Stammesberg

Fährt man über die Knuppertzbrück sieht man weit unter sich ausgedehnte Kleingartenanlagen auf der einen Seite, die bewaldeten Gerresheimer Höhen auf der anderen Seite und davor grünes Weideland und einen Bauernhof mit großen Stallungen. Fährt man weiter, dann begleitet einen rechts und links Buchenwald und man verlässt Düsseldorf. Biegt man jedoch rechtzeitig noch vor Hilden links ab, dann passiert man ein grünes Tal mit Wiese, das von einem Bach, den man nicht sieht sondern nur an den jetzt braunen Röhrichtinseln, welche die Wiese durchschneiden, erahnt, durchflossen zu sein scheint. Darin findet man einen Gutshof, das Gut Rothenberg. Und dann landet man da.

Knutsch

Doch erst möchte ich den Flecken zeigen, an dem ich gelandet bin. So richtig schön spießig dieser Stammesberg, gleich welcher Stamm hier einst Bären jagte.

Stammesberg

Betrachten wir den Zentralpunkt, die Mitte Stammesbergs, einer Exklave Düsseldorfs, die anderswo von einer Kirche oder einem ausgedehnten Platz oder der Dorfeiche oder -Linde mit Bänken darunter eingenommen wird, auch von der anderen Seite,

Buedchen-Stammesberg6

bevor ich des Rätsels Lösung hier präsentiere. Das Büdchen von Stammesberg.

Buedchen-Stammesberg2

Menschen sah ich hier nur wenige und wenn mal welche vorbei schlichen, waren es, zumindest als ich dort eine halbe Stunde verbrachte, ausnahmslos harte Alkoholiker bis hin zum dementen Stammler, der keinen Satz mehr bilden und kein Wort mehr verständlich aussprechen kann. So einer kam auf mich zu, riss sich, nachdem er den Reißverschluss in einem Ruck geöffnet hatte, die alte Lederjacke auf und zeigte mir mit stolzer Brust sein vergammeltes T-Shirt, auf dem in stark verblassten Farben das Logo von Bayern München zu erkennen war und gurgelte etwas, was wie: „Bayern – Bayern München – wonnen. Ha! Gegen Schalte. Jaaa! Bayern – wonnen – Schalte“ und wiederholte das noch mehrmals mit solchem Nachdruck, als sagte er mir das jeweils zum ersten Mal. Er machte eine Pause und setzte sich mit in das Bushaltestellenwartehäuschen. Jetzt nahm er meine Kamera wahr, gestikulierte wild mit dem linken Arm, die Hand des rechten Arms hielt eine fast leere Bierflasche, und zeigte mit dem Finger in Richtung meiner Kamera. „Aufpassen, aufpaaassen. Au! Aufpassen. --- Nich mich! – Nich mich! --- Ich trinke“ er zeigte auf seine Bierflasche dann auf sich und fuhr fort mit: „Nich mich!“ Dann wankte er zum Büdchen, hielt seinen Kopf in das Büdchenfenster, rührte Arm und Zeigefinger in meine Richtung und sagte der Person im Büdchen: „Aufpasse – aufpasse – der da. Oh. Oh. Aufpasse!“

Mit dem Menschen im Büdchen kam ich etwas später ins Gespräch. Ich fragte ihn, ob er das Büdchen angemalt habe. Er sei nur Aushilfe heute. Die Frau, die das Büdchen betreibe, sei krank. Der Besitzer von dem Büdchen, der habe in der Verwandtschaft einen, der so hobbymäßig sprühe und der habe das Büdchen so gemacht. Aber die Chaoten würden das alles ja zerstören. Ich sah mich um und meinte, hier sieht es aber nicht noch Randale aus. Das sind doch alles so ganz bürgerliche Häuschen hier. Die kämen nicht von hier. Die kämen aus Gerresheim oder anders wo her. Die kämen nachts und machten Randale. In das Büdchen wär’ auch schon mehrmals eingebrochen worden.

Wenn man aus dem Fensterchen des Büdchens schaut, sieht man Ulrich Wickert in einer, so nehme ich an, für ihn ungewohnten Umgebung.

Ulrich-Wickert

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