Umsonst
Selbst im schuldenfreien Düsseldorf gibt es zigtausend richtig armer Menschen. Inzwischen kann man sie nicht mehr verstecken und in bestimmte Viertel oder Ecken verbannen. Man sieht sie.
Hier nun gibt es etwas umsonst. Dies nicht im Sinne von ‚vergebens’ sondern im Sinne von ‚gratis’. Auf geheimnisvolle Weise muss sich das herumgesprochen haben. Man drängelte sich um einen Transporter.
Da wurden Klamotten verteilt. Besonders begehrt waren warme Jacken, Mäntel und Decken.
Eroberte Stücke wurden schnell zur wartenden Plastiktüte oder zum wartenden Fahrrad getragen. Niemand wurde laut. Man erhaschte, was man kriegen konnte und was man braucht.
Es war nicht wie Weihnachten, dass man sich mit glänzenden Augen freute. Glänzende Augen sind diesen Menschen abgewöhnt. Es ging sehr sachlich zu. In den Augen lag eher ein Schimmer von Genugtuung, ein wenig Warmes. Man brauchte, was man ergattert hatte. Es ging um etwas, was die Kälte abhält, etwas Wärmendes. Deshalb galt es auch nicht, etwas Schickes zu bekommen, funktionieren mussten die Sachen. Eine ordentlich aussehende Steppjacke mit kaputtem Reißverschluss ging zurück. Der Beschenkte hat einfach keine Möglichkeit, einen Reißverschluss zu reparieren oder auszutauschen. Die Jacke war sinnlos.
argee gleim - 18. Jan, 11:32
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