Immer mal wieder kommt es zu Beschwörung dunkler Zeiten. Solche scheinen sich als konservativ verstehende Parteien zu brauchen, um das Bewahrende im Fluss der tagespolitischen Aufregungen zu betonen.
So wundert es nicht, dass Angela Merkel mal wieder den
Gottesbezug in die EU-Verfassung aufgenommen sehen will. Sie nennt das, sich zur eigenen Kultur und zu den eigenen Wurzeln bekennen.
Gemeint ist natürlich der christliche Gott, der, in dessen Namen die größten Untaten begangen wurden und werden. Die Einflüsse, die uns wirklich von den Bäumen geholt haben, werden verschwiegen. Ich denke dabei an die großen Kulturen der Araber, der Griechen und der Römer.
Mit denen lässt sich weniger gut unterdrücken. Die dort vertretene Ethik kennt keine Hölle, in der wir, sind wir nicht hörig, schmoren müssen. Da werden wir auf uns selbst geworfen und können uns nicht hinter höheren Mächten verstecken.
Die Betonung einer sich gegenüber anderen scharf abgrenzenden und allein selig machenden Religion eignet sich trefflich dazu, Verständnis für Andersdenkende zu entwickeln. Das wiederum ist sehr hilfreich in den von nicht selten im tiefsten Mittelalter verhafteten oder an dieses erinnernden Religionen bestimmten aktuellen Auseinandersetzungen.
Das Alles ist seit der Aufklärung, also schon sehr lange, überwunden.
So ein Konservatismus, der Evolution kaum zulässt und uns sagt, wo es lang geht und wie wir das schaffen, schön artig zu sein und wie wir die größten Schweinereien religiös verbrämen und so die eigene Verantwortung ins Jenseits befördern können - das ist da, wo wir dann als Tote belohnt werden werden - ist doch was Feines.
Der Einfluss der Bibel und auch der Religionsgeschichte sei damit keineswegs geleugnet. Das aber ist kein Grund, eine Religion in die Verfassung aufzunehmen. Schließlich werden Pitigrilli, Bach, Donald Duck, Marc Aurel und McDonalds auch nicht in die Verfassung aufgenommen.