Verräterbier*
Verräterbiere werden in schmucken Autos herangefahren. Geliefert werden sie an Wirte, die, weil die Gaststätte dem Braukonzern gehört, gezwungen sind, eben dieses Bier zu beziehen.
Klar dass Wirte, die dermaßen geknechtet sind oder Wirte, die solches mit sich machen lassen, dermaßen verpennt sind, dass selbst der Bierlieferant ewig darauf warten muss, bis endlich der Bierkeller geöffnet wird. Klar, dass der Umsatz so gering ist, dass hauptsächlich Fässchen angestochen werden, die so klein sind, dass sie gemessen an den in Düsseldorfer Altbierkneipen üblichen Fässern daherkommen wie Kaninchenköttel.
Was man dort als Fenster sieht, sind keine Dartscheiben sondern jene schon von Günter Grass in der Blechtrommel beklagten farbigen Fensterglasintarsien, die damals die Kneipen zu dunklen Höhlen machten. Einem solchen Neandertalerdasein fröhnen manche dieser um ‚Authentizität’ ringenden und ihr Verräterdasein vertuschen wollenden Kneipen immer noch. Die Innenbeleuchtung solcher Gruften entspricht dann auch exakt der Lichtausbeute und –Qualität, wie sie von Kienspänen geliefert werden.
*Ein Verräterbier ist nach Düsseldorfer Lesart ein Altbier, von dem der Hersteller behauptet, es sei ein Düsseldorfer Alt, was aber nicht zutrifft. Diese Altbiere werden meist von großen, internationalen Braukonzernen irgendwo hergestellt und kommen pasteurisiert in den Handel. Sie sind nicht einmal ein Abklatsch des wahren Düsseldorfer Altbiers und bringen dieses bundesweit in Verruf.
argee gleim - 2. Okt, 16:18