Verfall

Verfall

"Schau sich das einer an! Das ist ja der reine Verfall. Das Morbide greift mich an. Da kann man Nichts mehr retten. Das muss weg und durch etwas Neues, Besseres, Nützlicheres ersetzt werden", sagt Karl Müller bei solch einem Anblick und Agathe Meyer entgleitet ein: "iihh!", wendet sich leicht angeekelt ab und hat unterschwellig die Vorstellung von Infektion und Krankheit. Was Elektriker sagen, kann ich hier nicht wiedergeben.

Bei solch einem Anblick kommen einem Vokabeln wie morbide, krank, dem Verfall ausgesetzt in den Sinn. Dabei handelt es sich doch um die Rückeroberung des Anorganischen durch das Organische, des Toten durch das Lebendige, ob es sich dabei an den Städten oder Pyramiden der Inkas, an dem Schloss Schwanstein, würde es nicht von Millionen von Touristen besucht und dem entsprechend steril gehalten, oder wie hier an den Kasematten des Bilker Bahnhofs zeigt.

Um nicht missverstanden zu werden, muss ich sagen, dass ich nicht einer romantisch verbrämten oder einer das menschliche Verhalten als artifiziell verurteilenden Sicht das Wort reden will. Beide Sichtweisen, die zivilisatorische wie die dem Wilden zugetane, sind legitim. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir bei der Wahl der Vokabeln angesichts solcher Bilder einem bestimmten Blickwinkel verhaftet sind.

Die Bäume, die gefällt wurden, als das Land urbar gemacht wurde, die Sträucher, Stauden und Gräser, die vernichtet wurden, als die Kasematten erbaut wurden und die Pilze, Flechten und Algen, die die Mauern jetzt zurückerobern, verträten, verfügten sie über Bewusstsein, eine Sicht, die dem Organischen den Vorzug gibt.

Ordnung und Chaos herrschen in beiden Welten.

Berücksichtigt man Beides, handelt es sich somit nicht um Verfall sondern um einen Wandel des möglicherweise immer Gleichen. Das ohne gleich religiös zu werden.
michamu - 23. Mai, 22:32

nur so

hei argee,

gönn' Dir doch mal ein Rheinbahnticket nach Duisburg-Meiderich (U79) und sieh Dir da mal den sog. Landschaftspark an. Ist in Grunde genommen nur eine alte Stahlküche, die man ein paar jahre in Ruhe gelassen hat. Inzwischen finden sich auf dem sehr weiträumigen Gelände jede Menge Pflanzen (und wohl auch Tiere), die laut GEO längst ausgestorben sind.

Auch wenn der Film albern ist - in "Jurassic Parc" heißt es sehr schön: "Die Natur findet immer einen Weg".

Kann man in Duisburg besichtigen.

Ganz abgesehen davon würde ich mich sehr auf Deine Fotos aus Meiderich freuen.

Schönen Gruß,
michemu

knurps - 23. Mai, 22:59

Duisburgs 'florierende' Industriebrache

Muss wohl mal wieder sein. Ich bin ja soo ein Fan der morbidisierenden, verfallenden Monsterindustrie Duisburgs und kenne sie an sich recht gut. Die Rückeroberung der Stahlküchen durch Flora und Fauna ist ungeheuer spannend. Die Artenvielfalt ist mehr als überraschend.
Allerdings zeigt sich dort, dass viele Neophyten anpassungsfähiger bzw. als Pionierpflanzen geeigneter sind als viele heimische Pflanzen.
Ich werde Deiner Anregung folgen. So aufgefordert muss ich ja. Dauert nur noch ein wenig.

Gib mir bitte einen Tipp, mit welcher (Duisburger) Linie ich am besten wohin komme.
michamu - 24. Mai, 15:59

probier mal...

...die Linie 902 (Richtung DU Watereck) oder 903 (Richtung Dinslaken BF). fahren beide ab DU HBF und die Haltestelle ist Duisburg Landschaftspark Nord.

Sofern die Rheinbahn nicht bescheißt.

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