Barbarazweige

Ein alter Brauch ist es, am 4. Dezember Zweige mit Blütenknospen zu schneiden, sie in eine Vase im Haus zu stellen und so blühende Zweige zu Weihnachten zu haben.

Zurück geht dieser Brauch wahrscheinlich auf ein germanisches Zeremoniell, zu dem im Winter oder beginnenden Frühjahr Zweige geschnitten wurden, mit denen Kinder oder junge Frauen berührt oder auch geschlagen wurden. Mit dieser Handlung sollte die Lebenskraft der Gehölze auf die Menschen übertragen werden.

Überkommen ist uns aus dieser Zeit auch die Rute, die jetzt dem Nikolaus zugeordnet wird. Die Rute hat also nichts Strafendes sondern etwas Kraft Vermittelndes.

In der neueren Zeit wurde der 4. Dezember gewählt, weil zum Einen damit die Blüte zu Weihnachten wahrscheinlich ist und zum Anderen, die ersten Fröste übers Land gegangen sind, was nicht ganz unwichtig für den Vorgang des Aufblühens ist.

Heute hat es meist noch keinen Frost gegeben. Das kann bei einigen der traditionell verwendeten Gehölze dazu führen, dass das mit dem Aufblühen nicht funktioniert. Der Ratschlag, die Zweige zu schneiden und dann für eine Nacht in die Tiefkühltruhe zu legen, halte ich für verwegen und nicht praktikabel. Ich rate stattdessen zu Zweigen der Scheinquitte (Chaenomeles)

Jetzt ist traditionell auch die Zeit des Grünkohls. Auch der braucht Frost, um richtig gut zu schmecken. So war es zumindest lange Zeit. Eine späte Ernte bei kühlen Temperaturen erhöht den Zuckergehalt in den Blättern. Die Photosynthese funktioniert noch, doch die Umwandlung in Stärke kann wegen der niedrigen Temperaturen nicht mehr stattfinden, ein Trick der Natur, durch Erhöhung des Zuckergehalts die Eisbildung in den Zellen zu verhindern. Heute hat man Sorten gezüchtet, die auch ohne Frost einen höheren Zuckergehalt aufweisen.

Es kann also Grünkohl gegessen werden, während die Barbarazweige in der Ecke vorerst unbeachtet bleiben.

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