Huflattich
Tussilago farfara
Huflattich begegnen wir dort, wo kaum eine andere höhere Pflanze mehr will oder kann. Huflattich ist die Ruderalpflanze und ein wahrer Pionier, wenn es gilt, Neuland zu erobern.
Es war das Blümchen, das fast flächendeckend die Schutthalden der Nachkriegszeit besiedelte. Auch auf dem aus fest getrampelter, roter Asche bestehenden Exerzierplatz der Reitzensteinkaserne kamen sie zahlreich vor. Hier mit dem Scharfen Mauerpfeffer (Sedum acre) vergesellschaftet. Das Eindrucksvollste, was mir mit dieser Pflanze begegnet ist, war folgendes.
Neben einem Acker wurde ein neuer Fuß- und Fahrradweg angelegt. Zwei Schichten verdichteter Schotter und darauf zwei Schichten erst grober dann feiner Asphalt. Das Ganze von einer schweren Dampfwalze geglättet und festgedrückt. Im kommenden Frühjahr sah ich, wie sich an einigen Stellen der Asphalt aufwölbte, dann aufbrach und Huflattich seine beschuppten Stängel herausstreckte, blühte und endlich seine großen, auf der Unterseite filzigen Blätter hinterher schob.
Das ist es, was ich meine, wenn ich sage, dass Huflattich noch vorkommt, wo keiner sonst mehr kann. Das hat mir dermaßen imponiert, dass ich Huflattich ab da zu meinen Lieblingsblumen zähle. Ich mag auch dieses kinderblumig Einfache.
Huflattich gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae). Huflattich galt in der Volksmedizin als Heilmittel. Er gilt als schleimlösend. Auch Wundbehandlung mit zerdrückten Blättern soll heilende Wirkung zeigen. Bis mindestens in die 70er Jahre hinein wurde Huflattich in Apotheken gehandelt.
In den verkifften 70er Jahren wurde er vor allem von der weiblichen und oft in esotherischer Weise mit Kräuterhexenviertelwissen ausgestatteten, ‚Naturheilkunde’ missionierenden Hälfte der Menschheit an Stelle von Tabak zum Drehen von Joints verwendet, weil er sich weniger kratzig rauchte und dazu noch eine gesunde Wirkung haben sollte.
Heute weiß man, dass der Genuss von Huflattich in welcher Form auch immer gefährlich ist. Es sind die Abbau-Produkte der Pyrrolizidinalkaloide, die akut lebertoxisch und kanzerogen wirken.
argee gleim - 26. Mär, 17:07