Ehre
Da gab es doch diesen Boxkampf um die Ehre. Man spricht von Ehrentätigkeiten. Man heimst Ehre ein.
Früher gab es eine Soldatenehre. Der Ausdruck Ehre war früher generell sehr verbreitet und bezeichnete etwas Hochstehendes, meist etwas Patriotisches. Auf gewisse Weise konnte Ehre etwas Stoffliches an sich haben. Man konnte jemanden an seiner Ehre packen. Jemandem wurde eine Ehre zuteil. Er bekam eine Auszeichnung, vielleicht einen Orden.
Heute bezeichnet Ehre eher ein Surrogat. Ehre kommt dort ins Spiel, wo es gilt, jemanden zu einer Leistung zu motivieren, für die es keinen Lohn gibt. Es gibt sie noch, die Orden. Die meisten im Karneval. Die vom Staat verliehenen Orden sind in Klassen eingeteilt. Schon das verweist sie in eine andere, vergangene Zeit. Angesehen sind sie lediglich innerhalb eines kleinen, nahezu hermetischen Zirkels. Darüber hinaus erscheinen sie lächerlich. Eine ordengeschmückte Brust verbindet man mit Kaisers Zeiten oder der UDSSR. Geschichte, die abstruse und meist sehr starre Wertesysteme aufweist.
Heute vegetiert der Begriff in negativer Form beim Militär. Man kann unehrenhaft entlassen werden. Oder er existiert als durchsichtig schmeichlerische Floskel im Österreichischen. "Ich habe die Ehre...."
Wie obsolet der Begriff ist, zeigt sich bei den Extremen, der Ansprache. "Ihro Erwürden" und beim Ehrenmord. Das eine hat den Wert von Lametta, das andere ist in höchstem Maße strafbar.
Das Wort "Ehre" hat sich in eine Vielfalt von Bedeutungen aufgespalten, Bedeutungen für die jeweils ein eigener Ausdruck zur Verfügung steht. Aus der Verehrung von etwas Nebulösem ist eine Reihe konkret fassbarer Begriffe geworden, sehen wir mal von so Publikationen wie der Bild-Zeitung und den Verfechtern einer deutschen Leitkultur ab.
knurps - 16. Mai, 08:58
Aber ich denke ein »sic!« sagt alles.