Fussball und die Dynamik im Blumenkasten

An sich ist es nebensächlich und kaum einer Notiz wert und riecht etwas nach Selbstbeweihräucherung. Vielleicht täusch ich mich auch. Da ist etwas mit meinem Blumenkasten. Ich habe so einen großen, dicken, breiten aus Beton, so einen, der mit der Balkonmauer verwachsen ist. Viel Platz für vielgestaltiges Wachsen, Grünen und Blühen.

Dieser mein Blumenkasten hat sich die letzte Zeit jedes WM-Fußballspiel angesehen. Dabei muss er festgestellt haben, dass die dort vorherrschende Farbe Grün ist, Blattergrün. Ich kann sagen, das Grün nicht des Blatter sondern der Blätter in meinem Balkonkasten war noch nie so grün wie jetzt. Mein Balkonkasten hat auch festgestellt, dass sich auf diesem Grün viel Buntes abspielt. Bisher gab mein Blumenkasten sich damit zufrieden, recht dauerhaft sein Grün mit vielfarbigen Blüten zu krönen. Das Bunte auf dem Rasen aber vermeidet gerade diese Dauerhaftigkeit und Statik. Da ist immer alles in Bewegung. Auch das versucht mein Blumenkasten jetzt nachzumachen. In für Blumenkästen rasendem Tempo erscheinen die buntesten Blüten mal da mal dort, während andere in einem ebensolchen Tempo verblühen und verschwinden.

Ist mein Blumenkasten nun krank oder freut er sich nur?
waschsalon - 5. Jul, 18:15

der blumenkasten oder die blumen darin?

knurps - 5. Jul, 19:25

Das ist eine scharfsinnige Frage. Gehen wir davon aus, dass es sich hier um eine Manifestation einer der vielfältigen Möglichkeiten dessen handelt, was wir Leben nennen - schließlich wird die Definitionsklausel 'Stoffwechsel' erfüllt - , so ist es nach aller Erfahrung so, dass sich hier so etwas wie ein Lebenssyndrom darstellt, sich also Substanzen, die wir gewohnt sind, separat zu bezeichnen und auch dergestalt wahrzunehmen, hier eine Allianz eingehen, die sich dann letztendlich zu dem verbinden, was wir Leben nennen.

Ich muss noch einmal darauf aufmerksam machen, dass ich hier nur Vermutungen äußern konnte und kann. Doch ist das Verhalten des 'Blumenkasten' derart auffällig, dass ich nicht ausschließen kann, dies auf gezielten Konsum von Bildern und möglicherweise auch Sound, die sich per TV dem Blumenkasten mitgeteilt haben können, zurück zu führen.

Meine abschließende Frage, das muss ich zugeben, war voreilig und entspricht nicht den strengen Kriterien reiner Wissenschaftlichkeit. Da ist etwas mit mir durchgegangen. Ich bitte um Entschuldigung.

Vielleicht ergibt sich ein Anhalt, wenn die WM vorbei ist. Ich bin schon gespannt, ob sich der 'Blumenkasten' gelangweilt vom Fernsehen abwendet und wenn nicht, was danach Interesse findet und wie intensiv, d.h. mit welchen Folgen eine neuerliche Hinwendung zum oder ein Verweilen beim TV-Konsum zu beobachten sein werden. Daraus könnten auch Schlüsse auf die Suchtgefahr dieses Mediums gezogen werden werden.

Da sich aber auch Witterung und Pflege durch den Blumenkastenwart auf das Verhalten des 'Blumenkastens' auswirken, das zusammen mit den oben beschriebenen Aspekten des TV-Genusses, wobei die Rolle von Bild und von Ton der Aufmerksamkeit bedürfen, ist das Forschungsprojekt 'Blumenkasten' nicht leichterdings durchzuführen. Nein, dieses Projekt ist derart komplex, dass es wahrscheinlich nur interdisziplinär zum Erfolg geführt werden können wird.

Ich werde das weiter beobachten und berichten. Sollten jedoch irgendwo schon vergleichbare Arbeiten stattfinden und eventuell sogar schon Teilergebnisse vorliegen, bitte ich um Mitteilung hier in den 'Balkonkastenkommentaren'. Ich mache darauf aufmerksam, dass Beiträge in diesen Kommentaren als wissenschaftliche Veröffentlichung gelten, was dem leidigen Problem Publikationspflicht von Wissenschaftlern sicher erleichternd entgegen kommt.
neo-bazi - 5. Jul, 23:52

Scharfsinnig? Na, ja.

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