Da sein
Ich eilte über das Pflaster der Haltestelleninseln, überquerte die zwei Straßen, die den Verkehr aus den nordöstlichen Stadtteilen und der nördlichen Autobahn auf dieses Verkehrskreuz leiteten. Ein starker Wind um den Versicherungstower, der wie ein Ausrufungszeichen auf dem weiten Gelände am Rande der Stadt in den grauen Himmel ragte, peitschte mir den Regen ins Gesicht. Meine Jacke war dicht, so dass ich nicht total durchnässt wurde. Den Bus, den ich nehmen wollte, hatte ich durch die Wand von Regen wegfahren sehen.
So war ich mir sicher, ein leeres Wartehäuschen vorzufinden. Doch als ich das Wartehäuschen erreichte, die Seitenwand mit dem für Damenunterwäsche werbenden Plakat den Blick nicht mehr verstellte, sah ich einen etwa 40-jährigen Mann mitten auf der nicht allzu großen Bank breitbeinig sitzen. Sein aus gut fallendem Stoff geschneiderter Mantel war offen und ließ den Blick auf einen sehr korrekten Businessanzug zu. Die Schuhe zeigten keinerlei Gebrauchsspuren. Nur ein paar Wassertropfen perlten auf dem glänzenden Leder. Zu seiner Linken lag ein sehr flaches, schwarzes Laptop. Er rauchte. Ich setzte mich auf das Stück Bank, das dieser Mensch freigelassen hatte. Er machte keinerlei Anstalten, etwas beiseite zu rücken. Platz dazu war ausreichend vorhanden.
Er schnippte den Rest der Zigarette in eine Pfütze am Straßenrand. Der Verkehr brauste 4-spurig im Rhythmus der Ampelschaltungen entweder aus Richtung der nordwestlichen Stadtteile und der Anbindung an die westliche Autobahn aus Holland oder der Autobahn aus dem Ruhrgebiet an uns vorbei. Ich war froh, dass der Verkehr, der von der westlichen Autobahn zu der nördlichen brauste nicht ebenfalls ans uns vorbei führte sondern in einem großen Bogen von einer nahen Hochstraße aus Spannbeton aufgenommen wurde
Er griff in seine Manteltasche und entzündete eine weitere Zigarette, die er schnell aus der mit sicherem Griff ans Licht beförderten Packung genommen hatte. Durch einen nur wenige Zentimeter breiten Schlitz zwischen dem Glasdach und der gläsernen Rückwand des Wartehäuschen, die uns vor Wind und Regen schützte, fanden etliche Tropfen vom Wind getrieben den Weg auf Jacke und Mantel und durch mein schütteres Haar auch spürbar nass auf meine Kopfhaut. Und einige Male fuhren die uns zugewandten Räder einiger Autos durch die Pfütze vor uns. Manchmal traf es nur unsere Schuhe, manchmal aber auch die Hosen. Das war abhängig von der Geschwindigkeit der Karossen. Wir hatten keine Wahl. Draußen wären wir sehr bald überall durchnässt worden. Wir beiden verzogen keine Miene und machten keinen weil als sinnlos erkannten Versuch, durch eine an sich unwillkürliche Bewegung dem Wasserschwall zu entkommen. Männersache. 'Zigarettlein, Zigarettlein in der Hand, wer ist der Coolste im ganzen Land'. Haltung bewahren. Ich musste grinsen. Aber man wird es mir nicht angesehen haben. Nein, das nicht. Ich wusste meine Kamera und ein paar Bücher in der Plastiktüte sicher und dahinter auch den unteren Teil meiner Hosenbeine.
Ich hatte mir den bis in die Fingerspitzen gepflegten Menschen in mehreren kurzen Hinwendungen angesehen. Er machte einen gewollt auf sich bezogenen Eindruck. Keine Fraternisierung angesichts des gemeinsamen Ausgeliefertseins. Als der Bus auf der breiten, von einer Eisenbahnbrücke herabführenden Straße zu sehen war, sprang er auf und ging eiligen Schrittes zu der Stelle, an der die Eingangstür des angehaltenen Busses zu erwarten war, obwohl er sich und sein Laptop so dem nassen Wetter zur Gänze aussetzte. "Erster!" schien seine Haltung zu signalisieren. Der Bus hielt noch 50 Schritte entfernt vor einer Ampel. Ich folgte so, dass ich die Tür beim Stillstand des Busses erreichte und noch das etwas aufdringliche Parfum des vor mir Einsteigenden riechen konnte, mit dem er sich selbst in dieser Umgebung voller Abgase sein eigenes Fluidum ausströmend von diesem separierte.
Als ich ausstieg, schien die Sonne. Schließlich haben wir April. Auf einem halb verwilderten Gelände mit Baumbestand blühen die Veilchen in dichten Teppichen. Die Vögel zwitscherten.
So war ich mir sicher, ein leeres Wartehäuschen vorzufinden. Doch als ich das Wartehäuschen erreichte, die Seitenwand mit dem für Damenunterwäsche werbenden Plakat den Blick nicht mehr verstellte, sah ich einen etwa 40-jährigen Mann mitten auf der nicht allzu großen Bank breitbeinig sitzen. Sein aus gut fallendem Stoff geschneiderter Mantel war offen und ließ den Blick auf einen sehr korrekten Businessanzug zu. Die Schuhe zeigten keinerlei Gebrauchsspuren. Nur ein paar Wassertropfen perlten auf dem glänzenden Leder. Zu seiner Linken lag ein sehr flaches, schwarzes Laptop. Er rauchte. Ich setzte mich auf das Stück Bank, das dieser Mensch freigelassen hatte. Er machte keinerlei Anstalten, etwas beiseite zu rücken. Platz dazu war ausreichend vorhanden.
Er schnippte den Rest der Zigarette in eine Pfütze am Straßenrand. Der Verkehr brauste 4-spurig im Rhythmus der Ampelschaltungen entweder aus Richtung der nordwestlichen Stadtteile und der Anbindung an die westliche Autobahn aus Holland oder der Autobahn aus dem Ruhrgebiet an uns vorbei. Ich war froh, dass der Verkehr, der von der westlichen Autobahn zu der nördlichen brauste nicht ebenfalls ans uns vorbei führte sondern in einem großen Bogen von einer nahen Hochstraße aus Spannbeton aufgenommen wurde
Er griff in seine Manteltasche und entzündete eine weitere Zigarette, die er schnell aus der mit sicherem Griff ans Licht beförderten Packung genommen hatte. Durch einen nur wenige Zentimeter breiten Schlitz zwischen dem Glasdach und der gläsernen Rückwand des Wartehäuschen, die uns vor Wind und Regen schützte, fanden etliche Tropfen vom Wind getrieben den Weg auf Jacke und Mantel und durch mein schütteres Haar auch spürbar nass auf meine Kopfhaut. Und einige Male fuhren die uns zugewandten Räder einiger Autos durch die Pfütze vor uns. Manchmal traf es nur unsere Schuhe, manchmal aber auch die Hosen. Das war abhängig von der Geschwindigkeit der Karossen. Wir hatten keine Wahl. Draußen wären wir sehr bald überall durchnässt worden. Wir beiden verzogen keine Miene und machten keinen weil als sinnlos erkannten Versuch, durch eine an sich unwillkürliche Bewegung dem Wasserschwall zu entkommen. Männersache. 'Zigarettlein, Zigarettlein in der Hand, wer ist der Coolste im ganzen Land'. Haltung bewahren. Ich musste grinsen. Aber man wird es mir nicht angesehen haben. Nein, das nicht. Ich wusste meine Kamera und ein paar Bücher in der Plastiktüte sicher und dahinter auch den unteren Teil meiner Hosenbeine.
Ich hatte mir den bis in die Fingerspitzen gepflegten Menschen in mehreren kurzen Hinwendungen angesehen. Er machte einen gewollt auf sich bezogenen Eindruck. Keine Fraternisierung angesichts des gemeinsamen Ausgeliefertseins. Als der Bus auf der breiten, von einer Eisenbahnbrücke herabführenden Straße zu sehen war, sprang er auf und ging eiligen Schrittes zu der Stelle, an der die Eingangstür des angehaltenen Busses zu erwarten war, obwohl er sich und sein Laptop so dem nassen Wetter zur Gänze aussetzte. "Erster!" schien seine Haltung zu signalisieren. Der Bus hielt noch 50 Schritte entfernt vor einer Ampel. Ich folgte so, dass ich die Tür beim Stillstand des Busses erreichte und noch das etwas aufdringliche Parfum des vor mir Einsteigenden riechen konnte, mit dem er sich selbst in dieser Umgebung voller Abgase sein eigenes Fluidum ausströmend von diesem separierte.
Als ich ausstieg, schien die Sonne. Schließlich haben wir April. Auf einem halb verwilderten Gelände mit Baumbestand blühen die Veilchen in dichten Teppichen. Die Vögel zwitscherten.
knurps - 15. Apr, 17:15