Samstag, 5. August 2006

Urdenbacher Büdchen

Buedchen-Urdenbach
Düsseldorf-Urdenbach

Hummeln mögen’s warm

Die Verhaltensbiologen Lars Chittka vom Queen Mary College der Universität London und seine Kollegen Adrian Dyer, Sarah Arnold, Beverley Glover und Heather Whitney vom Department of Plant Sciences der Universität Cambridge haben herausgefunden, dass Hummeln beim Besuch von Blüten diejenigen bevorzugen, die wärmer sind als andere.

Die Hummel hat zwar die Fähigkeit, sich per Muskelbewegung selbst zu erwärmen, um aber die dabei verbrauchte Energie zu sparen, ziehen sie es vor, die für ihre Flugfähigkeit notwendigen 30° Körpertemperatur anders als durch eigene Anstrengung zu erreichen. Warme Blüten und warmer Nektar sind da sehr willkommen.
Es gibt Pflanzen, die in der Lage sind im inneren ihrer Blüten Wärme zu erzeugen. Das sind jedoch nur wenige. Die überwiegende Zahl an Pflanzen nutzt Gewebestrukturen und Blütenfarbe, um Sonnenenergie einzufangen.

Da Hummeln, die zu den Bienen gehören, über einen gut ausgebildeten Geruchssinn verfügen, kann ich mir vorstellen, dass wärmerer Nektar eher bemerkt wird als kühlerer. Doch das scheint es nicht zu sein. Die Hummeln scheinen einen Zusammenhang zwischen Blütenfarbe und Temperatur festzustellen und zu lernen, denn wärmerer und kühlerer Nektar in gleichfarbige Kunstblumen verteilt, ließ keine Bevorzugung der wärmeren Quelle durch die Hummeln erkennen.

Weshalb erzähl ich das? Ich muss gestehen, dass ich das nur mache, weil ich vor allem die dicken, dunklen aber auch die kleineren mit dem kupfer rot-braunen oder dem gold-gelben Hinterleib mag. Nur pelzig müssen sie sein. Und brummen müssen sie. Das hat so was Gutmütiges. Außerdem gefällt mir ihr wissenschaftlicher Name "Bomba", den ich merkwürdigerweise nicht mit dem Wort ‚Bombe‘ in Zusammenhang bringe. Die Überschrift müsste somit eigentlich "Ich mag Hummeln" lauten.

Rosa-rugosa

Nichts mehr mit ‚Bitterprickel‘

Wochenende. Schnell noch in den Supermarkt und eingekauft. Auf den Markt und zu dem Türken mit dem frischen, tollen Gemüse zu fahren, dazu reicht die Zeit nicht mehr. Aber auch hier gibt es leckere Sachen. Und hin und wieder kann man sich auch mit Convenience-Food und industriell gefertigten, abgepackten Zutaten recht ordentlich ernähren.

Doch dieses Wochenende wird zu einem Fiasko. Der Kaffee schmeckt labberig. Das Gemüse ist merkwürdig fad. Selbst die Schokolade ist nur noch süß und geschmacklos. Der Spritzer Grapefruitsaft im gewohnten Mix ist geschmacklich nicht mehr festzustellen. Selbst das Bier schmeckt müde und süßlich. "Ah Bäh!"

Was ist passiert?

Ich wurde überlistet. Die Nachricht ‚bitter‘ wurde auf dem Weg von der Zunge zum Gehirn einfach eliminiert. Wie das? Ich habe das Kleingedruckte auf der Packung mal wieder nicht beachtet und den Satz: ‚Durch AMD geschmacksversaut" nicht gelesen

Wissenschaftler – oder soll ich Laboranten sagen? – haben einen Stoff isoliert, der dies bewerkstelligt. In den USA wird dieses AMD, so heißt der Bitterblocker, entwickelt und wird dort auch schon angewandt. Die Zulassung auf dem europäischen Markt soll folgen.

Da haben sich in mühevoller Evolution komplexe und sinnvolle Geschmacksknospen auf unserer Zunge entwickelt und dann das. Es geht weniger darum, dass wir nicht mehr gewarnt werden, wenn wir Atropin oder Strychnin in den Kaffe geschüttet bekommen haben, sondern darum, dass der Kaffee, die Schokolade, Radicchio, Rucola, Chicorée, Gurken, Kohlrabi, Salate, Artischocken, einfach Alles eine Geschmacksvariante verliert. Es geht darum, dass wir, lassen wir uns darauf ein, indem uns alles versüßt wird, geradezu infantilisiert werden, uns ein wesentlicher Reiz einfach weg genommen wird.

Wir, die wir schon die ganze Leiter der Geschmäcker erklommen haben, mag das weniger treffen. Wir meiden, wenn das Geld reicht zumindest, solche Ausgeburten des Ungeschmacks. Aber was ist mit der nächsten Generation? Die kann diese Erfahrung vielleicht nicht mehr machen und wird einer von ihnen dann irgendwann mal mit etwas wirklich Leckerem konfrontiert, wird sie es als ungenießbar von sich weisen und in dieser Hinsicht für immer dumm bleiben. Dummheit ist aber doch ein elendiger Zustand. Drücken wir es mal so aus: "Wer so was isst, hört und liest auch Dieter Bohlen."

Ich will meinen bitteren Chicorée haben. Ich will das Flirren zwischen bitter und süß meiner Praline schmecken. Ich will wissen, was ich esse. Ich mag mir eine süße Pizza nicht mal vorstellen.

Es wächst so schön

Ich bin kein duseliger Öko-Freak, kein Anhänger okkulter Lehren, die das Ernten der Gurken nur bei Mondlicht, und nachdem man dreimal in eine Kuhhorn geblasen hat, erlaubt, kein schwärmerischer Naturapostel – die Natur funktioniert rigoros als Verdrängungswettbewerb, sozusagen alttestamentarisch – und halte den liebevollen Blick auf das Topfpflänzchen zwar für tolerabel aber ebenso für idiotisch. Ich halte es hingegen für erlaubt und unumgänglich, empirische und wissenschaftlich empirische Erkenntnisse über das Gedeihen von Nutzpflanzen in deren Aufzucht einfließen zu lassen. Das meine ich voranstellen zu müssen, um nicht in einen falschen Geruch zu kommen. Andererseits verstehe ich zu viel vom Gartenbau und damit auch von der Biologie der Pflanzen, um diese Nachricht hier zu unterdrücken, allerdings auch wieder zu wenig, um eine gültige Aussage über den Grad der Gefährdung des untenstehenden Gegenstandes zu machen. Des ungeachtet hier dann doch der Hinweis.

Das Wachstum einer Frucht, zumindest das von Kernobst (Äpfel, Birnen, Weintrauben etc.) wird von Phytohormonen – ob das der richtige Begriff ist oder Ferment nicht doch angemessener ist, lassen wir hier mal offen – gesteuert. Diese werden von den Kernen (die kleinen braunen Dinger in der Mitte z.B. des Apfels) ausgeschüttet. Ihr kennt doch alle die beliebten kernlosen (seedless) Weintrauben.
Tja, wie schaffen die das denn mit dem Fruchtwachstum? Da sind doch gar keine Kerne. Gute Frage. Die für das Wachstum notwendigen Phytohormone werden regelmäßig auf die Früchte gespritzt. So geht das. Nun sind Phytohormone nicht unbedingt verdammenswert. Jede Pflanze enthält sie. Aber in unnatürlich hoher Konzentration und/oder in Form ihrer synthetisch nachempfundenen Variante können sie äußerst schädlich sein, so dass die Anwendung solcher Wachstumsförderer in Deutschland verboten ist. Soweit ich weiß, ist der Handel mit derart behandelten Früchten ebenfalls untersagt. Es besteht allerdings keine Deklarationspflicht. Und offensichtlich wird bei Einfuhr nicht nach Phytohormon-Überschuss bzw. der Anwendung und dem Vorhandensein von synthetischen Wachstumsregulatoren kontrolliert.

Zu der potentiellen Gefährlichkeit hier die Schluss-Sätze eines Artikels auf der page der Uni Hamburg:

"Den Hormonen ähnliche Wirkungen zeigen zahlreiche synthetisch hergestellte Wachstumsregulatoren. Diese spielen in der modernen Landwirtschaft und im Gartenbau als Unkrautvertilgungsmittel oder Wachstumsstimulus eine entscheidende wirtschaftliche, wegen ihrer Gefährlichkeit und der Toxizität der im industriellen Herstellungsprozeß anfallenden Nebenprodukte (z.B. Dioxin) eine brisante politische Rolle."

Guten Appetit.

Ein wenig feucht

Gestern war mit 24°C noch einmal ein recht warmer Tag. Bewölkung und Sonnenschein wechselten sich ab. Am späten Nachmittag begann es zu regnen, was sich am Abend und in der Nacht fortsetzte. Der dritte Regen nach der großen Hitze und großen Trockenheit. Langsam ist zu merken, wie der Boden wieder etwas Feuchtigkeit aufweist und an die Pflanzen abgeben kann. Ausreichend ist das noch lange nicht. Und für die Ernte des Getreides z.B. kommt dieser Regen viel zu spät. Auch Kartoffeln und Zuckerrüben haben stark gelitten. Lediglich sehr intensive, gärtnerische Kulturen, bei denen künstliche Bewässerung möglich und finanziell vertretbar ist, haben die tropischen Verhältnisse gut überstanden.

Die Heuernte, das Viehfutter für den Winter, ist komplett ausgefallen.

Gestern habe ich für einen Kopf Icebergsalat 99 Cent bezahlt. Für diese Jahreszeit ein Horrorpreis. So wird es weitergehen. Lebensmittel werden knapper und somit teurer werden.

Momentan scheint die Sonne. Im Westen sehe ich eine dunkelgraue Wolkenwand. Das Thermometer zeigt 19°C an. Es ist schwül und nicht morgenfrisch.

Herzbüdchen

Herzbuedchen
Münsterstraße - Düsseldorf-Derendorf

Freitag, 4. August 2006

Rumms

So machen das Andere:

Hillary Clinton fordert Rumsfelds Rücktritt

Bushig

Bushig

Die Früchte

Die Gewalt im Irak hat nach Worten von US-General John Abizaid noch nie da gewesene Ausmaße erreicht und könnte sich zu einem Bürgerkrieg entwickeln.

Auch nach Einschätzung des scheidenden britischen Botschafters ist in dem Golfstaat ein Bürgerkrieg wahrscheinlicher als der Übergang zu einer stabilen Demokratie.


Das sagen Beteiligte. So ist das, wenn man nur drauf haut, ohne einen Plan zu haben und daran zu denken, was daraus wird. Das sind Merkels Freunde. Hab‘ ich schon mal gesagt, dass Merkel nicht Deutschland ist?

Schweigen

Wenn ich Sätze wie diese lese:
Israels Bomberpiloten haben heute erneut die Infrastruktur des Libanon ins Visier genommen: Wichtige Brücken und Autobahnen wurden zerstört. Die Versorgung der Hauptstadt Beirut steht vor dem Zusammenbruch. Brücken, Elektrizitätswerke, Raffinierien: Die israelische Armee zerstört systematisch die infrastrukturellen Lebensadern des Libanon.

und dann noch höre, wie Olmert, der israelische Premier, sich in einem SZ-Interview für Bundeswehrsoldaten für eine Friedenstruppe im Libanon ausgesprochen hat und dann lese: Deutsche Reaktionen bislang: Die Regierung schweigt, dann wird mir ganz anders.

Die Infrastruktur eines Landes derart zu zerstören, dass das gesamte Leben in einem Land zusammenbricht, dann hat das nichts mehr mit der Bekämpfung von feindlichen Gruppierungen zu tun, sondern ist angesichts der militärischen Überlegenheit Israels ein Vernichtungskrieg mit Mord und Totschlag. Selbst Hilfstrupps kommen nicht mehr durch.

Olmert weiß genau, dass deutsche Soldaten nicht auf israelische Soldaten schießen können. Die Geschichte lässt das in keinem Fall zu. Olmert will also Deutschland mit in diesen Krieg hineinziehen. Und Merkel schweigt. Merkel schweigt schon lange. Bussi, Merkel.

Der österreichische Standard veröffentlicht eine Presseschau zum Thema, der man entnehmen kann, dass selbst die FAZ schreibt: Scheich Hassan Nasrallah sonnt sich im Lichte einer enorm gestiegenen Popularität, während Israels Ansehen beeinträchtigt ist, vor allem durch die Bombardierung der Infrastruktur des Libanon, welche das ganze Land trifft und zum großen Teil mit der Hisbollah und ihrer Logistik gar nichts zu tun hat.

Ab 19

Im Kongo haben Wahlen stattgefunden. Diese brachten es mit sich, dass Bundeswehrsoldaten im Kongo eingesetzt wurden. Darüber berichtet dann das Fernsehen. Das wiederum bringt es mit sich, dass ich in meinen Refers die hochpolitische google-Suche. "Brüste der Kongo Frauen" finde.

Ab 18

"Süßes macht nicht dick. Es formt", sagte ein Koch, der es schaffte, dreimal kurz hintereinander das Wort "Biscuit-Schicht" fehlerfrei auszusprechen.

Die Ärzte (1982)

Die-Aerzte
In der "Uel" - Ratinger Straße - Düsseldorf-Altstadt

Büdchen Altenbrückstrasse

Buedchen-Altbrueck
Düsseldorf-Reisholz

Entlarvt

In der Straßenbahn. Ein Mädchen, der Teint ein wenig dunkler als von einem blonden deutschen Mädchen gewohnt, dunkle Haare und braune Augen hängt lässig in den Sitzen und stützt ihre mit Turnschuhen bekleideten Füße an der Kante des gegenüber liegenden Sitzes ab. Eine ältere Frau, die auf dem Weg zur Ausgangstür an ihr vorbeikommt, herrscht sie an, sie solle ihre Füße da wegnehmen. Das gehöre sich nicht. Jaja, sie wollten elegant sein. Das aber sei alles andere als elegant. Überhaupt all diese frechen ausländischen Jugendlichen. Kein Benehmen.

Ein älterer, etwas dicklicher Mann lächelt die Frau an und meint: "Hauptsache Sie benehmen sich ordentlich, dann sind wir doch alle zufrieden." Sie wendet sich schroff dem Mann zu und brüllt mit sich überschlagender Stimme und rot anlaufend: "Sie, Sie dreckiger Fettwanst! So was wie Sie, so was sollte man vergasen!" und verlässt die Straßenbahn.

Video-Überwachung

Video-Überwachung meint bis auf wenige Ausnahmen, dass Aufzeichnungen gemacht werden, die im Falle eines Ereignisses nachträglich zur Täterfindung herangezogen werden können.

Eine Liveüberwachung ist gar nicht möglich. Sie würde unvorstellbar viele Personen hinter Monitoren fesseln.

Video-Überwachung kann somit nur insofern präventiv wirken, als sie abschreckend wirkt. Verhindern kann Video-Überwachung so gut wie keine Untat. Das Sicherheitsgefühl, welches die meisten Video-Überwachungsanlagen vermitteln sollen, beruht auf einer Täuschung, denn derjenige, dessen Sicherheitsgefühl gestärkt wird, geht von falschen Voraussetzungen aus.

Bewegungsprofile lassen sich damit, wird die Video-Überwachung durch andere bekannte oder vorgesehene Methoden der Überwachung ergänzt, sehr wohl erstellen. Somit dürfte evident sein, dass Video-Überwachung einerseits lediglich das Sicherheits-Gefühl anspricht aber andererseits nur sinnvoll zur Erstellung von Bewegungsprofilen sein kann. Hin und wieder kann sie auch hilfreich bei der Aufklärung sein. Dann aber ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen. Eine Erhöhung der Sicherheit ist damit nicht erreicht.

Büdchen Vennhauser Allee

Buedchen-Vennhauser
Endhaltestelle Vennhauser Allee - Düsseldorf-Eller

Donnerstag, 3. August 2006

Die Schlinge

Das ist keine Schlinge mehr, die sich um unsere Hälse zuschnürt, es ist ein Netz, das über uns geworfen wird. So ein Netz hat den Vorteil, einfacher und pauschaler geworfen werden zu können.

Schäubles alte Idee, die Maut dazu zu nutzen, Bewegungsprofile zu präzisieren und zu erweitern und auf die Bewegung mit dem Auto auszudehnen, wird wieder aufgenommen. Und diesmal scheint die Sache durch zu gehen.

Ergänzt wird das dank zweier Koffer, in einem von diesen soll eine Tüte aus dem Libanon gefunden worden sein. Hier bemüht man sich, Bahnpassagiere wie Flugpassagiere zu überprüfen und namentlich zu erfassen. Zusätzlich sollen alle Bahnhöfe mit lückenloser Videoüberwachung versehen werden.

Wann kommt der RFID-Leseautomat, der den obligatorisch am Körper zu tragenden RFID-Chip liest, wenn wir unsere Haustür passieren, in ein Geschäft eintreten, die Straßenbahn, den Bus betreten und verlassen.

Alle Vorbereitungen sind getroffen, um einen totalen Überwachungsstaat im Handumdrehen ohne Gesetzesverletzung zu installieren. Die Geschichte zeigt, dass da, wo es solche Möglichkeiten gibt, diese auch genutzt werden.

Da leben wir. Es sind nicht die da oben. Wir sind es selbst, die sich diese schöne neue Welt bauen. Wir sind es auch, die diese Möglichkeit nutzen werden. Dann allerdings haben wir ganz schnell die da oben. Gegen die ist dann kaum noch anzukommen.

Die anderen Waben dieses Netzes habe ich bereits beschrieben. Jeder einzelne Faden erscheint nicht beunruhigend. Es ist die Vielzahl der Garne, die das Netz komplett und immer engmaschiger machen.

Noch können wir die Bande in die Wüste schicken.

PS: Ein Lichtblick

Rukatunturi (Fortsetzung)

Der Anfang steht hier

Nach etwa zwei Stunden schlingernder Fahrt auf der Schotterpiste erreichte ich die kleine Siedlung am Rukatunturi. Die drei Laternen leuchteten schon und auch die Tankstelle, die ich anfuhr, war in Neonlicht gehüllt.

Ich parkte mein Auto, oder das, was man mal als solches ansehen konnte, an der Seite und stieg aus. Der Mann von der Tankstelle sah den Schrotthaufen und begrüßte mich mit einem lauten: "Raindeer!", was nicht als Frage gedacht war. Unfälle mit Rentieren sind in dieser Gegend recht häufig und das besonders abends und nachts. Die Tiere pflegen nämlich dann, wenn es kalt wird, die von der Sonne aufgeheizten Asphaltflächen aufzusuchen und sie nicht etwa zu überqueren sondern als bequemen Weg zu benutzen oder in kleinen Rudeln dort auf der relativ warmen Unterlage zu lagern. Selbst bei den in Finnland erlaubten 100 km/h ist dann der Bremsweg zu kurz, wenn man der Tiere hinter einer Kurve gewahr wird, und man rasselt in sie hinein.

Ich verneinte und versuchte, dem Tankstellenwärter zu erzählen, was geschehen war und fragte ihn, ob er eine Möglichkeit sieht, das Auto soweit wieder in Ordnung zu bringen, dass ich damit wenigstens bis zu der nächsten Stadt fahren könne. Er nickte und vertröstete mich auf den nächsten Tag. Ich solle gegen 9:00 Uhr vorbeikommen. Ich bedankte mich und machte mich in Richtung Hotel auf.

Ich wusch mich, wechselte die Kleidung und verspürte einen unbändigen Hunger. Die Abendessenszeit war vorbei. Doch es gab noch was zu essen. Nur eben nicht das vorgesehene, recht preiswerte Menü. Das Essen war reichlich und schmackhaft aber teuer. Egal. Essen hält Leib und Seele zusammen. Ich muss dann zurück im Zimmer recht bald in Morpheus Armen gelandet sein.

Pünktlich um 9:00 Uhr kam ich an der Tankstelle an. Ich fuhr weisungsgemäß das Auto auf einen freien Platz neben der Tankstelle. Man schaute sich den Haufen verbogenes Blech und das verbogene Rad an und nahm schon mal die Windschutzscheibe und legte die nebenan auf die festgefahrene Erde.

Der Tankstellenwärter und zwei Helfer beratschlagten etwas auf Finnisch. Und dann ging’s los. Ich musste mich ins Auto setzen und nahe an einen Baum fahren. Um diesen Baum wurde eine eiserne Kette gelegt, welche am anderen Ende an dem Schwingarm, der verbogen war und mein schiefes Rad trug, befestigt wurde. Dann machte man mir klar, dass ich jetzt mit Vollgas und aller Power rückwärts fahren sollte. Mir war gar nicht wohl dabei. Aber was blieb mir übrig. Wer sich in die Wildnis begibt, hat auch wilde Methoden zu ertragen.

Acht Meter Eisenkette schleuderten Zentimeter an dem Auto vorbei und hätten mich leicht erschlagen können. Die Kette war gerissen. Die Jungs ließ das kalt. Ich sollte wieder an den Baum fahren. Das gleiche Spiel noch einmal.

Diesmal hielt die Kette. Das Rad stand auch etwas gerader. Aber einmal mehr musste ich diese nordisch-rabiate Weise einer Autoreparatur vornehmen. Jetzt kamen Wagenheber zum Zuge. Schließlich stand das Auto auf stabilen Holzklötzen. Einer der Jungs machte sich mit einem Vorschlaghammer über meine Radaufhängung her und erreichte auch noch wesentliche Verbesserungen, während der andere schon in den Wagen reichte und erst einmal die Sitze ausbaute und dann einen Wagenheber ausprobierte, der sich aber als zu kurz erwies. Auch hier halfen Kanthölzer, die zwischen Dach und Auflagefläche des Wagenhebers gebracht wurden, so dass mit dem Wagenheber auf dem Boden des Innenraumes Grund habend mit der Verlängerung durch das Kantholz das Dach Stück für Stück angehoben und wieder in Form gebracht wurde. Besondere Aufmerksamkeit widmete man dem Bereich der Windschutzscheibe. Dort war die Sollform erstaunlich schnell wieder hergestellt. Einer nahm die auf dem Boden liegende Scheibe, versenkte einen dicken Faden in die Gummidichtung, welche die Scheibe umrundete, setzte die Scheibe unten in die Karosserie ein und schwupp den Faden herausziehend saß die Windschutzscheibe wieder fest im Rahmen.

Der Wechsel von Autoscheiben ist im nördlichen Finnland in etwa so normal wie bei uns ds Luftdruck prüfen. Das bringen diese Schotterstraßen nun mal mit sich. Da fliegen selbst bei langsamer Fahrt Steine durch die Luft. Jede Begegnung mit einem anderen Fahrzeug kann da zum Verlust eines Glases führen, sei es ein Scheinwerfer, ein Blinklicht oder eben auch die Windschutzscheibe. Nicht wenige Autos sah man deshalb mit vergitterter Windschutzscheibe, Gittern über den Scheinwerfern oder über der gesamten Front. Diese Gitter waren angeschraubt und konnten somit in zivileren Gegenden wieder abgeschraubt werden. An den großen Straßen gab es zwar keine Ortschaften noch Häuser, aber so alle 20 km eine Station, die mehrsprachig neue Scheiben offerierte und offensichtlich sinnvoll und einträglich war.

Das Auto bekam wieder Gesicht. Das Dach war zwar noch ordentlich onduliert aber hatte wieder überall in etwa die Höhe, die es mal gehabt hatte. Die Motorhaube schloss wieder. Die Gläser der Scheinwerfer, bzw. die Scheinwerfer waren hier nicht zu ersetzen. Da machte ich das, was ich immer in solchen Fällen machte. Ich schnitt die bei solchen Reisen immer mitgeführten Bahnen klarer Plastikfolie zurecht und ersetzte das Glas mittels Gaffaband durch Folie. Neue Birnchen waren schnell eingesetzt. Das Licht brannte wieder und die Jungs bekamen es auch hin, die Scheinwerfer so auszurichten, dass sie nicht den Mond beleuchteten.

Mein Staunen über die rauhen Methoden hier im Norden war mehr oder weniger einem Stolz auf das Geleistete gewichen. Noch eine Außenreinigung mit einem Schwall Wasser aus einer Hochdruckspritze, die jeder Feuerwehr zum Ruhme gereicht hätte und ich konnte tanken.

Ich weiß nicht mehr, was ich bezahlt habe. Es war ein Bruchteil von dem, was ich erwartet hatte. Alle waren zufrieden. Ein sinnvoller Tag. Die Abenddämmerung zog auf, als ich freudig erregt zurück zum Hotel fuhr. Diesmal kam ich rechtzeitig zum Abendessen und fiel danach müde ins Bett und schlief bis in die Puppen.

Nach einem finnischen Frühstück, das man übrigens aufs Zimmer gebracht bekommt, mit reichlich Kaffee, diesen trockenen, gewellten und normalen Brotscheiben, Butter, Wurst und Käse, einer Kanne Piima, der geschlagenen Buttermilch und ein paar Süßigkeiten setzte ich mich in mein Auto, welches in Deutschland nur als Wrack gelten konnte und wirklich nur aus Beulen bestand und innen noch gut feucht war und begann meine Reise zurück in die Heimat. 2.300 km etwa, aber erst einmal ca. 800 ewige Kilometer bis Turku.

Erst musste ich ein Gefühl für dieses in keiner Weise TÜV-fähige Gefährt bekommen. Das Rad wies immer noch ganz hübsch in eine und nicht die gerade Richtung. Hand vom Steuer nehmen, war nicht. Immer Gegenlenken. Bis 80 km/h war der Wagen auf Asphalt zu beherrschen, wenn ich nicht scharf bremsen musste. Oberhalb 80 km/h fing der Schrotthaufen an zu schwimmen. Mancher Belag ließ auch nur 60 km/h zu.

Also zurücklehen und unendliche Kilometer durch die Kiefernwälder, an Seen vorbei, mal hier mal da ein Haus und alle 100 km eine Tankstelle abspulen. Ich nahm die direkte Route. Erst einmal nach Oulu und dann die E 75 Richtung Helsinki aber in Jyväskylä nach Turku abbiegen. Man ist dort allein. Die wenigen Autos, die einem begegnen, vermitteln einem nicht das Gefühl sich in menschlicher Umgebung zu befinden.

Turku erreichte ich am Abend. Ich erwischte eine finnische Fähre. Das war mir sehr recht. Die haben im Gegensatz zu den schwedischen, die sehr gelackt daherkommen, etwas russisches, einfaches. So war es auch kein Akt, das Auto im Bauch des Schiffes unterzubringen. Die unter Zeitdruck stehenden Männer winkten einen rein, zeigten, wo man parken sollte. Handbremse anziehen. Gang einlegen. Das war’s. Ich begab mich an Deck und erforschte das Schiff. So eine Fahrt verbringt man nicht in einer Kabine. Mein Geld war auch ziemlich am Ende. Und ich musste sicher noch zweimal Tanken. Auf einem Zwischendeck, welches noch hinten offen war, gab es so Sessel, wie sie in Flugzeugen üblich sind, verstellbar, so dass man die Rückenlehne nach hinten senken und vorne eine Fußstütze ausfahren konnte. Das reicht zum Ruhen wenn nicht gar zum Schlafen. Solch einen Sessel besetze ich. Vor mir war eine Art Saal. Holzplanken als Fußboden und rundum an den Schiffswänden eine unendliche Bank, auf der sich finnische Frauen und Männer, Familien mit Kindern breit machten.

Ich lief noch mal nach hinten, als das Schiff Fahrt aufnahm und sah mir die Lichter Turkus an, wie sie langsam hinter dem Horizont verschwanden. Wieder in meinem Sessel drückte ich immer mal ein Auge zu und versuchte zu schlafen. Da vor mir aber war keine Ruhe. Die Leute verteilten Decken auf dem Fußboden zogen sich bis auf die Unterwäsche aus um sich zur Nacht zu kleiden. Einige legten sich schlafen, andere steuerten in den Schlafanzügen Richtung Theke, die ganz hinten in einer Ecke umlagert wurde. Es war weniger eine Theke als vielmehr ein Alkoholverkaufsstand. Kaum ein Finne lässt sich das entgehen. Alkohol in jeder Menge und das verglichen mit den Horrorpreisen, die man auf Land dafür bezahlen musste, zu Spottpreisen.

Das Schiff fuhr fast geräuschlos durch die Nacht und ich fragte mich, wie der Steuermann es schaffte, ohne jede Sicht die überall oft nur Zentimeter aus dem Wasser guckenden, abgerundeten Felsen, die Schären, zu umschiffen. Ich sagte mir, dass die das täglich bewerkstelligten und wenn auch auf geheimnisvolle Weise aber dann doch immer hinbekamen. Der Kahn, nein das Deck sollte jedoch bald in heftiges Schwanken geraten. Das nicht wirklich aber dennoch offensichtlich. Immer mehr Gestalten torkelten die vielleicht 20 Meter von der einen Wand zur anderen Wand, einige der Schlafanzugträger grunzten irgendwelche Frauen an, was wohl Flirten sein sollte. Egal. An Schlafen war nicht zu denken. Da war nur noch Torkeln, Grunzen und Gröhlen. Bald konnten sich Einige nicht mehr auf den Füßen halten, fielen hin und schliefen hin und wieder schnarchend ein. Kurz gesagt, es war ein Riesenfest, ein Fest, das sich so mancher Finne aber auch Schwede gönnt, auch wenn er eigentlich nirgends hinfahren will sondern die Fähre lediglich nimmt, um sich mal so richtig zu besaufen, das dicke Ding los zu lassen.

Wenn einer zu agil wurde, kam jemand in schmucker Schiffsuniform, drehte dem Renitenten den Arm um und verfrachtete ihn in eine Zelle. Auf dem Schiff gab es eine ganze Galerie Gefängnis – na sagen wir Ausnüchterungszellen.

Ich blinzelte etwas müde in die aufgehende Sonne, erinnerte mich, dass wir mitten in der Nacht in Åland angelegt hatten, und diese hübsche junge Frau, die draußen an der Reling stand, wenn ich dort mal frische Luft holte und der ich mich gerne genähert hätte, am Hafenkai irgendso einem Insulaner um den Hals gefallen war, als wir Schweden erreichten.

Die Fahrt runter vom Schiff auf schwedisches Staatsgebiet erfolgte über eine Rampe die nach oben führte. Und da oben stand in dunkelblauen Uniformen die Grenzwacht, die Zöllner oder die Polizei. Was weiß ich? In jedem Fall unangenehm. Hier war wieder Menschenland mit Vorschriften und Gesetzen. "Noch etwa 1.500 km", schoss es durch meinen Kopf. Sollte die Fahrt hier zu Ende sein? Zwei von diesen Uniformierten schauten auf mein Auto, dann aber auch wieder weg. Ich passierte die Reihe der Männer in ihren Uniformen und fand mich auf schwedischer Landstraße wieder. Erleichtertes Durchatmen. Getankt hatte ich noch in Finnland. Das musste reichen quer durch Schweden bis Göteborg. Auf denn. Irgendwann begann es zu regnen. Ärgerlich. Nicht mal 50 konnte ich mit meinen jetzt schräg abgefahrenen Reifen fahren. Über 40 km/h gab es nur noch Aquaplaning. Jetzt war ich ein Hindernis im Verkehr, denn hier gab es ihn wieder, den Verkehr. Der Regen hörte wieder auf und die Sonne schien auf eine milde, aufgeräumte schwedische, seenreiche Landschaft. In der Nähe von Örebrö war es, als die Polizei mich anhielt. Papiere. Ein Blick auf mein Auto und vor allem meine abgefahrenen Reifen vorne. Da war keine Spur von Profil mehr zu sehen. Ich bat den Beamten, mich fahren zu lassen. Ich wäre auch ganz vorsichtig und wolle nur nach Hause. "Wenn der Reifen bis auf die Karkasse abgefahren ist, müssen Sie aber den Reifen wechseln" meinte der Polizist und wünschte mir eine Gute Reise. Puh, noch mal gut gegangen.

Ich weiß nicht mehr, wann ich in Göteborg angekommen bin. Ich weiß auch nicht mehr, wie die Fähre aussah, die mich nach Frederikshaven in Dänemark brachte. 3 Stunden dauerte die Überfahrt. Das ist nicht so eine lange Reise wie von Turku nach Kapelisk. Ich habe keine Erinnerung, ob da wieder Polizei an der Grenze stand. Ich war ziemlich fertig. Doch viel war geschafft. Heimatliche Gefilde erschienen greifbar nahe. Es galt nur noch, einmal Dänemark in voller Länge zu nehmen. Gute Landstraße. Aber auch Ortsdurchfahrungen. Nicht so toll, wenn man total übermüdet und fertig ist und gleichzeitig in einem Schrotthaufen von irgendwo kommt und dieses ganze Gefleuche und die Regeln und Straßenverkehrsordnungen nur in die Tonne stampfen könnte.

Es war später Abend als ich in die Nähe der deutschen Grenze kam. Seit einer Weile fuhr ich schon durch lästigen und immer dichter werdenden Nebel. In Sichtweite der deutschen Grenze gab es eine Tankstelle. Dort hielt, tankte ich und kam mit den Tankstellenmenschen ins Gespräch. Die schauten sich mein Auto an, schüttelten mit dem Kopf und auf den Grenzposten zeigend meinte der eine: " Da kommen Sie nicht durch! Nie und nimmer." Ich meinte, dass ich schon zwei Grenzen erfolgreich überwunden hätte. Da meinte er nur. "Ja sicher. Aber das ist die deutsche Grenze!"

Ich sah, dass der Nebel dichter und dichter wurde und wartete. Ich weiß nicht, ob es eine halbe oder eine drei viertel Stunde war. Dann setzte ich mich ins Auto, legte meine Papiere neben mich auf den Beifahrersitz und vertraute auf meine das Auto im Nebel unkenntlich machenden, blendenden Scheinwerfer. Unmittelbar vor der Grenze knipste ich die Innenbeleuchtung an, passierte den Posten in seinem Häuschen im Schrittempo. Die Papiere hielt aus dem Fenster. Der Typ winkte mich durch, nicht ohne sofort danach hinter mir her "Stop! Halt!" zu rufen. Aber da war ich schon im Nebel verschwunden, in die nächste Seitenstraße abgebogen, noch ein wenig zick-zack-gefahren um in einem verschwiegenen Waldweg die Lichter zu löschen.

Es war Freitagnacht. Flensburg war nicht zu umfahren aber alles andere und vor allem Hamburg sehr wohl. In Hamburg wäre ich ausgerechnet so gegen 5:00 Uhr morgens, der Zeit, zu der die Polizei alles, wirklich alles vor allem auf Alkoholkonsum hin kontrolliert. Für die wäre ich und mein Auto ein willkommenes Fressen gewesen. Hamburg zu umfahren, ist nicht so einfach, vor allem nicht nachts ohne Ortskenntnis und in meinem übermüdeten Zustand. Doch es gelang mir. Die Sonne schien wieder, als ich zwischen Hamburg und Bremen auf die Autobahn traf und die nächste Raststätte anfuhr.

Erst einmal einen ordentlichen Kaffe trinken. Dann ab zu den Toiletten und Waschgelegenheiten. Aus dem Spiegel schaute mich ein rasputinisches, rotäugiges, bartstruppiges Gespenst an. Wasser tut gut. Und dann rasieren. So ein Auto fahren und dann noch unrasiert und dreckig stinken, das gibt noch mehr Minuspunkte. Auch das Hemd habe ich gewechselt. Dann endlich Frühstück. Ganz gepflegt und so bürgerlich wie diese ausgeschlafenen Wochenendausflügler da an den anderen Tischen, Frühstück.

So wieder der deutschen Anständigkeit und Ordentlichkeit genügend schritt ich unbekümmert zu meinem Auto, stieg ein, startete den Motor – tausend fragende Augen starten auf meinen Schrotthaufen - und fuhr tausend offene Münder hinter mir lassend los. Der Verkehr hielt sich im Rahmen. Es galt nur, rechtzeitig die Polizei zu sehen, um dann so versteckt wie möglich zu fahren. Die letzten 400 km. Alles ging gut. Ich hatte die Autobahn in Düsseldorf/Mettman verlassen, fast zu Hause, da kommt aus der Seitenstraße, aus dem Wald die Polizei angefahren – Schreck – und wendet wieder auf der Seitenstraße zurück in den Wald. Der letzte Rest Adrelanin, der noch in mir steckte, hatte sich in Adern und Kopf gepumpt. Noch zwei Kilometer. Meine profillosen Reifen knabberten sich den Bordstein hoch. Mein Auto stand vor meiner Wohnung.

Ende

Weisser Beinwell

Weisser-Beinwell

Beinwell ist ein weit verbreitetes und häufig vorkommendes Kraut. Meist blüht er in rosa-violetten Farbtönen. Auffallend ist, dass auf einem Brachgelände am Mörsenbroicher Ei gegenüber dem ARAG-Tower ausschließlich weißblühende Pflanzen vorkommen. Wenn man näher hinsieht, erkennt man, dass die Blüten in der Nähe der Basis deutliche Fraßlöcher aufweisen. Diese wurden von Bienen oder Hummeln - sehr wahrscheinlch Hummeln - verursacht. Sie schaffen es nämlich nicht, durch den engen Blütenkelch an den begehrten Nektar zu gelangen und bohren einfach in der Nähe der Nektarkammern am Blütenboden diese Löcher, um so an ihre Nahrung zu gelangen.

Alte Zeiten - Frisch auf der Zunge

Eine Vorortsiedlung mit sauberen, zweigeschossigen Häuschen und ebensolchen sauberen Handtuchgärten davor. Schräg hinter mir in dem Wartehäuschen einer Bushaltestelle sitzt ein älterer Mann. Es nähert sich eine grauhaarige, alte Frau, die 70 hat sie deutlich überschritten, und will sich ebenfalls setzen, zögert aber. "Dass auch immer alles so dreckig sein muss", sagt sie. Der Mann schaut sie an und meint: "Die Sitze sind sauber. Die sind nur ein bisschen alt, da gibt es selbst bei solchen Plastiksitzen schon mal Risse, Kratzer und Löchlein, aus denen der Schmutz nicht mehr ganz zu entfernen ist. Auf dem Weiß sieht man das dann so. Aber die Sitze sind sauber." Die Dame setzt sich.

"Ach, die Jugend heute", ja tatsächlich, das sagte sie, "überall müssen sie alles schmutzig machen" "Wir waren doch nicht besser", meint der Mann. "Doch, doch" meinte sie, "da musste der Vater nur mal gucken und dann war Alles in Ordnung" "Dann können wir ja froh sein, dass sich die Zeiten geändert haben" meinte nach wie vor jovial und freundlich der Mann.

"Die essen ja überhaupt nicht mehr Gekochtes!" entfuhr es ihr jetzt schon heftiger. "So weit ich das sehe, essen die lieber eine heiße Pizza anstatt eine rohe", lächelte der Mann zurück. "Die machen alles dreckig. Sehen sie sich doch mal um. Gucken Sie sich diese Sitze hier an."
"Früher waren die Bänke aus Holz, aus dunklem leicht verwittertem Holz. Da war jede Menge Dreck in den viel tieferen Rillen und Ritzen. Das sah man nur nicht so. Und Sie und ich haben die Anfangsbuchstaben unserer Namen da rein geritzt. Und das auch in die Rinde der Bäume drum herum. Das machen die jetzt nicht mehr," erklärte der Mann und fügte wohl etwas spöttisch gemeint hinzu: "Ja, früher war alles besser"

Die Frau ließ aber nicht locker. "Kochen können die auch nicht mehr. Nur Dreck machen" Jetzt wurde es dem guten Mann wohl ein wenig zu viel und er meinte: "Unter Hitler war alles besser.", ohne den Stimmfall am Ende des Satzes zur Kennzeichnung einer Frage zu heben. "Sauberer war es auf jeden Fall!" sagte sie jetzt erregt. "Meinen Sie nicht, dass Hitler es mit der Sauberkeit etwas übertrieben hat?" fragte der Mann jetzt scharf und stand auf, da der Bus kam, den er und ich nahmen. Die Frau hörte nicht auf, jetzt aufs Äußerste erregt dem Mann Weiteres über Schmutz und Dreck hinterher zu rufen. Die Tür schloss sich. Der Bus fuhr an.

Büdchen Schloss Eller

Buedchen-Schloss-Eller
Schlossallee - Düsseldorf-Eller

Früh-Stückchen

Der Eierkocher kräht und sagt mir, dass das Frühstücksei fertig ist. Ja, ich gehöre zu denen, die mit ziemlicher Regelmäßigkeit ein Frühstücksei essen. Der Kaffee dampft und duftet.
WDR 5/NDR Info versorgt mich mit den Neuigkeiten des Tages. Die Israelis greifen weiter an. Syrien soll eingespannt werden. Irgendjemand glaubt, Israel werde die Golanhöhen an Syrien zurückgeben. Auf israelischer Seite sind jetzt 10.000 Soldaten im Einsatz.
In New York ist es heiß. Die Stromversorgung ist an ihre Grenzen gestoßen. Das Gleichstellungsgesetz muss überarbeitet werden. War wohl ein Schnellschuss, was die Formulierung betrifft. Die Benutzer der Bundesbahn werden aufgerufen, auf herrenlose Koffer zu achten und diese zu melden. Nach wie vor Rätseln um die beiden gefundenen Koffer mit den Sprengsätzen. Keiner weiß etwas.
Das Thermometer steht auf 17°C. Die Straße zeigt nur noch einige feuchte Flächen. Der Himmel ist grau zugezogen.
Ein Beitrag im Radio weist darauf hin, dass in den Kriegsgebieten Blogs als von oben geleitete Propagandamittel eingesetzt werden. Weltraumspaziergang
Man erzählt sich, Merkel fordere angesichts der schlechten Ergebnisse für die CDU eine Reform der Umfrageergebnisse. Also nicht nur Bemühungen, wie bisher und realiter, sondern tatsächlich eine Reform humoris causa. Das aber muss ich nicht ernst nehmen, während ich in ein Brötchen beiße. Ein anderes Thema. Bademoden für muslimische Frauen in Sidney down under. Der Gurkini. In Schweden ist es zu einem schweren Zwischenfall in einem Atomkraftwerk gekommen.
Merkel drückt auf die Tränendrüsen der Nation und kritisiert die Haftbedingungen Michail Chodorkowskijs. Stau zischen Essen Kray und Essen Frillendorf. Gesundheitsreform-Bemühungen. Brandstiftungen an der Uni Münster in den Semesterferien. Motive unbekannt. Man tappt im Dunkeln, heißt es.
Dazwischen gammelanartiger Acid Jazz. Britta Steffen – Weltrekord 43:03. Die Ukraine bekommt eine neue Spitze
Dehydrierte Radrennfahrer sollen eine Urinprobe abgeben. Das Übliche.

Erdbeerbüdchen

Erdbeerbude
Düsseldorf-Hassels

Mittwoch, 2. August 2006

Was macht eigentlich Frau Merkel?

Bei den großen Themen findet man sie nicht. Da hält sie sich raus. Sie könnte ja was sagen, was ihr dann vorgeworfen werden könnte. Nicht überall und jederzeit kann selbst Frau Merkel nur Unverbindliches von sich geben.

Dafür gibt es aber andere Themen, zu denen man herrlich grundsätzlich Unverbindliches sagen und Allgemeingültiges daher plappern kann.

So warnt sie, selbstverständlich in der BILD-Zeitung, davor, den Rückgang der Arbeitslosenzahlen als Anlass zu nehmen, bei den Reformbemühungen nachzulassen.

Ja, man glaubt es nicht. Aber so ist sie.

Sie setzt auch Maßstäbe. Jaa. Nee wirklich. Seit Anfang Juni erklärt Kanzlerin Angela Merkel immer samstags den Bürgern per Videokurzbotschaft im Internet die Innenpolitik. Na, ganz vorne, nicht wahr?!

Angela Merkel will die Entscheidungen in der Großen Koalition straffen und effizienter gestalten. Doch ihre Pläne sind reichlich unausgegoren, meint Corinna Emundts in der Zeit. Da gibt’s ein Kleeblatt für. Viel Glück.

Ansonsten wandert sie durch die schönen deutschen Landschaften. Patriotisch, nicht wahr. Das brauchen wir, das wollen wir. Ist doch besser, als dieses stupide Politik machen. Aber sicher. Ist doch langweilig. Wofür haben wir denn .... ja, z.B. George W.Bush. Der macht doch die Politik. Muss sich eine deutsche Bundeskanzlerin nicht mehr mit rumschlagen. Mal’n Küsschen. Ja. Damit hat sich das dann auch.

Die CDU fällt in den Umfragen immer weiter zurück. Macht nichts. Oder ist das etwa wichtig? Nö, nich?

Nichtraucher wird’s freuen

Roth-Händle macht dicht

Die Imperial Tobacco Group schließt im kommenden Frühjahr ihren Produktionsstandort BTM-Roth-Händle im südbadischen Lahr (Ortenaukreis).

Solche Meldungen werden wir wahrscheinlich bald vermehrt lesen. Die Anti-Raucher-Kampagnen zeigen Wirkung. Abgesehen davon, dass Rauchen wirklich äußerst schädlich ist und wir unsere Kinder davor bewahren müssen, so gut oder hart es geht, wird sich der Markt verengen und der Raucher seinem Laster, welches man aber auch als Genuss sehen kann, mit einer beschränkteren Auswahl an Geschmacksvarianten nachgehen müssen. Zuerst trifft es, wie fast immer, die relativ noch harmlosesten Tabakfabriken. Ich bin mit Roth-Händle aufgewachsen und habe die Marke erst gewechselt, als Gauloise und Gitane in Deutschland zu haben waren. Eine Camel, eine Lucky Strike oder gar eine West und wie sie alle heißen, die Zigaretten mit verschlimmbesserten Tabaken kommen mir nicht an meine Lunge.

Via cutup

Zwei Büdchen nebeneinander

2Buedchen
Rather Kreuzweg - Düsseldorf-Rath

Nachbar

Der alte Mann setzt langsam und etwas stolperig einen Fuß vor den anderen. Gekleidet ist er wie immer. Eine dunkel grün-khaki Latzhose über einem Hemd mit großwürfeligem Muster. Von diesen Hosen und Hemden muss er jeweils mehr als ein Dutzend im Schrank haben, denn jeden Tag sieht man ihn in einer neuen Kombination verschieden farbiger Latzhosen und Hemden mit großwürfeligen und anderen karierten Mustern. Das Band, an dem er seinen struppigen Hund führt und der Hund selber sind immer die gleichen. Weil es regnet, hält er sich einen Schirm im Schottenmuster über den mit nur noch von wenigen Haaren bekränzten, breiten Kopf. Sein gutmütig wirkendes Gesicht verströmt eine Mischung aus möglicherweise beginnender Debilität und leicht amüsierter Gelassenheit. Heute umfasst seine rechte Hand nicht nur die Hundeleine sondern auch zwei Plastiktüten, die mit wer weiß was flach gefüllt sind. Jetzt ist er um die Ecke getappert und wird drei Häuser hinter der Ecke seinen Schlüssel aus der Latzhosentasche nesteln, seinen Hund veranlassen, auf der Fußmatte seine Pfoten abzuwischen und die Tür hinter sich und seinem Hund zuziehen.

Mahlzeit

Mahlzeit
Auf der Kö - Düsseldorf-Mitte

Rukatunturi

Ich hatte es vom Varranger-Fjord kommend am Inarisee vorbei zurück zum Rukatunturi geschafft. Das liegt auf Höhe des nördlichen Polarkreises. Geradezu heimatlich verglichen mit der Landschaft und dem Dasein weiter nördlich bin hin zu den Fjorden bei Vardö oder Vadsö. Dieser Ruka erhebt sich gerade mal etwa 60 Meter über die Umgebung. Das interessante an dem Felsen ist, dass sich Meter um Meter die man ihn hochschreitet, die Vegetation ändert. Hier kommen nur noch solche Gehölze vor, die dem Boden aufliegen. Er erhebt sich eben mal über die Waldgrenze.

Am Fuß des Bergchens gibt es das, was hier oben Hotel heißt. Ein Holzhaus mit mehreren Zimmern mit Dusche und eine Bar, an der man jeweils nur eine Flasche Bier erwerben kann, die nur in geöffnetem Zustand abgegeben wird. Für eine weitere muss man wieder aus dem Zimmer raus und an die Theke. Am nächsten Tag, weiß man, dass das sein Gutes hat. Nach drei Flaschen hatte ich ätzende Kopfschmerzen am nächsten Morgen. Es stehen auch grobe Tische und Stühle da, an denen es zu festgelegten Zeiten, etwas zu Essen gibt.

Vor meinem Zimmerfenster floss ein breiter Fluss, der schäumend und lärmend über große, z.T. aus dem Wasser ragende Felsen rauschte. Ein wenig erinnerte dieser Katarakt an den Rheinfall bei Schaffhausen. Trotzdem gibt es ausgewachsene Schiffe in diesem Wildwasser.

Ich hatte gehört, dass kurz vor der russischen Grenze, also im Osten und etwas nördlicher ein scheues Volk leben sollte. Skoltlappen, die vor Jahren aus Russland kommend dort angesiedelt worden waren. Überhaupt sollte diese Gegend noch wilder und noch menschenverlassener sein, als es hier im Norden so wie so schon der Fall ist.
Die Beschreibungen hatten etwas Geheimnisvolles.

Ich hatte hier Station gemacht, weil ich das Bedürfnis hatte, nach mehr als einer Woche mal wieder sprechen zu können. Es gab dort einen Kölner, der sich entschlossen hatte, dort sein Leben zu fristen. Finnen sind nicht sehr redselig, aber eine Woche lang kein Wort zu reden, ist eine harte Prüfung. Finnisch zu lernen, ist ein schwieriges Unterfangen. 15 Fälle bei der Deklination. Nominativ, Genetiv, Partitiv, Akkusativ I +II, Instruktiv,Komitativ, Abessiv, Essiv, Translativ, Inessiv, Elativ, Illativ, Adessiv, Ablativ und Allativ. Manche Wörter haben im Plural noch einen Prolativ. Alles als Suffix. Beispiel (meritse = auf dem Seeweg; von meri = das Meer) Keine Artikel, keine Präpositionen. Betonung immer nur auf der ersten Silbe, egal wie lang ein Wort ist und es gibt irre lange Worte. Dabei dann noch gedehnte und lange von kurzen Vokalen unterscheiden ohne die Stimme zu heben. Doppelkonsonaten werden ohne Holpern doppelt ausgesprochen. Dann gibt es noch Vokalveränderungen als Angleichung an einen Schönklang der Sprache. Ein Österreicher, den ich traf, verriet mir, dass er jetzt nach 19 Jahren Leben in Finnland so ziemlich fließend Finnisch spräche.

Nach zwei Tagen gelegentlichen Sprechens und der Erkenntnis, dass der Wodka hier ebenso übel ist wie das Bier rief die Wildnis und zwar nicht der Bärenpfad, auf dem man möglicherweise einem Bären aber auch einem Vielfraß, aber eher schon einem jungen Paar kurz vor der Heirat begegnen konnte, sondern in eine der verlassensten Gegenden Europas, ins Land der Skoltlappen.

Die feste Straße war schnell verlassen. Es gab Schotterpiste. Darauf fährt mit in etwa so, wie man Schiff auf einem Fluss fährt. Einer Lenkbewegung folgt de Wagen nur mit Verzögerung dann aber möglicherweise ungewohnt vehement. Das Fahren auf solcher Piste will gelernt sein. Ich habe es nicht gelernt, wie sich herausstellen sollte, obwohl ich bereits nahezu tausend Kilometer Schotterpiste im hohen Norden abgefahren war.

Schotterpiste

Dort aber ging es meist geradeaus flankiert von in den Boden gerammten Baumstämmchen, welche die Straße markieren, auch wenn hoher Schnee liegt.

Nachdem ich zwei Bäume von der "Straße" beiseite geräumt und einen Reifen, den ich bei einem Ausrutscher gegen einen spitzen Felsen kurz vor dem tiefer liegenden Gelände seitlich der Straße platt gefahren hatte, gewechselt hatte, erkannte ich so etwas wie eine Siedlung. Blockhütten im Abstand von für Finnland engen 300 bis 400 Metern. Ich hätte es mir denken können. Die Skoltlappen, so hieß es, sind scheu. Kein Mensch zu sehen. Die übliche finnische Waldesruhe, in der man das Knacken eines Astes meilenweit hören kann. Mein Auto war weit zu hören gewesen. Das musste gereicht haben, um die Hütten wie entvölkert aussehen zu lassen. Kein Mucks. Ein Regentropfen, wie er auf den lockeren Waldboden fällt, wäre gut zu hören gewesen.

Dumm, wie ich mich verhalten habe. Was hatte ich erwartet? Enttäuscht war ich schon ein wenig. Ich fuhr zurück an die Straße, hielt neben dem wie hier üblich über der Erde liegenden Benzintank und betrat den länglichen Raum, in dem man Benzin kaufen konnte, der aber auch eine Theke enthielt. Ich bestellte bei einer Frau, die gut eine alte Indianerin hätte sein können, einen Kaffee und bekam eine braune Brühe, der man einen gewissen Kaffeegeschmack nicht absprechen konnte. Erst jetzt nahm ich dieses Mädel wahr. Ungesund sah es aus. Eine Ratte, die dem Wald entwöhnt, hier in dieser Keipe ein neues Leben gefunden zu haben schien. Sie trank einen Wodka. Es müssen viele davon gewesen sein, die es so zerfressen, schmutzig, voller roter Flecken, einigen eitrigen, aufgekratzten Pickeln im Gesicht gemacht hatte. Der Begriff ‚Feuerwasser‘ drängte sich mir auf. Ich bestellte noch ein Wasser und einen Kaffee. Den überall in Finnland üblichen Piima, eine geschlagene, herrliche Buttermilch, gab es hier nicht. Ich übte mich, mich mittels einiger Gesten der alten Frau mitzuteilen. Ich murmelte was von Hyvää und zeigte nach draußen und die Arme ausbreitend bezeichnete ich die gesamte Gegend, erntete aber weder ein Kopfnicken noch sonst eine bejahende Geste. Ein kleiner Junge, den ich bisher nicht entdeckt hatte, schlüpfte durch die Tür nach draußen und verschwand in Richtung der Hütten.

Ich entdeckte ein paar in die Balken geschnitzte Runen und sah über der Theke eine Tafel, auf der auf der einen Seite das finnische Hakenkreuz und auf der anderen der russische Stern aufgekritzelt waren. Finnisch-Russische Freundschaft. Wir befinden uns in der Zeit, als es den Eisernen Vorhang noch gab. Ich machte mir jede Bewegung und jedes Detail in dem dunklen Raum erfassend Gedanken, wie man hier weitab aller Kultur und ebenso dem Wald entwurzelt leben konnte. Wie so oft in Finnland überkam mich dieses verlorene, stumm machende Gefühl, etwas das einen lethargisch sein lässt, dem Tod nahe, Bewegung kaum zulässt und Musik auf ein zwei Töne reduziert, wobei das Wie des Tones wesentlich mehr sagt als eine Abfolge von Tönen, wo man sich vorstellt, dass der Lärm einer Großstadt tödlich auf diese Leute hier wirken würde.

Der Junge, der vor einer Weile durch die Tür nach draußen geschlüpft war, kam mir entgegen, als ich den Raum verlassen wollte. Er hatte diesen offenen Blick, der einen im Norden Finnlands erst erstaunt dann nahezu verrückt machen kann. Irgendetwas in diesem Blick hatte etwas Aufforderndes. Entrann sich seinem Mund ein pfeifender Ton? Ich trat nach draußen, sah den großen Benzintank, die Benzinpumpe und die Schotterstraße, dann noch ein Blick durch die Kiefernstämme auf die Blockhäuser dahinten. Ich sah einige Frauen dort zwischen den Baumstämmen.

Ich zögerte, machte mich dann aber doch auf ins Dorf. Langsam. Manchmal verweilend. Dort angekommen sah ich ein paar Frauen mit auffallend runden Gesichtern, Schlitzaugen und noch auffallenderen Backenknochen in farbiger, fremdartiger, derber Kleidung. Ein schwerer Rock über dicken Strümpfen, eine Bluse, darüber eine feste Jacke. Auf dem Kopf eine kunstvolle, runde Kappe mit farbigen Ornamenten oder ein Kopftuch. Doch auch diese waren bald verschwunden, so dass ich sie nicht aus der Nähe sehen konnte.

Dann kam dieser ältere Mann langsam aber stetig auf mich zu. Auf dem Kopf trug er eine ebenso bunte Kappe, wie die Frauen sie trugen, nur kunstvoller in den Stickereien und mit Goldfäden durchwirkt.. Auch etwas anders geformt. Sein Sacko war aus dickem, steifem Stoff und wurde von Spangen zusammengehalten, die nach allem, was ich von Gold weiß, aus purem Gold gewesen sein müssen. Er machte eine einladende Handbewegung. Ich verbeugte mich, wohl wissend, dass ich hier ein Eindringling war. Er zeigte auf einen besonders starken, mächtigen Baum. Ich wusste nicht, was das bedeutete und wollte mich schon aufmachen, mit ihm dorthin zu gehen. Doch er machte eine ausgreifende Bewegung mit dem Arm und beschrieb einen Kreis über das Dorf, dann zeigte er mir den Arm hebend freundlich lächelnd die innere Handfläche der jetzt senkrechten Hand. Ich verbeugte mich wiederum und ging mit dem Gefühl, etwas getan zu haben, was sich nicht gehört, zur Straße zu meinem Auto.

Jetzt wollte ich weg von hier. Es ging leicht bergab auf der kurvigen Schotterstraße. Immer wieder wurde das Auto zu schnell für die engen Kurven, so dass ich nicht selten bis an den Straßenrand rutschte. Ich kannte die Gefahr und bremste immer wieder. Meine Gedanken waren jedoch bei dem soeben Erlebten. Ich lenkte, das Auto fuhr geradeaus, kurz vor der Straßenkante riss es den Wagen in die Gegenrichtung. Zart Bremsen und jetzt stark Gegenlenken. Der Wagen flog von der einen Straßenseite zur anderen, verpasste die Kante und kippte etwa einen Meter tief in ein sumpfiges Wasserloch, in dem es auf dem Dach liegen blieb.

Alles was lose auf den Sitzen gelegen hatte, lag jetzt innen auf dem Wagendach bzw. schwamm in dem Wasser, was sich dort eingestellt hatte. Ich stieg durch ein Fenster aus und betrachtete mein Auto, das wie ein Käfer auf dem Rücken und fest im Sumpf lag. Ein prächtiger Blick auf die Teile des Wagens, die man ansonsten so gut wie nie sieht. Ein klein wenig Benzin lief aus oder das, was ich für Benzin hielt. Es war die Batterieflüssigkeit.

Etwa 40 km entfernt von der nächsten richtigen Straße. Näher an Russland als an der nächsten Tankstelle. Zu essen gab es hier nichts. Selbst den Preißelbeeren war es zu weit im Norden. Ich beruhigte mich selbst, sprach mir gut zu. Die Nacht würde kalt werden und die Gegend war keine, in der man draußen schlafen sollte. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich hin- und hergelaufen war, wenigstens die Bücher und Karten aus dem See im Dach gefischt und am Straßenrand deponiert hatte. Wer wird hier schon vorbeikommen? Eine tote Straße, die vor Russland praktisch endete. Vom Auto her hörte ich, wie es regelmäßig im Sekundentakt tropfte. Das war nicht gut.

Ich hörte ein Geräusch. Das musste ein Motorgeräusch sein. Es dauerte lange, bis ein grauer, voll besetzter Kleinbus russischer Bauart um die Ecke kam. Selbstverständlich hielt er. 8 oder 9 Mann stiegen aus. Es waren Norweger. Gestikulierend bat ich sie, mir zu helfen, das Auto zumindest wieder auf die Beine zu stellen. Mit allen Mann schafften wir es, das Auto aus dem Sumpf, in dem es sich festzusaugen drohte, zu lösen und dann wieder auf die Räder zu kippen. Ich dankte. Die Norweger fuhren weiter. Wohin fuhr ein Bus Norweger in dieser Gegend am Ende der Welt?

Ich war erleichtert. Das Tropfen war nicht mehr. Das Dach war zerknittert und eingedrückt. Die Windschutzscheibe hing außerhalb der Karosserie, war aber noch heil. Die Scheinwerfer waren zerbrochen. Endlich versuchte ich den Motor wieder zu zünden. Er lief. Die nassen Bücher fanden ihren Platz auf dem nassen Beifahrersitz. Um den Wagen herum türmte sich etwa 1 Meter hoch nackter Fels. Da war kein Hochkommen. So ein bisschen Verzweiflung kam schon in mir hoch. Doch es war nicht das Ende. Immerhin konnte ich das Alles hier stehen und liegen lassen und 40 km bis zur Piste nach Inari gehen. Das ließ sich bewältigen.

Da kam doch tatsächlich ein Volvo aus der Richtung der Skolt-Lappen an. Dem entstieg ein Deutsch radebrechender Finne, was eine große Seltenheit hier im Norden ist, der mich als Erstes fragte, ob ich angeschnallt gewesen sei, etwas, was in Deutschland zu dieser Zeit noch nicht üblich war. Er zeigte sich hilfsbereit und wollte dafür sorgen, dass Hilfe käme. Ich sagte was von Autoclubbi, eines der wenigen Wörter, die ich auf Finnisch sagen konnte. Das schon deshalb, weil es eines der vielleicht 12 Wörter ist, die einer europäischen Sprache entlehnt und deshalb auch auf Finnisch verständlich ist und vertraute auf meine ADAC-Schecks.

Nach mehr als einer Stunde kam zwar kein Gelber Engel aber ein Mercedestaxi, welches ich aber nicht mit der erwarteten Hilfe in Zusammenhang brachte. Diesem entstieg ein Bär von einem Mann. Der Mercedes gewann an Bodenfreiheit. Grußlos öffnete dieser Bär seinen Kofferraum, entnahm diesem ein Tau, dass ohne Weiteres einen Kahn am Rheinkaipoller hätte halten können, wand ein Ende um seine Anhängerkupplung, suchte an meinem Auto eine geeignete Stelle für das andere Ende und fand sie an der Radaufhängung vorne. Ich kroch in mein nasses Auto, startete den Motor an, legte den Gang ein und der Mercedes zog, was so ein Diesel ziehen kann. Ohne gewünschtes Ergebnis. Schließlich fuhr der Bär rückwärts um dann mit Vollgas vorwärts zu fahren. Mein Auto stand nach einem gewaltigen Ruck auf der Piste. Ein Vorderrad zeigte noch in Richtung geradeaus, das andere aber hatte es um geschätze 30° nach innen verbogen. Ich machte ein paar Fahrversuche. Es ging.

Ich bedankte mich in allen Sprachen der Welt und dachte: "Hättest Du mal auf den Autoclub gewartet!" Der Bär stand da, hörte sich meinen Wortschwall an und stand da. Nach einer ganzen Weile, ich fragte mich, warum der nicht weiterfuhr, entrann sich dem bisher hermetisch verschlossenen Mund des Bären in reinstem Deutsch das Wort "Zahlen" Ich muss geguckt haben wie ein Meerschweinchen, das auf einmal in einem Indianertippi aufwacht, fragte wieviel das kostet, wobei mir klar wurde, das eben dieser Bär die Hilfe war, die der Volvomensch mir geschickt hatte und zahlte eine vergleichsweise niedrige Summe, die ich gut aufgerundet hatte. Der Mercedes verschwand in einer Staubwolke und ich und mein Auto, die losen Teile hatte ich mit Gaffaband, das ich auf solchen Expeditionen immer bei mir habe, befestigt, ganz vorsichtig und ganz langsam und doch schlingernd in Richtung menschlicher Besiedelung.

...... wird fortgesetzt.

Ein frischer Morgen

2Schiffe
Der Rhein hinter dem Volmerswerther Deich - Düsseldorf-Volmerswerth

Momentan 17°C. Die Straßen sind nass. Über dem Rhein liegt der typisch niederrheinische Dunst, der ein einzigartiges Licht erzeugt.

Einjähriges Bingelkraut

Mercurialis annua

Bingelkraut

Bingelkraut ist ein häufig vorkommendes mehr oder weniger unscheinbares, 20 bis 40 cm hohes Kraut. Es gehört zu den Wolfsmilchgewächsen (Euphorbiaceae). Im Gegensatz zu fast allen anderen Wolfsmilchgewächsen scheidet das Bingelkraut keinen milchig weißen Saft aus, wenn man es verletzt. Auch die Giftigkeit der Pflanze entspricht nicht der der meisten übrigen Wolfsmilchgewächse. Trotzdem soll es Bestandteil verschiedener Hexensalben gewesen sein.

Der botanische Name leitet sich von Merkur ab. Hermes soll, so die Überlieferung aus der antik griechischen Welt, die medizinischen Anwendungen der Pflanze entdeckt haben. Die Griechen nannten die Pflanze "hermu poa" (Hermesgras). Der Hermes der Griechen entspricht dem Mercurius der Lateiner.

Der volkstümliche Name Bingelkraut hat da weit menschlichere Wurzeln.

In einem meiner schlauen Bücher steht, dass das Volk in den Früchten Ähnlichkeiten mit dem behaarten Skrotum eines jungen Mannes sah. Ich muss schon sagen, dazu gehört eine gehörige Portion Fantasie. Die Früchte stehen auf einem kurzen Stiel und bestehen aus zwei nah aneinander geschmiegten Halb-Kügelchen, die grob behaart sind.

Bingelkraut2

Wenn alles, was paarig vorkommt und rundlich ist, an ein Skrotum erinnert, dann, ja, dann mag es so sein. Viel interessanter finde ich, dass dieses männliche Skrotum in wenigstens einem Sprachraum Bingel genannt wird. Das scheint mir lautmalerisch zu sein und mag Glockengeläut beschreiben. "bingel, bingel"

Die Pflanze ist zweihäusig, d.h. es gibt weibliche Pflanzen, die mit dem Skrotum, und männliche Pflanzen mit weißen Blüten, wie auf dem Bild oben zu sehen. Ich beobachte, dass sie vor allem von Schwebfliegen, diesen Wespenmimikris, beflogen werden, obwohl es hier ausreichend Bienen und vor allem kleine Erdhummeln gibt. Das Gleiche gilt übrigens auch für die in der Nähe wachsenden Wolfsmilchpflanzen (Euphorbia helioscopia).

Früher wurden die Skrotum tragenden Pflanzen logischerweise für die männlichen gehalten. Man verabreichte sie schwangeren Frauen, um zu bewirken, dass sie männliche Nachkommen zur Welt brachten. Da lobe ich mir die Wissenschaft!

Ernsthafte Vergiftungserscheinungen beim Menschen sind nicht bekannt. Trotzdem ist der Verzehr nicht zu empfehlen. Man munkelt zwar, die Briten hätten während des 2. Weltkrieges behauptet, die Deutschen würden Bingelkraut als Salat zubereiten. Sollte man jedoch einmal Bingelkraut zu sich genommen haben, so sei man darauf vorbereitet, dass der Harn sich rotblau färbt. Der in der Pflanze vorkommende Farbstoff Hermidin kann in rote, blaue und braune Farbstoffe umgewandelt werden. Beim Trocknen verfärbt sich die Pflanze blau und stinkt. Das eine bewirkte, dass man Bingelkraut einst für Indigo hielt, das andere verlieh ihr den Beinamen "Stinkerich"

Dienstag, 1. August 2006

Metamorphose

Schnell-weg

Schnell die Krücken in den Wagen geschmissen und nichts wie weg hier.

Der zweite Koffer

Jetzt ist ein weiterer Koffer, der dem in Dortmund ob seiner Explosivität sehr ähnelt, in Koblenz gefunden worden. Das trau ich nun Herrn Schäuble nicht mehr zu. Das BKA hat sich der Sache angenommen. Alle Vermutungen sind Spekulation.

Mensch

Mensch
Im K 21 - Düsseldorf-Friedrichstadt

Spät aber doch? Reden statt bomben?

Der verzweifelte Versuch, jetzt noch einen Kompromiss zu finden, wird bei dem ORF erörtert. Dort auch weitere Links.

Es kommt näher

Koffer als Sprengsatz in Dortmund.
Ist das eine Reaktion auf das deutsche militärische Engagement in Nah-Ost oder eher auf die US-hörige Politikgestaltung Angela Merkels und das Säbelgerassel Schäubles? Oder hat das nichts mit Nah-Ost zu tun? Oder geht Schäuble schon so weit, selbst die Bomben zu legen, die ihm Recht geben sollen? Letzteres ist sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Es meint, dem Mann traue ich so was zu. Die heile Welt gerät ganz hübsch aus den Fugen. Es heißt, klug, was meint, mit Bedacht zu handeln. Aber zu handeln.

Büdchen Buscherstrasse

Buedchen-Buscher
Buscherstraße - Düsseldorf-Mörsenbroich

Die Last des Lebens - rheinisch

Eben. Schichtwechsel.
Eine Haltestelle vor einem Werkstor.

Der Eine: "Haste gehört, der Bauermann, Du weißt doch, der Stief da aus der Chefetage, hat über hunderttausend Euro gewonnen."
Der Andere: "Jaa. Tragisch. – Der hat keine Möglichkeit, dat auszugeben. Da wo der wohnt, da gibt et kein Büdchen, keine Kneipe, nix."

Kleiner Unterschied

"Ich rate ab zu warten"
klang es aus dem Radio. Die weiteren Erörterungen zeigten, dass nicht das sondern vielmehr
"Ich rate abzuwarten"
also das Gegenteil gemeint war.

Stadterhebung

Gerresheim-Denkmal
Bert Gerresheim Denk-mal - Düsseldorf-Altstadt

Wir haben die Freiheit

Wir haben die Freiheit, Deutschland als die größte Kulturnation der Welt hinzustellen. Wir haben die Freiheit, zu behaupten, Shakespeare sei aus Versehen im falschen Land geboren. Auf deutschen Bühnen werde er besser gespielt und besser verstanden als in England

So geschehen im und anlässlich des 1. Weltkriegs.

Damals, im Jahr 1917, wurde übrigens angesichts der Knappheit an Brennmaterial (Spiritus, Petroleum) die Sommerzeit eingeführt. Es hieß, so könne das Tageslicht besser genutzt werden. Obstkerne wurden zur Ölherstellung gesammelt.

Bier gab es nur stundenweise. Ausgekämmtes Frauenhaar war ein wichtiger Kriegsrohstoff.

"Der Kaiser muss weg! Schluss mit dem Krieg!", schallte es auf den Straßen. Revolution 1918. Arbeiter wurden von Sozialdemokraten erschossen. Die Republik war geboren. Shakespeare gehörte wieder den Engländern. Doch das war eine Episode. Ernst Jünger schrieb Stahlgewitter und verherrlichte u.a. den Fortschritt, den technischen Fortschritt und die durch diesen ermöglichte Fähigkeit zur Massenvernichtung.

Später wurde dann ab 15:45 h "zurück" geschossen.

Das Alles haben wir geglaubt und getan. Das ist also möglich. Amerika? Freiheit?

Ich erinnere mich, dass ich in jungen Jahren diejenigen, die Geschichtsbewusstsein als Mittel zur Verhinderung der Wiederholung von Katastrophen forderten, in das bei mir nicht gerade gelobte Land der Väter und Mahner verdammte und der Auffassung war, dass ich und wir das Recht hätten, jeweils neu anzufangen.

Jetzt meine ich zu sehen, wie die Geschichte uns einholt. Sie tut es, ohne dass wir davon wissen. Um Solches nicht in ein Reich dunkler Mächte einzuordnen sondern Vorgänge rational verarbeiten zu können, ist es sicher klug, zumindest die Arbeit der Geschichtsforscher zu achten, so sie denn verantwortungsvoll arbeiten und nicht jeweils Geschichte aus der Sichtweise des Augenblicks umschreiben.

Dieses Berlin jetzt ist mir suspekt. Patriotismus ist auf einmal wieder schick.........
Der 3. Weltkrieg findet in unseren Köpfen statt. Schlachtfelder sind out. Letzteres ist somit noch kein Ruhekissen.

Smalltalk mit einem Steppke

Ich stehe am Packboard eines Supermarkts und packe den Inhalt des Einkaufswägelchens in eine Tüte. Neben mir klopft ein Steppke im Vorschulalter auf dem Brett der Ablage herum. Dann stellt er sich auf, schaut mich von unten an und fragt mit einem gespielt erstaunten Gesicht:

"Was machst Du denn hier?"

Um nicht das zu sagen, was er ohnehin sieht, frage ich zurück:

"Darf ich nicht hier sein?"

Mit dieser Gegenfrage kann er nicht viel anfangen und er schaut mich etwas verärgert an.

Um das zu überspielen und auch weil ich nichts Besseres weiß stelle ich die naheliegende Gegenfrage:

"Was machst denn Du hier?"

Das wird ihm jetzt erkennbar zu persönlich, so dass er gönnerhaft und ausweichend meint:

"Du darfst hier sein"

und fügt mit konstatierend festem Ton hinzu:

"Du bist ein Papa"

was wohl heißen sollte. "Ist schon in Ordnung. Du gehörst dazu. Akzeptiert."

Büdchen am Karolinger Platz

Buedchen-Karolinger-Platz
Brunnenstraße - Düsseldorf-Bilk

Rechtschreibreform, Nationalfeiertag und Castro

Wir haben es ja mit den Reformen. Die Regierung arbeitet sich auf vielen Feldern mit einer solchen ab und macht keine sehr glückliche Figur dabei.

Heute, 1. August, ist der Tag, an dem die neue neue Rechtschreibreform nicht mehr nur Reform ist sondern gültige Norm. Die Gegner der neuerlichen Reform der Reform sind keineswegs zufrieden und sprechen von Reformdurcheinander, doch Schüler und Schulbuchverlage müssen sich danach richten.

Wir können schreiben, wie wir es für richtig und verständlich halten. Und das ist gut so. Der neue Duden hält uns da einige Richtlinien hin.

Die Schweiz feiert heute zusätzlich noch ihren Nationalfeiertag und gedenkt des Rütlischwurs, was normalerweise mit dem Abbrennen von Feuerwerken deutlich gemacht wird. Doch solche sind in diesem Jahr in den meisten Städten und Flecken wegen Trockenheit und Brandgefahr verboten.

Ganz weit weg und noch ein paar Grad heißer übergibt Castro seine Geschäfte vorerst vorläufig an seinen Bruder Raul und lässt sich in die Gedärme greifen.

Olmert erklärt, dass der Krieg noch eine Weile in voller Härte andauern muss und lehnt es ab, sich für Kana zu entschuldigen. Merkel beschwört die UNO.

Montag, 31. Juli 2006

It's just ketchup

GW

Kana aus russischer Sicht

aus Russischer Pressespiegel von RIA/Novosti


Die Gewaltaktion Israels, die als Antiterror-Krieg gegen die Hisbollah begonnen, sich aber in einen Krieg nicht nur gegen diese, sondern auch gegen die libanesische Bevölkerung verwandelt hat, lässt einige Schlüsse ziehen, die nicht nur die beiden in den Konflikt verwickelten Seiten betreffen, schreibt die Tageszeitung "Kommersant" am Montag.

Die erste Schlussfolgerung besteht darin, dass die vor fünf Jahren in Afghanistan gegründete Antiterror-Koalition nicht mehr existiert. Der Krieg im Irak hat die Großmächte gespalten und den Glauben an die Möglichkeit einer solchen Koalition ernsthaft untergraben. Die Idee einer antiterroristischen Einheitsfront wurde aber gerade vom diesjährigen Krieg gegen Libanon endgültig begraben. In der Tat: Während die Hisbollah für die USA und Israel eindeutig eine Terrororganisation ist, so ist sie für Russland und eine Reihe anderer Länder eindeutig keine Terrororganisation - von welchem gemeinsamen Kampf gegen den internationalen Terrorismus kann dann die Rede sein?

Die zweite, paradoxe, Schlussfolgerung lautet: Die Militärs sind fähig, einen modernen Krieg gegen den Terrorismus viel schneller und verheerender zu verlieren als Politiker und Diplomaten dazu fähig wären. Wenn dieser Krieg den bewaffneten Strukturen überlassen wird und wenn man sich dabei von der alten israelischen Losung "Lasst die Armee siegen" leiten lässt, wie das in den letzten Wochen in Libanon geschieht, so wird höchstwahrscheinlich nichts Gutes daraus. Die gigantische und unbestreitbare Überlegenheit bei Menschen und Material hat mit den Angreifern einen bösen Scherz gespielt: Selbst die überaus versierten und hochprofessionellen Militärs, zu denen die Israelis zweifellos gehören, sind nicht in der Lage, die Terroristen schnell und ohne Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vernichten (gerade das wird nämlich von ihnen erwartet). Wenn es aber zu Tragödien wie jüngst im libanesischen Städtchen Kana kommt, beeilt sich nahezu die ganze Welt, sich als ein Alliierter des Schwachen eintragen zu lassen. Als Ergebnis verliert der in militärischer Hinsicht Stärkere in den Augen der ganzen Welt vor seinem schwächeren Gegner in politischer und in moralischer Hinsicht. Insofern ist es ein Weg ins Nichts, wenn man im Kampf gegen den Terrorismus auf die bewaffneten Kräfte setzt.

Der dritte und besonders paradoxe Schluss, der aus den Ereignissen in Libanon zu ziehen ist: In der heutigen Welt gibt es nicht nur keine reale Antiterror-Koalition, sondern auch keinen realen Krieg gegen den Terror. In der Tat: Wenn die Zahl der getöteten Kinder in einem Krieg, der mit den modernsten und hochpräzisen Waffen geführt wird, zehnmal höher ist als die Zahl der getöteten Menschen mit Maschinenpistolen und Granatwerfern - kann das etwa als ein Krieg gegen den Terrorismus gelten?

PS: Bemerkung von mir. Russland sollte das hier Gesagte allerdings auch auf seine Auseinandersetzung mit Tschtschenien anwenden.

Ein Gucci-Täschchen gibt man nicht aus der Hand

Honkong, ein Flugzeug der Cathay Pacific, eine Frau und ihr Gucci-Täschchen. Diese Frau muss ihr Gucci-Täschchen geradezu körperlich geliebt haben. Sie ließ es darauf ankommen und weigerte sich, ihr Gucci-Teil aus der Hand zu geben und es unter der Bank zu deponieren. Das Flugzeug war schon in Startaufstellung, konnte aber wegen der Dame nicht abfliegen. Schließlich entfernte man die Gucci-Versessene unter dem Beifall der übrigen Fluggäste aus dem Flugzeug.

Später soll sie einsichtig gewesen sein und einen späteren Flug genommen haben.

Drei Bärenjunge in Österreich

Die kleine Bärenpopulation in Österreich hat Nachwuchs bekommen. Es wurde eine Bärin mit drei Jungen beobachtet. Die Österreicher hoffen auf eine weitere Zuwanderung von Bären. Die Population sei zu klein, um zu überleben.

Israels Regierung ist dumm

Wenn arabische Zeitungen schreiben, Nasrallah habe den Arabern ihre Würde zurückgegeben und arabische Demonstranten in Berlin auf Fotos von Nasrallah Sprüche wie «Wir danken dir» oder «Wir sind stolz auf dich» zeigen, dann wird offensichtlich, welche Wirkung das Verhalten Israels hat, d.h. dass Israels Verhalten kontraproduktiv ist und nur die Zahl seiner Feinde vergrößert.

Das gleiche Spiel, welches wir schon von George W. Bush her kennen.

Fahne oder Flagge?

Nein-zum-Krieg

Ameisen zertreten

Der Bericht über den amerikanischen Soldaten, der Töten beschreibt, als sei es Ameisen zertreten oder "Du tötest jemanden und dann sagst du, ’Los, holen wir uns eine Pizza’" ist selbstverständlich ein Beispiel für Verrohung aber eben auch kennzeichnend für alle Kriege.

48 Stunden

Ich höre soeben im Radio, dass Israel das Versprechen, 48 Stunden lang Luftangriffe auszusetzen, gebrochen hat und sehr wohl "zur Unterstützung der Bodentruppen" Luftangriffe fliegt.
Auch die Hisbollah feuert weiter Raketen ab.

Am Rhein

Am-Rhein

Das blitzblanke Mädchen

Blitzblanke, strahlende Augen. Und dann doch die Tiefe eines trügerischen Maars. Darunter möglicherweise ein Vulkan, der nur ruht.

Volle Lippen, die einen Mund bilden, der nichts zu sagen braucht, ein Mund, bei dem man wartet, dass er sich nur ein ganz klein wenig öffnet. Schon so etwas wie eine Erfüllung. Darum spielt ein ganz leichtes, vielleicht spöttisches Lächeln.

Ein Glanz auf den glatten, langen, dunklen Haaren, der das Schwarz der Seidenbluse matt erscheinen lässt.

Eine Taille, die fragen lässt, ob einige Frauen zu den Insekten zu zählen sind. Darunter ein Prachtasch von jener Rundung, die Vollkommenheit symbolisiert.

Das alles betont durch einen wadenlangen, roten Glockenrock, wie er in den 50er Jahren üblich war, die engste Stelle kurz unterhalb der Knie, dann wieder ein wenig auseinandergehend, aber unterhalb der Knie so eng, dass nur Trippelschritte möglich sind.

Dazu Flip-Flops, die riemchengehaltenen Sohlen, die so lustig klatsch-batschen. Wenn man sie lässt. Aber da war der enge Rock, der Trippeln befiehlt und nichts außer schmalen, langen Stöckeln erlaubt. Die Flip-Flops wollten ausschreiten, der Rock befahl Trippeln. Heraus kam ein Gang, der nach vorne ausholen wollte, dann aber zur Seite abgelenkt wurde und den Fuß jedesmal hart seitlich aufsetzte, ein entengleiches Watscheln, der Gang eines Bauerntrampels oder der Gang eines Mädchens, das noch nicht weiß, wozu es sich entscheiden soll und muss.

Entweder dieser Rock und hohe Hacken oder aber eben nicht dieser Rock und Flip-Flops.

Bei Licht besehen

Bei-Licht-besehen

Rauchverbot

Die Welt brennt und Merkel aber auch Seehofer, Söder und die SPD kümmern sich um ein Rauchverbot.

So ist das. Ist einem das Feuerlöschen zu anstrengend, verbietet man ihm die Rauchentwicklung.

Erklärt wird das dann von der CSU in Gestalt des Herrn Ramsauer, der von "temporären Erschöpfungszuständen" spricht.

Es darf gelacht werden.

So'n Morgen

Heute morgen zeigt das Thermometer draußen auf 20°C. Das macht, dass ich fast 2 Stunden länger geschlafen habe. Das wiederum versetzt mich in die Lage zu bemerken, dass ich etlichen Schlaf nachzuholen habe. Es ist somit nicht das große, erleichternde Recken und der übermütige Blick auf einen Tag, an dem Alles passieren kann, was sich da zeigt, wenn man mich mit erhobenen, angewinkelten Armen, die Rückenmuskulatur spielen lassend und pressend und den Kopf leicht angehoben, die Augen geschlossen ein gedämpftes Knurren von mir gebend sieht. Es ist lediglich ein Ausdruck von Erleichterung und von der Annahme, dass die wochenlange Folge überheißer Tage gebrochen ist.

Gestern abend hat es sogar zweimal ein wenig geregnet. Das aber reicht bei Weitem nicht. Momentan wechselt Sonnenschein und Bewölkung und das Thermometer steigt wieder. Und doch zeigt sich ein Wetter , welches sich verglichen mit den Wochen vorher anfühlt wie Waldmeisterbrausepulver in ein Glas Wasser gerieselt und einmal umgerührt.

Für mich heißt das jetzt Frühstück. Euch allen, die Ihr nicht in Urlaub seid, eine heitere Woche.

Büdchen am Ehrenhof

Buedchem-Ehrenhof
Joseph Beuys Ufer - Düsseldorf-Pempelfort

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MrsBabbyBobby - 7. Jan, 15:49
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Hallo zusammen, also, einer hat schon mal promoviert,...
lancelot0815 - 4. Dez, 21:22
?
Das mit dem mittelmäßig verstehe ich nicht.Die Tattoos...
heike7777 - 25. Nov, 11:19
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Ein gemütliches und vor allem sauberes Studio.Eine...
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