Erbauung in der Strassenbahn
In der Straßenbahn war es an diesem grauen, kühlen Tag angenehm warm. Nur wenige Passagiere saßen verteilt auf den Sitzen. Ein kleines Mädchen, vielleicht 4 – 5 Jahre jung, sorgte für Unterhaltung. Es tanzte in ihrem violett-rosa Mäntelchen Pirouetten drehend in der Kanzel des Waggons. Ihre schwarzen Haare waren zu zwei Zöpfchen, die rechts und links abstanden, geflochten und mit jeweils einer bunten Schleife zusammengehalten. Ihre dunklen Kulleraugen glänzten, dass es eine Freude war. Sie gluckste und lachte ein kindlich unschuldiges Lachen. Und sie konnte etwas, was kaum einer kann. Ihrem süßen, kleinen Mund entprusteten Geräusche, die allen allzu bekannt waren. Dieser kleine Charmbolzen erging sich im täuschend echten Nachmachen von Furzgeräuschen. Ich möchte sie die Nachtigall der Flatulenz nennen. Dermaßen täuschend echt und in solcher Vielfalt und Variationsbreite sie das brachte, das war einfach meisterlich. Es waren nur die Geräusche, die sie machte. Der entsprechende Geruch kam nicht auf. Einige der Fahrgäste lächelten und das Kind hatte einen unbändigen Spaß und lachte und tanzte und kullerte mit ihren Augen, während mir schräg gegenüber ein Jude, seine Kippa auf dem Kopf und eine Gebetskette durch seine Hände gleiten lassend stumm betete. Seine Lippen bewegten sich tonlos. Anstatt mit dem Oberkörper hin und her zu wippen, wie man es oft im Fernsehen sieht, vollführten seine Füße eben diese Wippbewegungen.
knurps - 21. Mär, 17:44
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