Donnerstag, 18. Mai 2006

Bär nähert sich der deutschen Grenze

Der Bär, der dadurch von sich reden machte, dass er Schafe riss, sich der Schweizer Grenze näherte aber dann doch den dortigen Bedingungen keine große Sympathie abgewinnen zu können schien und sich wieder in alpine Wälder zurückzog (gnogongo berichtete), nähert sich Deutschland.

Entgegen bärischer Sitte zeigt er sich nach kurzer Denkpause in den Weiten österreichisch urtümlicher Topographie ungewöhnlich publicitysüchtig. So scheut er nicht, sich selbst in der Nähe menschlicher Siedlungen zu zeigen. Doch nicht nur das. Er weiß, wie man auffällt, nämlich indem man überfällt. Da ist kaum etwas sicher vor ihm. Selbst wehrhaften Bienenvölkern klaut er Honig und Wachs.

Beate Striebel vom World Wildlife Fund (WWF) in Österreich meint, er befinde sich in den Rabaukenjahren. Inzwischen wird er selbstverständlich erkennungsdienstlich behandelt. Dabei greift die Soko-Ursus nicht nur auf die zahlreichen Fingerabdrücke zurück, die der übrigens aus dem lebensfrohen italienischen Tretin kommende Halbstarke, so nimmt man an, hinterlassen hat, sondern erkundet auch seine Identität anhand seiner Genstruktur. Wie so mancher unvorsichtige Einbrecher hat er bei seinen Raubzügen hie und da Haare hinterlassen.

Diesen rotzfrechen Burschen treibt es immer mehr nach Norden. Er nähert sich jetzt der deutschen Grenze. Das muss man wohl seiner Unerfahrenheit zurechnen. Er hat sicher noch nichts von Schäuble, Schönbohm und Beckstein gehört und weiß somit nicht, welch erniedrigende Behandlung ihm hier zuteil werden kann. Auch wird er kaum über die Abschiebepraxis in diesem Land informiert sein sondern verleitet durch den Duft bayrischer Fleischtöpfe wähnen, da hinter dem Schlagbaum tue sich ein Bärenparadies auf.

Eins sollte ihn stutzig machen. Hat er doch schon eine erkennungsdienstlich eindeutige Nummerierung erfahren. In ursuralen Geheimdienstkreisen nennt man ihn kurz aber unbärisch JJ2.

Volker Homes, Artenschutzexperte vom WWF Deutschland zeigt sich überzeugt davon, dass ihm Deutschland soviel Respekt abnötige, dass er hier, sollte er die Grenze überschreiten, seine einem Bären gehörige Scheu wiedergewinnen werde. Angesichts der Konfrontation mit den Herren Schäuble, Schönbohm und Beckstein kann man solches in der Tat als wahrscheinlich annehmen. Roland Eichhorn vom Umweltministerium ist der gleichen Meinung. Dem Respekt vor den Deutschen soll erst einmal mit einem abschreckenden Beschuss mit Gummikugeln oder Knallkörpern nachgeholfen werden.

Beckstein, als bayrischer Minister als erster der drei Bärenjäger der Republik zuständig, hat JJ2 schon eine tückische Falle gestellt, eine Prachtstraße zum scheinbar glorreichen Empfang des ersten Bären seit 1835 in Deutschland, an dessen Ende sich selbstredend ein deutscher Leitkulturkäfig befindet.

Daraus kann ihn dann nur noch Ursula (!) von der Leyen retten, wenn es sich um eine Bärin handelt oder um einen Bären, der sich bereit erklärt, in den nächsten Jahren für 7-fachen Nachwuchs zu sorgen und sich - gleich wichtig - jeweils 2 Monate um die Brut zu kümmern.

Ein Ausweichen weiter in Richtung Norden, nach Brandenburg könnte für ihn gefährlich werden. Man sollte ihn warnen, ist er doch unarisch dunkel pigmentiert.

(Sollte es mir gelingen, ein Weilchen mit ihm zu verbringen, werde ich versuchen, ihm die Angst vor national-extremen Gesellen zu nehmen und beibringen, wie er solchen Krawallbrüdern das Fürchten lehrt. Bären sollen ja gelehrig sein und die Stärke eines 150 kg schweren Meisters Petz überzeugt jeden dieser Spring-weg-Stiefel)

Das farbige Brandenburg

Wie bekannt hat Uwe-Karsten Heye dunkelhäutige Bürger und Gäste davor gewarnt, Brandenburg zu besuchen. Inzwischen hat er Protesten brandenburgischer Politiker nachgebend seine Aussage relativiert.

Der Grund, weshalb ich das hier noch einmal breit trete, ist, dass ich auf eine kleine Passage der Aussage Heyes aufmerksam machen will. Sie meint, die Bereitschaft, wegzusehen, habe zugenommen. Dabei sei die Politik durchaus nicht hilflos. Niemand werde als Nazi geboren.

Das besagt, dass auch die Politik wegsieht und so tut, als sei sie hilflos. Wenn man Berichten des letzten halben Jahres glauben darf, so trifft zumindest Letzteres zu. Etliche Male wurde berichtet, wie nationalgesinnte Schlägertrupps auf den Dörfern oder in bestimmten Stadtvierteln gewalttätig geworden sind und die Polizei sich auffallend zurückgehalten hat oder sogar überhaupt keine Notiz davon genommen hat, was jeweils damit kommentiert wurde, dass die nationalen Horden das Sagen hätten, sich ganze Dörfer und Stadtteile fest in der Hand der Neo-Nazis befänden.

Das wären Verhältnisse, wie sie in Irak oder im Kongo vorzufinden sind und als unannehmbar gelten. Das kann man ändern, auch wenn die braunen Horden einen signifikanten Rückhalt in der Bevölkerung genießen sollten. Sollten wirklich einige Lokalpolitiker eingeschüchtert sein, so kommt doch der starke Verdacht auf, dass es eine Reihe Politiker gibt, die heimlich oder auch nicht ganz so heimlich mit den Nationalisten sympathisieren. Auch das lässt sich ändern und sollte geändert werden.

Insofern ist Uwe-Karsten Heyes Aufruf dann doch nicht so abwegig.
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Nachtrag: Die Zeit bläst in das gleiche Horn und zitiert Heye wie folgt: Heye, dem Boten der bösen Nachricht, ist daher zuzustimmen, wenn er zornig sagt: "Sich gegen solche Zustände zu wehren, ist Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft. Diese Mehrheitsgesellschaft besteht aber unter anderem aus Politikern, die nichts lieber tun, als jeden Vorfall zu bagatellisieren, klein zu reden und zurückzuweisen, dass es sich überhaupt um einen Vorgang mit rassistischem Hintergrund handelt." Der Artikel enthält etliche weiterführende Links und sei empfohlen.

Panta Rhein

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