Schwarze Nieswurz
Helleborus nigra
Die erste Frage, die sich stellt, ist, warum heißt die schwarze Nieswurz schwarze Nieswurz, obwohl das Auffallende an der Pflanze, die Blüte, wie bei den meisten sehr früh blühenden, heimischen Pflanzen wie z.B. dem Schneeglöckchen schnee-weiß erscheinen. Bei der schwarzen Nieswurz steht historisch nicht der Schmuckwert im Vordergrund sondern der Nutzwert. Genutzt wurde von dieser übrigens in allen Teilen giftigen Pflanze die Wurzel. Diese ist schwarz.
Doch beginnen wir mit der Blüte. Deren Konstruktion weist – hier wurde schon auf Besonderheiten von Blüten am Beispiel des Weihnachtssterns, der sich mit Brakteen schmückt – einige Besonderheiten auf. Hier sind das, was wir als Blütenblätter verstehen, jedoch keine Brakteen, welche nichts anderes als umgefärbte Laubblätter sind, sondern um vergrößerte und eingefärbte Fruchtblätter.
Bei Rosen und den meisten uns bekannten Blüten finden wir die Fruchtblätter als grüne Zipfel, die sich unterhalb des Kranzes von Blütenblättern und oberhalb der Samenanlage (Fruchtknoten) befinden.
Die eigentlichen Blütenblätter (auch Kronblätter genannt, bot. Petalen) befinden sich an der gewohnten Stelle, einen Kranz oberhalb der Kelchblätter bildend und unterhalb der Staubbeutel. Wir erkennen sie als grüne, kleine Blättchen am Grund der Blüte.
Der Umstand, dass die von uns als Blütenblätter verstandenen Blätter jedoch Fruchtblätter sind, erklärt die enorm lange Haltbarkeit der Nieswurzblüten. Diese ‚Blütenblätter‘ verfärben sich später grünlich ohne ab zu trocknen oder abgeworfen zu werden.
Wegen der sehr starken Giftigkeit wird sie heute kaum noch als Heilpflanze genutzt; früher verwendete man sie in Schnupftabak und Niespulver (Name), zum Abführen, zur Herzanregung und für Entwurmung.
Die Nieswurz war in alten Zeiten Bestandteil der Hexensalben...
Sie galt als Mittel zur Erhaltung der ewigen Jugend. Zu Pulver verarbeitet, auf den Boden gestreut, sollte sie gar unsichtbar machen! "Das soll ein nützlich Purgation sein, eine Reinigung des Leibes von aller böser, schädlicher Überflüssigkeit" schrieen die Quacksalber von damals auf den Jahrmärkten, die sie als Wunderdroge anboten.
Die Nieswurz wurde im Altertum gegen Geisteskrankheiten (helleborio = verrückt; helein für töten und bora für Speise) angewendet. Nach einer Legende wurde z. B. Herakles durch die Helleboruswurzel von seinem Wahnsinn, der ihn dazu führte, seine Kinder zu erschlagen und ins Feuer zu werfen, geheilt.
Mit der Nieswurz putzte man sich - allerdings des Giftes wegen nicht ganz ungefährlich - die Nase frei und meinte, damit böse Geister und Krankheiten auszuniesen.
Die pulverisierten Rhizome (Wurzeln) der Nieswurz sind heute noch Bestandteile von Schnupftabaksorten (z. B. Schneeberger) und Niespulvern. Nach einem Aberglauben des Mittelalters sucht die Kröte (Bufo) unter der Christrose nicht nur Schutz, sondern bezieht durch Zauberkraft aus ihr das Gift. Wie wir heute wissen, besitzen die Wirkstoffe Bufotailidin aus dieser Kröte sowie Hellebrigenin aus der Nieswurz die selbe chemische Struktur - einer der vielen Hinweise darauf, dass ehemaliger Aberglaube sich zu wissenschaftlich nachweisbarem Wissen wandeln kann.
Mit Helleborus wurde sogar ein Krieg beendet. Als im Jahre 600 v. Christi die Stadt Kirrha durch Solon belagert wurde, versorgten sich die Bewohner mit Trinkwasser aus einem kleinen Fluss. Der schlaue Solon ließ Helleboruswurzeln in den Fluß werfen, so dass die Bewohner an Diarrhöe erkrankten und er die Stadt leicht einnehmen konnte.
Die Nieswurz gehört zu den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae).
argee gleim - 5. Jan, 17:42
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