Samstag, 17. März 2007

Moos

Moos-auf-Postplatte

Nachdem Algen dafür gesorgt haben, dass etwas Sauerstoff in die Atmosphäre gelangt ist, sich Mineralien z. B als Staub zwischen den Algen angesammelt haben und es feucht genug ist, folgt als nächste Stufe der pflanzlichen Evolution, sehen wir mal von den Flechten ab, das Moos, welches hier eine Betonplatte der Deutschen Post besiedelt, schon eine deutliche Menge an organischer Substanz produziert und selbst Sauerstoff in großen Mengen abgibt. Und schon ist die Erde nicht nur öd und leer. Moose haben sich in kaum übersehbarer Vielfalt aus jenen urtümlichen Zeiten kommend bis heute behauptet und tauchen gerne dort auf, wo es gilt, Neuland, mag es noch so unwirtlich erscheinen, zu besiedeln. Sie sind viel älter als Asseln und ähnliche Land bewohnende Rudimente grauer Vorzeit. Die Bildung von organischer Substanz erweist sich dann als wesentlich für das Vorkommen von höherem Leben.

Moose verfügen noch nicht über Blüten sondern vermehren sich wie Farne und Pilze über Sporen. Sporen können oft Jahre und Jahrzehnte lang sehr unwirtliche Bedingungen wie Kälte, Hitze und Trockenheit überstehen und keimen erst aus, wenn die Situation günstig für sie ist. Außerdem können sie mit dem Wind verwehen und so weite Strecken überwinden. Letzteres macht sie nahezu omnipräsent. Der feuchte April behagt dem Moos in besonderer Weise, so dass es dann üppig und stark durchgefärbt zu bewundern ist, was sich auch der Osterhase zunutze macht, wenn er seine Eier ablegt. So war das jedenfalls damals, als es den Osterhasen noch gab.

Eisen und Stahl

Schild-MPIe Fährt man vom Grafenberger Wald kommend zurück in die Stadt, passiert man auf der Graf-Recke-Straße das Gebäude des VDI. An sich nichts Besonderes. Da war halt mal Platz für ein großes Gebäude. Unmittelbar darauf führt der Weg an der Fritz-Wüst-Straße vorbei. Fritz Wüst. Fritz Wüst? Doch schon mal gehört. Ja richtig. Anfang 1900 ein bedeutender Prof. Dr. Dr., der was mit Eisen- und Stahl zu tun hatte, forschend tätig war und in damaliger Zeit ungewöhnlich ein entsprechendes Archiv nicht etwa in Berlin, wie üblich, sondern in Düsseldorf aufgebaut hat.

Man erinnert sich auch der Großen Industrie- und Gewerbeausstellung, die vom 9. Mai bis 30. September 1880 im Zoopark, der für diese Zeit zugunsten von Ausstellungshallen evakuiert wurde, stattfand, über 1 Million Besucher aus aller Welt einschl. des Kaiser Wilhelms nach Düsseldorf brachte, eine Ausstellung, die Düsseldorf einen enormen Schub gab und die Einwohnerzahl in die Höhe schnellen ließ.
http://www.duesseldorf.de/stadtgruen/parks/parkmap/zoo/zoo1.shtml

Das Gelände um diesen Zoo herum wurde auf einmal attraktiv. Betuchte und wichtige Leute bauten sich hier ihre Villen – das Viertel hieß ab da Zooviertel, war eine gute Adresse und mit Eisen- und Stahl befasste Institute siedelten sich hier an.

Das 1917 in Aachen gegründete Kaiser Wilhelm Institut für Eisenforschung zog hierher. Institutsleiter war Prof. Dr. Dr. Fritz Wüst. 1946 wurde es in Max-Planck-Institut für Eisenforschung umbenannt und ist nach wie vor dort zu finden.

Erst kürzlich wurde dort ein Elektronenmikroskop entwickelt, das eine dreidimensionale Analyse von Nanomaterialien erlaubt.
http://www.mpie.de/1918/?L=1&type=98&tx_jppageteaser_pi1%5BbackId%5D=1914
Und morgen findet dort ein Seminar zum Thema Electrochemical Aspects of Nanowires and Nanotubes statt.
http://www.mpie-duesseldorf.mpg.de/main/?type=1&eventid=94&tx_vcdcalendar_pi1%5Baction%5D=singleView
Es lebt also und ist nicht nur ein Relikt einer vergangenen Zeit, zu der die Schwerindustrie das Bild bestimmte und Düsseldorf zum „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ avancierte.

Die Planung des heute auf der Max-Planck-Straße 1 zu findenden Gebäudes stammt aus dem Jahr 1928 und wurde von dem Baudirektor der Vereinigten Stahlwerke, Heinrich Blecken vorgenommen. Es wurde jedoch u.a. auf Grund der Wirtschaftskrise und dann leicht verändert erst 1934 erbaut. Das Gebäude ist so konstruiert, dass äußere Einflüsse wie Erschütterungen kaum einwirken. Messvorgänge sollten nicht gestört werden. Das Erdbebeninstitut in Jena wurde beauftragt, die geophysikalischen Rahmenbedingungen für dieses Bauwerk zu untersuchen. Die Stadt verpflichtete sich, dass in der Umgebung des Instituts keine Industrieanlagen und auch keine Warenhäuser und Schankstätten errichtet werden würden.

Das merkt man noch heute. Kaum eine Gegend der Stadt verfügt über so wenige Kneipen wie dieses Karée. Die Umgebung wurde als Baugebiet für Wohnungen des gehobenen Bedarfs ausgewiesen. Auch das ist noch heute deutlich zu sehen. Hier wohnt, wer immer schon reich war und nicht, wer sein Geld erst zu Wirtschaftswunderzeiten verdient hat. Hier haben sich alte Strukturen konserviert, was auch meint, dass sich hier ein Zustand erhalten hat, der Geld und Bildung synonym erscheinen lässt, welche Aussage ich erst einmal unkommentiert und neutral so stehen lassen möchte.

Neben dem Max-Planck-Institut für Eisenwesen befindet sich das Stahlinstitut VDEh, dessen Anfänge auf das Jahr 1860 zurückgehen, als engagierte Hüttenleute den Technischen Verein für Eisenhüttenwesen gründeten. 1880 wurde dieser in Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh), 2003 in Stahlinstitut VDEh umbenannt.
http://www.stahl-online.de/VDEh/startseitevdeh.htm

Gegenüber auf der Sohnstraße findet sich das HAUS DER GIESSEREI-INDUSTRIE.
http://www.ixpos.de/cln_038/nn_6694/Content/de/05__UeberiXPOS/Mitglieder/Verbaende/DGV__hidden__node.html__nnn=true.

Daneben findet man ein Schild mit einem mir zuerst rätselhaften Logo. Die Buchstaben GAZ und fünf Sterne in einem europablauen Feld. Es handelt sich nicht, wie man annehmen könnte, um eine Vertriebfirma für Gas sondern ein Institut, welches sich mit dem Prüfwesen, europäischen Normen und dort vor allem mit Normen in der Eisen- und Stahlindustrie beschäftigt.
http://www.gaz-online.de/

Etwas weiter hat die Deutsche Telekom einen Riesenquader hingestellt. Das und der aber hat nichts aber auch gar nichts mit dem zuvor Beschriebenen zu tun.

Doch noch ein ein wenig wehmütiger Blick zurück auf die Max-Planck-Straße. Dort sehen wir den Hungerturm. Er ist das Einzige, was von einem Trapistenkloster an dieser Stelle übrig geblieben ist. Man erzählt sich, dass Kinder die plötzlich zuschlagende Tür des Turms von innen nicht mehr öffnen konnten und deshalb dort verhungert sind.

Hungerturm

Hungerturm
Max-Planck-Straße 0 - Düsseldorf-Düsseltal

Villa

Villa

So z.B. sieht das aus, was wir als Kinder voller Achtung 'Villa' nannten.

Max Planck Institut für Eisenforschung

Max-Planck-Institut-e
Max-Planck-Straße 1 - Düsseldorf-Düsseltal

Emblem des Stahlinstituts

Emblem-Stahlinstitut
Sohnstraße - Düsseldorf-Düsseltal

Stahlinstitut VDEh

Stahlinstitut
Sohnstraße - Düsseldorf-Düsseltal

Haus der Giesserei-Industrie

Haus-der-Giesserei-Industrie
Sohnstraße - Düsseldorf-Düsseltal

GAZ

GAZ
Sohnstraße - Düsseldorf-Düsseltal

Macrobilder

Eine sehenswerte Bildstrecke aus dem Elektronenmikroskop zeigt die ZEIT. Großartige Bilder und Information, die nicht schaden kann. Leichte Kost ästhetisch verpackt.
http://www.zeit.de/online/2007/11/bildergalerie-wissenschaft?1

Der feine Unterschied

In Borkum sucht man vielleicht nach Muscheln, wenn man über den Strand spaziert. In Sylt geht es da etwas exklusiver zu. Man findet Kokain, fein verpackt und gleich kiloweise. Die Sylter bekommen die Nase halt nicht voll.

Das ist wie hier in Düsseldorf. In den gewöhnlichen Stadtteilen wächst Löwenzahn als Straßenbegleitpflanze, in Oberkassel blühen Malven seitlich der Straßenbahngleise und der Straße.
http://www.abendblatt.de/daten/2007/03/16/707688.html

Scharbockskraut

Scharbockskraut
Ranunculus ficaria

Das Scharbockskraut gehört zur Familie der Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse). (Hahnenfuß, Ranunkeln, Anemonen, Clematis u.a.) Sein Name erklärt sich aus Scharbock (Scorbut). Die Bätter enthalten viel Vitamin C und sollen gegen Scorbut eingenommen worden sein.

Letzteres irritiert mich ein wenig. Hahnenfußgewächse sind mir als giftig bekannt. Ich rate also nicht zu Selbstversuchen.

Das Scharbockskraut kommt auf feuchten Wiesen vor und erscheint hier in der Stadt unter Bäumen in Gesellschaft des Hainveilchens oft flächendeckend. Die glänzenden Blätter sieht man oft schon im Winter. Sie scheinen einigen Frost aushalten zu können. Die Blütezeit ist der März. Die Vegetationsperiode endet, wenn die Bäume ihr Laub entwickelt haben. Dann zieht das Scharbockskraut ein; die Blätter werden braun und verschwinden. Man sieht nichts mehr von der Pflanze.

Traum

Ich habe geträumt. Ich weiß, es gibt kaum etwas Nervenderes, als sich anderer Leuts Träume anzuhören. Deshalb nur so viel.

Ich war im Neandertal und wollte wieder nach Hause. Als ich am Bahnhof, der aussah wie der von Wuppertal-Vohwinkel vor 60 Jahren, angekommen war, musste ich feststellen, dass der letzte Zug bereits abgefahren war.

So machte ich mich zu Fuß auf. Über die Berge, so meinte ich mich zu erinnern, gab es einen Weg, der bis nach Gerresheim führte. In der Sierra de Gredos stieß ich auf ein großes Haus und wurde dort von einem bärbeißigen, grimmig dreinschauenden, älteren Mann empfangen. Als ich dort auf Toilette gegangen war, verirrte ich mich in dem dunklen Haus, das riesige hölzerne Türen aufwies und dessen Wände aus dunklem Holz bestanden. Endlich wieder bei dem grimmigen, bärtigen, alten Mann angekommen, wollte ich das Haus verlassen, als die Frau des Grimmbarts auftauchte und in akzentfreiem Deutsch sagte: „Der sieht nur so aus. Der beißt nicht.“ Sie gab mir zwei ihrer nur Spanisch sprechenden Söhne mit, die mir den Weg zur Biscaya zeigen sollten. Von dort aus, das wusste ich, kannte ich den Weg. Wir gingen durch dunkle, abweisende Dörfer, sahen schwarze, Angst einflößende Höhlen, erlebten Stürme, überstanden Regengüsse, die wir unter Felsüberhängen abwarteten, gingen über graue Seilbrücken über von riesigen Spinnen mit leuchtenden, funkelnden Facettenaugen bewohnte tiefdunkle Täler und derlei mehr. Wir glaubten, dass diese Spinnen die graue Seilbrücke gebaut hätten, um sich dort ihre die Brücke nutzende Beute zu holen. Endlich sah ich hoch von den Bergen aus die weit geschwungene Biscaya, wie sie blau und sonnenbeschienen, mit weiten weißen Stränden auf der französischen Seite herüberleuchtete. Ich überlegte noch, wie ich von dort mit meinen 50 Euros, die ich noch hatte, nach Hause käme, als ich aufwachte, auf dem Weg zur Toilette sah, dass das Büdchen gegenüber noch oder schon wieder auf hatte und sitze jetzt hier etwas ‚traumverloren’ und gleichzeitig hoch erregt mit trockenem Mund vor meinem Computer.

Hat da jemand was von diesem abartig langweiligen Second Life gesagt?

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