Fährt man vom Grafenberger Wald kommend zurück in die Stadt, passiert man auf der Graf-Recke-Straße das Gebäude des VDI. An sich nichts Besonderes. Da war halt mal Platz für ein großes Gebäude. Unmittelbar darauf führt der Weg an der Fritz-Wüst-Straße vorbei. Fritz Wüst. Fritz Wüst? Doch schon mal gehört. Ja richtig. Anfang 1900 ein bedeutender Prof. Dr. Dr., der was mit Eisen- und Stahl zu tun hatte, forschend tätig war und in damaliger Zeit ungewöhnlich ein entsprechendes Archiv nicht etwa in Berlin, wie üblich, sondern in Düsseldorf aufgebaut hat.
Man erinnert sich auch der Großen Industrie- und Gewerbeausstellung, die vom 9. Mai bis 30. September 1880 im Zoopark, der für diese Zeit zugunsten von Ausstellungshallen evakuiert wurde, stattfand, über 1 Million Besucher aus aller Welt einschl. des Kaiser Wilhelms nach Düsseldorf brachte, eine Ausstellung, die Düsseldorf einen enormen Schub gab und die Einwohnerzahl in die Höhe schnellen ließ.
http://www.duesseldorf.de/stadtgruen/parks/parkmap/zoo/zoo1.shtml
Das Gelände um diesen Zoo herum wurde auf einmal attraktiv. Betuchte und wichtige Leute bauten sich hier ihre Villen – das Viertel hieß ab da Zooviertel, war eine gute Adresse und mit Eisen- und Stahl befasste Institute siedelten sich hier an.
Das 1917 in Aachen gegründete Kaiser Wilhelm Institut für Eisenforschung zog hierher. Institutsleiter war Prof. Dr. Dr. Fritz Wüst. 1946 wurde es in Max-Planck-Institut für Eisenforschung umbenannt und ist nach wie vor dort zu finden.
Erst kürzlich wurde dort ein Elektronenmikroskop entwickelt, das eine dreidimensionale Analyse von Nanomaterialien erlaubt.
http://www.mpie.de/1918/?L=1&type=98&tx_jppageteaser_pi1%5BbackId%5D=1914
Und morgen findet dort ein Seminar zum Thema
Electrochemical Aspects of Nanowires and Nanotubes statt.
http://www.mpie-duesseldorf.mpg.de/main/?type=1&eventid=94&tx_vcdcalendar_pi1%5Baction%5D=singleView
Es lebt also und ist nicht nur ein Relikt einer vergangenen Zeit, zu der die Schwerindustrie das Bild bestimmte und Düsseldorf zum „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ avancierte.
Die Planung des heute auf der Max-Planck-Straße 1 zu findenden Gebäudes stammt aus dem Jahr 1928 und wurde von dem Baudirektor der Vereinigten Stahlwerke, Heinrich Blecken vorgenommen. Es wurde jedoch u.a. auf Grund der Wirtschaftskrise und dann leicht verändert erst 1934 erbaut. Das Gebäude ist so konstruiert, dass äußere Einflüsse wie Erschütterungen kaum einwirken. Messvorgänge sollten nicht gestört werden. Das Erdbebeninstitut in Jena wurde beauftragt, die geophysikalischen Rahmenbedingungen für dieses Bauwerk zu untersuchen. Die Stadt verpflichtete sich, dass in der Umgebung des Instituts keine Industrieanlagen und auch keine Warenhäuser und Schankstätten errichtet werden würden.
Das merkt man noch heute. Kaum eine Gegend der Stadt verfügt über so wenige Kneipen wie dieses Karée. Die Umgebung wurde als Baugebiet für Wohnungen des gehobenen Bedarfs ausgewiesen. Auch das ist noch heute deutlich zu sehen. Hier wohnt, wer immer schon reich war und nicht, wer sein Geld erst zu Wirtschaftswunderzeiten verdient hat. Hier haben sich alte Strukturen konserviert, was auch meint, dass sich hier ein Zustand erhalten hat, der Geld und Bildung synonym erscheinen lässt, welche Aussage ich erst einmal unkommentiert und neutral so stehen lassen möchte.
Neben dem Max-Planck-Institut für Eisenwesen befindet sich das Stahlinstitut VDEh, dessen Anfänge auf das Jahr 1860 zurückgehen, als engagierte Hüttenleute den Technischen Verein für Eisenhüttenwesen gründeten. 1880 wurde dieser in Verein Deutscher Eisenhüttenleute (VDEh), 2003 in Stahlinstitut VDEh umbenannt.
http://www.stahl-online.de/VDEh/startseitevdeh.htm
Gegenüber auf der Sohnstraße findet sich das HAUS DER GIESSEREI-INDUSTRIE.
http://www.ixpos.de/cln_038/nn_6694/Content/de/05__UeberiXPOS/Mitglieder/Verbaende/DGV__hidden__node.html__nnn=true.
Daneben findet man ein Schild mit einem mir zuerst rätselhaften Logo. Die Buchstaben GAZ und fünf Sterne in einem europablauen Feld. Es handelt sich nicht, wie man annehmen könnte, um eine Vertriebfirma für Gas sondern ein Institut, welches sich mit dem Prüfwesen, europäischen Normen und dort vor allem mit Normen in der Eisen- und Stahlindustrie beschäftigt.
http://www.gaz-online.de/
Etwas weiter hat die Deutsche Telekom einen Riesenquader hingestellt. Das und der aber hat nichts aber auch gar nichts mit dem zuvor Beschriebenen zu tun.
Doch noch ein ein wenig wehmütiger Blick zurück auf die Max-Planck-Straße. Dort sehen wir den Hungerturm. Er ist das Einzige, was von einem Trapistenkloster an dieser Stelle übrig geblieben ist. Man erzählt sich, dass Kinder die plötzlich zuschlagende Tür des Turms von innen nicht mehr öffnen konnten und deshalb dort verhungert sind.