Schnuckenack Reinhardt ist gestorben

Ich kann mich an ein Konzert Schnuckenack Reinhardts erinnern. Es fand, es muss so dreißig Jahre her sein, im Robert Schumann-Saal in Düsseldorf statt. Der nicht kleine Parkplatz neben dem Konzertsaal und weite Flächen an der unteren Rheinwerft boten ein ungewohntes Bild, waren sie doch bis zum letzten Quadratmeter gefüllt mit Autos der Oberklasse mit jeweils einem ausgedehnten Wohnwagen am Haken. Nummerschilder aus vielen Ländern. Ganz viele aus Belgien und Frankreich. Bunte Kleider, bunte Kopftücher, Männer in Anzügen in Farben, die zwar dezent aber doch ungewöhnlich waren und auf dem Kopf jeweils ein schwarzer Hut.

Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats der Sinti und Roma, moderierte die Veranstaltung auf Roma und Deutsch. Diese Moderation bestand zum großen Teil aus Ermahnungen, sich gut zu benehmen. "Wollt bitte schön artig sein. Nicht aus der Reihe tanzen. Wir haben gute, kräftige Polizei"

Man merkte, wie widerstrebend sich das Publikum in Reih und Glied setzte und als die Musik begann, hielt es Viele auch nicht auf ihren Sitzen. Wo nur ein bisschen Platz war, war man aufgestanden und tanzte. Die anderen tanzten vom vibrierenden Hinterteil über den hin und her und nach vorne und nach hinten schwingenden Oberkörper, mit gestikulierenden Armen, klatschenden Händen, tanzenden Fingern in ihren Sesseln "sitzend". Immer wieder gab es Zwischenrufe, die ich nicht verstand aber als aufmunternd und Beteiligung zeigend empfand. Der ganze Saal war voller Leben und dieses Leben war Musik oder die Musik war für diese Stunden in jedem Moment das Leben.

Nach Ende des Konzerts strebten Alle backstage. Ordner hatten Mühe, die raufenden Kleider, Anzüge und Kopftücher zurückzudrängen und die Gefahr von Quetschungen und Tot-getrampelt-werden abzuwenden.

Wieder draußen beneidete ich diese Leute. Gerne hätte ich dazugehört. Ich wischte mir die Tränen (der Begeisterung?, der Freude?, der Sehnsucht? ...?) aus den Augen. Musik kann so lebendig sein.

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