Oma Café

Wenn man sich Stunden lang auf einer Ausstellung herumgetrieben hat, will man sitzen und einen Kaffee trinken. Das ist in keiner Stadt ein Problem, wurde aber in Köln zu einem kleinen Ereignis voller Überraschungen.

Türgriffe in Gold und voller Schnörkel. ‚Konditorei’ und ‚Café’ in Goldschrift auf den Fenstern zur Straße. Gleich vorne von außen zu sehen eine Tortentheke, wie ich sie aus alten Zeiten kenne, und welche diese Cafés kennzeichneten, in denn vor allem ältere Damen mit silbernen Löffeln Bergen von Sahnetorten Stückchen für Stückchen den Garaus machten.

Hier kam es noch besser. Eingetreten erkannte ich, dass dies nicht nur ein ausgemachtes Oma-Café war sondern eine im ersten Moment schwer analysierbare Zusammenstückelung von Café, Kneipe und Anmutungen an einen 20er Jahre Tanzschuppen. Die dem Eingang gegenüber liegende, hintere Wand war gänzlich verspiegelt. Nach einer Weile vernahm ich Vogelgezwitscher und meinte, dies sei bewusst zur Stimmungsaufhellung durch verborgene Lautsprecher eingespielt. Da irrte ich. Hier war alles echt. Hinten vor der verspiegelten Wand entdeckte ich einen großen Vogelkäfig mit Wellensittichen.

Die Teller hatten einen Goldrand, der ein wenig blätterte und ein Blumendekor, das an Farbigkeit verloren hatte. Untertassen waren offensichtlich aus neuerer Produktion und uni dunkelblau. Kaffeelöffel und Kuchengabel passten wirklich nicht zusammen. Und was ich als Latte macchiato bestellt hatte, erwies sich als ein vorher noch nie erlebtes Getränk. Es bestand zwar aus Milch, Kaffee und Milchschaum, erinnerte jedoch auf gewisse Weise an eine Limonade. Da ich Kaffeelimonade vorher noch nie genossen hatte, war dies ein jungfräuliches Erlebnis.

Doch der Gipfel der bemerkenswerten Begebenheiten ereignete sich am Nebentisch, als dort – man kann es kaum glauben – Toast Hawai aufgefahren wurde. Ich hatte geglaubt, der sei seit mindestens 20 Jahren ausgestorben.

Oma-Cafe

Hörte ich nicht da irgendwo im Hinterstübchen das alte Lied:

Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt,
Und vom Himmel die bleiche Sichel des Mondes blinkt,
Zieh’n die Fischer mit ihren Booten aufs Meer hinaus,
Und sie legen in weitem Bogen die Netze aus.
Nur die Sterne sie zeigen ihnen am Firmament
Ihrem Weg mit den Bildern, die jeder Fischer kennt.
Und von Boot zu Boot das alte Lied erklingt,
Hör von fern wie es singt:
Bella, bella, bella Marie,
Bleib mir treu, ich komm zurück morgen Früh,
Bella, bella, bella Marie,
Vergiss mich nie.


Das gibt es in Düsseldorf nicht und lohnt einen Besuch in Köln und ein paar Schritte vom Dom in Richtung Heumarkt.

4711 hat Recht. Mit Tosca kommt die Zärtlichkeit zurück.
matzgp - 10. Jan, 13:34

Älter werden

ein wundervolles Buch von Silvia Bovenschen (S.Fischer Verlag) auch für einen fast 49jährigen, wie mich (doch --jetzt--schon)
und apropos, was ich eigentlich fragen wollte: was TREIBT Dich nach Köln ???
maTz

knurps - 10. Jan, 13:44

Eine Ausstellung. Siehe etwas weiter unten.

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