Linné – Systematiker und Sexist
Die gesamte Systematik der belebten Welt und die damit zusammenhängende Nomenklatur geht auf Linné zurück. Mit seinem Werk ‚Systema Naturae’ hat er der Wissenschaft einen großen Dienst erwiesen. Ein positiver Effekt ist, dass wir seit dem Lebewesen eindeutig benennen können und nicht mehr darauf angewiesen sind, uns im Sprachgewirr der landläufigen Bezeichnungen verirren zu müssen.
Wenn jemand ‚Tausendschönchen’ sagt, meint er vielleicht eine Bartnelke oder aber auch das Gänseblümchen oder noch viele andere Blümchen, die je nach Landschaft diesen Namen ‚Tausendschön’ tragen. Wenn aber jemand Dianthus barbatus bzw. Bellis perennis sagt, dann weiß jeder, der es weiß, was genau gemeint ist und das nicht nur in Bayern und Schleswig-Holstein sondern auch in China und den USA.
Dabei war Linné ganz hübsch versaut. Da er sich auf Griechisch und Latein austobte, war dies für die Allgemeinheit nicht offensichtlich. Seine Namensgebung zielte allzu oft auf das Sexuelle. So ist da nun mal mit Pfarrerssöhnen. Dabei beschrieb er nicht so sehr die die gesamte Natur bestimmende, erregende Sexualität sondern er spürte jedes Detail auf, ließ es sich nur mit Merkmalen menschlicher Geschlechtsmerkmale vergleichen und benennen. Seine Epigonen haben sich dem gerne angeschlossen, so dass wir heute in der ‚Systema naturae’ neben einer großen Hilfe auch einen klassischen Porno vorfinden.
Er tat dies mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und im Wissen, um die Bedeutung seines Werks. Das wird deutlich, wenn er sagt: "Deus creavit, Linnaeus disposuit"
Jede Systematisierung hat auch einen nach meiner Auffassung negativen Effekt. Wir sehen etwas, können es benennen und damit sind wir dann zufrieden. Nehmen wir z.B. Mycelis muralis – ein hübscher Name, finde ich – so sehen wir eine meist etwas im Schatten an einer feuchten Mauer wachsendes, spirriges, nichtssagendes Etwas, das der Betrachtung kaum wert zu sein scheint. Begegnet man jedoch einem Prachtexemplar dieser Species, wie ich es etwas weiter unten zeige, dann ist zumindest dieses Exemplar von erregender Schönheit und Grazilität.
Wir sollten also bei aller zur Verständigung sicher notwendigen Systematisierung nicht vergessen, die Dinge einzeln zu sehen und nicht nur als klassifiziert abhaken. Gerade der Moment, der sich der Wissenschaft, der Allgemeingültigkeit entzieht, macht die Anschauung zu einem Erleben und die Welt groß, lebendig und staunenswert. Nicht wahr, alter Schwede? Wir feiern heute den 300. Geburtstag Linnés.
Zum Schluss dann doch noch eine Schweinerei. Wenn Ihr demnächst der Dame Eurer Bewunderung eine Orchidee schenkt, übersetzt erst einmal den Namen ins Deutsche. Da hat die Dame dann was zum Anfassen und Knuddeln, nicht wahr? Und Ihr wisst, was Ihr da symbolisch auf einem silbernen Tablett serviert.
http://derstandard.at/?url=/?id=2890907
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/zeitreisen/625915/
Wenn jemand ‚Tausendschönchen’ sagt, meint er vielleicht eine Bartnelke oder aber auch das Gänseblümchen oder noch viele andere Blümchen, die je nach Landschaft diesen Namen ‚Tausendschön’ tragen. Wenn aber jemand Dianthus barbatus bzw. Bellis perennis sagt, dann weiß jeder, der es weiß, was genau gemeint ist und das nicht nur in Bayern und Schleswig-Holstein sondern auch in China und den USA.
Dabei war Linné ganz hübsch versaut. Da er sich auf Griechisch und Latein austobte, war dies für die Allgemeinheit nicht offensichtlich. Seine Namensgebung zielte allzu oft auf das Sexuelle. So ist da nun mal mit Pfarrerssöhnen. Dabei beschrieb er nicht so sehr die die gesamte Natur bestimmende, erregende Sexualität sondern er spürte jedes Detail auf, ließ es sich nur mit Merkmalen menschlicher Geschlechtsmerkmale vergleichen und benennen. Seine Epigonen haben sich dem gerne angeschlossen, so dass wir heute in der ‚Systema naturae’ neben einer großen Hilfe auch einen klassischen Porno vorfinden.
Er tat dies mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und im Wissen, um die Bedeutung seines Werks. Das wird deutlich, wenn er sagt: "Deus creavit, Linnaeus disposuit"
Jede Systematisierung hat auch einen nach meiner Auffassung negativen Effekt. Wir sehen etwas, können es benennen und damit sind wir dann zufrieden. Nehmen wir z.B. Mycelis muralis – ein hübscher Name, finde ich – so sehen wir eine meist etwas im Schatten an einer feuchten Mauer wachsendes, spirriges, nichtssagendes Etwas, das der Betrachtung kaum wert zu sein scheint. Begegnet man jedoch einem Prachtexemplar dieser Species, wie ich es etwas weiter unten zeige, dann ist zumindest dieses Exemplar von erregender Schönheit und Grazilität.
Wir sollten also bei aller zur Verständigung sicher notwendigen Systematisierung nicht vergessen, die Dinge einzeln zu sehen und nicht nur als klassifiziert abhaken. Gerade der Moment, der sich der Wissenschaft, der Allgemeingültigkeit entzieht, macht die Anschauung zu einem Erleben und die Welt groß, lebendig und staunenswert. Nicht wahr, alter Schwede? Wir feiern heute den 300. Geburtstag Linnés.
Zum Schluss dann doch noch eine Schweinerei. Wenn Ihr demnächst der Dame Eurer Bewunderung eine Orchidee schenkt, übersetzt erst einmal den Namen ins Deutsche. Da hat die Dame dann was zum Anfassen und Knuddeln, nicht wahr? Und Ihr wisst, was Ihr da symbolisch auf einem silbernen Tablett serviert.
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knurps - 23. Mai, 05:52
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