überleben nicht nur durch generative Vermehrung über Samen sichern sondern auch vegetativ durch Wurzelausläufer. Drüsenhaare und Nadelkristalle bewirken, dass das zottige Weidenröschen von Viehfraß weitgehend verschont bleibt.

Donnerstag, 28. Juni 2007

Kartoffelrose

Die aus China stammende Kartoffelrose bringt alles mit, um den Unbilden eines Stadtlebens zu trotzen. Sie verträgt Abgase, Trockenheit und sogar Versalzungen. Sie blüht und blüht, während gleichzeitig schon die großen Hagebutten reifen. Solch eine lakonisch einfache, duftende Blüte hat eine gewisse Anziehungskraft

Rosa-rugosa1
Rosa rugosa
Rosaceae

Das meint auch die Biene.

Rosa-rugosa-Biene1

Der Reiz, der Mensch und Biene anzieht, wird für Mensch und Biene aber recht unterschiedlich sein.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Prunkwinde

Ipomoea
Ipomoea tricolor
Convolvulaceae

Die Prunkwinde ist eine bei uns einjährige Winde, die wegen ihrer bis zu 15 cm im Durchmesser großen Blüten angebaut wird. Dieses Jahr finden wir sie in Düsseldorf in fast allen von der Stadt bepflanzten Blumenkübeln. Sie kann bis zu 4 Meter hoch werden.

In ihrer Heimat gilt sie als Droge. Die Samen dieser Prunkwinden-Art werden bei nativen mexikanischen Stämmen aufgrund ihrer medizinischen, psychoaktiven Eigenschaften unter dem Namen Tlitliltzin als Halluzinogen genutzt. Sie enthalten den Wirkstoff LA-111.

Düsseldorf pflanzt somit Drogenpflanzen ins öffentliche Grün, könnte man sagen. Aber es geht um die himmelblauen, großen Blüten. Um sie als Drogenpflanze zu sehen, müsste man wissen, dass Ipomoea tricolor -Samen halluzinogene Wirkung haben. Das aber weiß keiner.

In Andalusien wächst in nahezu jedem Garten und an jedem Zaun eine Sorte in einem etwas dunkleren Blau. Man spricht dort von dem 'Cielo de Mallorca' und weiß sehr wohl um die halluzinogene Wirkung der Pflanze. Schließlich spricht man dort wie in Mexiko Spanisch.

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