Kölner Landstraße - Düsseldorf-Wersten
Ausdruck der Woche

Da hatten wir nicht mit gerechnet. Der Klimawandel beschert uns nicht nur lokale Tornados, Regenmengen tropischen Ausmaßes und heiße, trockene Sommer sondern auch Pollenflug im Dezember. Heuschnupfen zu Weihnachten. Das ist doch mal was Anderes als Schnee!
Kölner Landstraße - Düsseldorf-Wersten
Kölner Landstraße - Düsseldorf-Wersten
Advent ist, wenn es nach minderwertigem, verbranntem Öl riecht und mir alle paar Meter dieser rot-gewamste Coca-Cola-Mann mit dem falschen Bart begegnet und einem zwar nicht überall aber zuhauf knuspriges, mit perversen Aromastoffen versautes Backwerk angeboten wird. Ganz Verzweifelte hoffen angesichts dieser und anderer Miseren auf das Erscheinen eines Erlösers am 24. Dezember.
Graf Adolf Platz - Düsseldorf-Friedrichstadt
Berliner Allee - Düsseldorf-Mitte
Mit der Post ist es so wie mit dem Müll. Beides wird von uns sorgfältig sortiert. Die Post beim Einwerfen in den Briefkasten nach Heimatort und Anderen, der Müll nach Glas, Papier, Kleinverpackungen aus Metall oder Kunststoff und organischen Substanzen. Beides landet aber nicht selten letztendlich in jeweils einem und demselben Abtransportbehältnis, wie ich es eben, was die Post betrifft, gesehen habe, als ich den Briefkastenentleerer bei der Arbeit antraf und mit meinen Briefen wedelnd fragte, wie ich mit Ortspost und Fernpost verfahren sollte. Dies umso ratloser als ich nur einen Korb vorfand. „Alles in die gleiche Kiste“, meinte er und verfuhr mit dem Inhalt der Postsäcke, die er den Briefkästen entnahm, ebenso.
Birkenstraße - Düsseldorf-Flingern
Als ich jung war, war ich bemüht, alles, was ich sah oder erlebte, in übergeordnete Kategorien zu packen, für die ich dann eine Allgemeingültigkeit postulierte. Es wimmelte also von -ismen, -täten, -keiten, -ungen, -nissen etc, obwohl mir hätte auffallen müssen, dass ich nicht in der Lage war, in der
Straßenbahn auf dem scheinbar immer gleichen Weg eine Zeitung oder ein Buch zu lesen, da der Weg immer so interessant war, dass ich nichts verpassen wollte. Irgendwo musste die Weltformel ruhen, das große Eine, das alles beschrieb, alle Wissenschaft vereinte, auch wenn es vorerst nicht erkannt werden konnte.
Dann kam in den 60er Jahren die Soziologie dieser Zeit in mein Blickfeld, die mit solchen Kategorien nur um sich schmiss, so dass sogar mir auffiel, dass da etwas nicht stimmen konnte. In den 70ern traf ich dann reihenweise auf die Opfer solcher Verallgemeinerungen. Progressive Vertreter der Zeit versuchten sich in Psychiatrie und Anti-Psychiatrie und das Wortgeläute marterte die Gehirne.
Heute sehe ich ein und die selbe Sache unter verschiedenen Blickwinkeln und in unterschiedlichem Licht und jedes mal gewinnt das Gesehene einen neuen Aspekt. Die Welt wird größer ohne dass ein Zweifel an ihr besteht. Das Alltägliche ist nicht alltäglich.
Konrad Adenauer Platz - Düsseldorf-Mitte
Seit geraumer Zeit sind sich selbst auflösende Geldscheine ein Thema. Man nimmt an, dass Schwefelsäure dabei eine Rolle spielt. Bevor jetzt offizielle Verlautbarungen eine Lösung des Rätsels vorgeben, will ich hier noch schnell einige Verschwörungstheorien offerieren.
Einige meinen, dass dermaßen präparierte Scheine dazu dienen sollen, denjenigen, die nicht in der Lage sind, ihr Geld auf natürliche Weise, Off-Road-Cars mit entsprechendem Spritverbrauch zu kaufen oder das 125. bis 136. Paar Schuhe z.B., zerbröseln zu lassen, trotzdem zu diesem Erfolgserlebnis zu verhelfen.
Andere fragen sich, wer da eine Portion Cocain verunreinigt hat und das ausgerechnet mit Schwefelsäure und wer in der Bundesdruckerei kokst. Das mache Sinn, wenn man Wert auf die Beschleunigung der Auflösung der Nasenscheidewand lege. Anzunehmen sei eher, dass da jemand seinen Spaß haben will, das meint, parallel zur Auflösung der Nasenscheidewand auch das Zerbröseln von Peanuts erleben wolle. Luststeigerung durch subversives Handeln. Schließlich stehe man weit oberhalb der bürgerlichen Spießigkeit.
Wieder Andere frönen einer weiteren Theorie. Sie meinen, eine sich selbst als ‚clever’ verstehende Firma, versuche so neben ihren schon erfolgreichen Anti-Aging Mitteln jetzt auch ein Anti-Aging Präparat für Geldscheine auf den Markt bringen zu können, ein Präparat, welches den Verfall bereits befallener Scheine stoppt aber darüber hinaus, noch nicht kontaminierte Scheine schützt und so solchermaßen einen Neuen Markt, sprich eine sprudelnde Geldquelle, zu erschließen.
Andere wiederum meinen, dass da Alkohol im Spiel ist. Die Bundesdruckerei betreibe nebenbei auch Weinbau und besäuselte Gäste hätten beim Schwefeln des Weines zugesehen, eingegriffen und auch ein Bündel Geld, was da so herumlag, geschwefelt.
Gerade erreichen mich zwei Meldungen. Die eine besagt, dass, seit neue Bodenreinigungsmittel bei Aldi angeboten werden, die den Staubmilben den Garaus machen, diese auf schmackhafte Geldscheine umgestiegen seien.
Die andere Meldung vermutet Geheimdienste im Hintergrund des Geschehens. Es sollen Minimäuse von der Größe von Milben gezüchtet worden sein, die per Genmanipulation in der Lage sind, Geldscheinpapier zur Nahrungsgrundlage zu machen. Nano-Technologie macht’s möglich. Deutsche Patente sollen dabei eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Noch nicht geklärt soll sein, ob es sich dabei um amerikanische oder russische Dienste handelt.
Eine Frau in der Straßenbahn hörte ich, wie sie ihrem Gegenüber erzählte, dass Ursula von der Leyen 50-Euroscheine benutze, um die vorderen und seitlichen Wülste ihrer Vokuhilafrisur einzurollen und sprach von Haarfärbemitteln, die nun mal aggressiv auf Geld wirkten. Doch das habe ich nicht so richtig mitbekommen und kann die Zusammenhänge somit nicht vollgültig ausbreiten. Das betrifft vor allem die teils humorig vorgetragenen Ergüsse über einen Zusammenhang von Haarfärbemitteln zu Geldschwund und eine Häufung von Friseurbesuchen in Beziehung zu einem Lochfraß bei 50-Euro-Scheinen.
Völklinger Straße - Düsseldorf-Unterbilk
Völklinger Straße - Düsseldorf-Unterbilk

<>Konrad Adenauer Platz - Düsseldorf-Mitte
Wo Wurst gebacken und Brötchen bewurstet werden
Ja, nach dem Kinobesuch noch ein wenig flanieren, mal da und mal dort reinschauen und wenn’s gefällt nette Sachen kaufen. So träumt es sich, wenn man hört, dass die Geschäfte jetzt potentiell rund um die Uhr geöffnet sind.
Tatsächlich öffnen etliche Geschäfte in der Innenstadt bis 22:00 h. Ins Kino bin ich mit der Straßenbahn gefahren. Parkplatz suchen sollte den Abend nicht verderben. Zum Bummeln wollte ich mich noch mit Claudia treffen. Claudia arbeitet heute etwas länger.
Doch da wurde nichts draus. Der ausgedünnte Fahrplan der Busse und Bahnen bedeutet lange, unerträgliche Wartezeiten und macht die Wege inakzeptabel weit. Auch nach einem solchen Bummel steht man sich die Beine in den Bauch und lässt den Arm mit der Einkaufstüte lang werden.
Der späte Bummel und damit das späte, doch so ersehnte Einkaufen fallen flach. Der Einzelhandel wird sagen, dass die späten Öffnungszeiten nicht angenommen werden und wieder früher schließen. Der Grund dafür ist jedoch nicht eine mangelnde Attraktivität der späten Einkaufsstunden sondern beruht darauf, dass die Verkehrsgesellschaften nicht begreifen, dass sie Service-Unternehmen sind und darin nicht nur ihre Chance liegt sondern solches auch ihre Daseinsberechtigung darstellt, dass es im Grunde genommen irrsinnig ist, sich für Besorgungen oder den Weg zur Arbeit innerhalb einer Großstadt oder eines Ballungsgebiets 1,5 Tonnen komplexer und Umwelt vernichtender Technik zuzulegen, die 90% der Zeit zwar kostenträchtig aber nutzlos in der Gegend herumsteht als Eigentum zuzulegen, während es doch viel sinnvoller und auch billiger ist, sich für solche Wege eines allgegenwärtigen Services zu bedienen.
So katapultieren sich die Verkehrsgesellschaften selbst aus dem Verkehr und der potentielle Kunde bleibt zu Hause und erledigt seine außerhäuslichen Besorgungen nach wie vor mit dem stinkenden Auto anstatt gemütlich bummelnd durch die erleuchteten Straßen zu streunen.
Das ist dumm.
Völklinger Straße - Düsseldorf-Unterbilk
S-Bahn-Zugang Voelklingerstraße
Völklinger Straße - Düsseldorf-Unterbilk
So ein Hundeleben
Was sagen wir eigentlich, wenn wir uns unterhalten? Es ist doch so, dass unser Hirn ein Vielfaches dessen, was dann unseren Mund verlässt, abrastert. Wir selektieren also. Ein Kriterium wird sein, dass wir wollen, dass unser Gesprächspartner versteht, was wir sagen. Unser Hirn berücksichtigt also gleichzeitig noch eine Vermutung über das, was das Hirn unseres Gegenübers abrastert. Das wird umso treffender sein, je besser wir unser Gegenüber kennen. Nachteil dabei ist, dass sich eine Automatik einstellt und Neues weniger in Betracht kommt. Wir verstehen uns, aber das Glücksgefühl der Übereinstimmung mag fade sein.
Das Bemühen, sich verständlich auszudrücken, oder gar das Bemühen, eine Übereinstimmung erleben zu können, das Bemühen um eine Harmonie, ist es kontraproduktiv? Zu oft gelingt es uns, eine Übereinstimmung zu erzielen. Uns gelingt ein Kompromiss. Die Worte, die wir finden, werden mehr und mehr so gewählt, dass sie weniger unseren Vorstellungen sondern eher einem Harmoniebedürfnis - oder soll ich einer Harmoniediktatur sagen? – folgen. Folgen ist hier das rechte Wort. Das anfängliche Auseinandersetzen, das zumindest noch versuchte, eine Auffassung zu definieren, einen Gedanken, so wie er uns überfallen hat, zu äußern und so Landmarken neu zu setzen, zermürbt sich in Undeutlichkeiten, die frisch eingeschlagenen Pflöcke zerschwimmen wie das sich in einem bewegten Wasser spiegelnde Abbild dunkler Äste eines am Ufer stehenden Baumes oder werden wie Orte markierende Zeichen im niederrheinischen Nebel unsichtbar. Dabei wollten wir doch Zeichen setzen, Entdeckungen - auch halbgare - unseres unermüdlichen Forscherdrangs zur Diskussion stellen.
Man geht oberflächlich zufrieden aber im Eigentlichen mit sich selbst zornig auseinander. Die letzten Worte, der Abschiedskuss hat den Geschmack einer zwar tradierten aber auch leeren Geste.
Mir stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, was unser Handeln bestimmt. Mag Handeln in grauer Vorzeit vorzüglich eine Reaktion auf äußere Einflüsse gewesen sein, so kann man fragen, ob das noch festzustellen ist in einer Zeit, zu der wir sesshaft geworden sind, die Berührung mit immer mehr Menschen und eben nicht vor allem wilden Tieren, das Erlangen einer differenzierten Sprache und der Schrift. Die Interdependenz von, der Dialog zwischen Bedürfnissen und Sprache erscheint verschwommen. Jetzt können wir fragen, was zuerst da sei, das Wort oder das Wollen. Wie wird unser Handeln bestimmt? Spielt somit diese Unsicherheit hinein in den Gebrauch von Sprache? Wir wissen um die Möglichkeit, mit Sprache zu manipulieren, Zusammenhänge falsch darzustellen, Meinung zu machen. Solches führt zu unangebrachtem Handeln. Hier ist das Wort in der Tat das auslösende Moment. Es scheint, das Wort hat uns im Griff und wer das Wort im Griff hat, bestimmt das Handeln. So arbeiten wir uns nahezu permanent daran ab, etwas, was vorteilhaft für uns aber unvorteilhaft für Andere ist, so darzustellen, dass der Eindruck entsteht, dass es für den Anderen wenn nicht gar für alle von Vorteil sei.
Wie vieler Worte hat es gebraucht, um Bruno den Bären, abzuschießen, wie viel Worte werden bemüht, um eine heile-unheile Welt gegen den jungen Mann, der in seine alte Schule ging, wahllos Menschen verletzte und sich selbst umbrachte,
abzugrenzen. Der junge Mann hat etwas mitzuteilen gehabt und es auch für viele, viele andere vor allem jüngere Mitmenschen sehr verständlich formuliert. Das aber wird wortreich unter den Teppich gekehrt. Es ist nicht so, dass ich das Handeln des jungen Mannes für praktikabel halte, ich meine aber, dass das, was sein Handeln für ihn selbst sinnvoll erscheinen lässt, es wert ist, wahrgenommen zu werden. Ich finde schon, dass so was einen Pflock in unsere zerfaserte Wahrnehmung setzt, um den es sich zu kümmern lohnt.
Sterngasse - Düsseldorf-Pempelfort
Düsseldorf-Bilk
Es war tiefe Nacht. Ich konnte nicht schlafen, obwohl ich schlapp und müde war. Zu mehr, als in die Glotze zu glotzen, war ich nicht in der Lage. Ein Italo-Western. Die karge, steinbergige Landschaft füllte sich mit Scharen von erschossenen Apachen. Auch ein Skalp wurde gezeigt. Die edlen Unifomierten ballerten die verhassten Rothäute ab, dass, so musste man annehmen, dass man daran seine Freude hatte. Die in weißen Tüll gekleidete Comtessa wurde gerettet und ihrem strammen, mit goldenen Epauletten geschmückten, hochrangigen Militär zugeführt. Kuss in Großaufnahme. Ende.
Als ich junger Schüler war, war die Prügelstrafe in der Schule noch nicht abgeschafft und von ihr wurde reichlich Gebrauch gemacht. Einer der Lehrer, der dieser Erziehungsmethode nicht fröhnte, meinte, dass das Prügeln neben der Lust an Machtausübung auch sexuellen Lustgewinn zur Ursache habe.
Viele haben einen aus Plastik oder anderen Materialien gefertigten Totenkopf auf dem Vestibül oder dem Nachttischchen stehen. Verkehrsunfälle, vor allem jene, bei denen starke Verletzungen zu sehen sind und viel Blut fließt, locken Scharen von Zuschauern an. Noch mehr schauen sich jene Actionfilme an, bei denen es aus zerfetzten, noch zuckenden Körperteilen blutet wie Schwein, Schädel zerbersten, sich ausgedehnte Blutflecken gerahmt von einer Korona aus Blutspritzern an der Wand abmalen.
Rotten von Jugendlichen finden sich und streifen durch die Stadt. Sie pflegen ein Vokabular in einem sehr speziellen, für diese Gruppierungen kennzeichnenden Deutsch, bei dem Gewalt, Blut und Waffengebrauch signifikant häufig vorkommen. Nicht wenige von diesen lassen den solchermaßenen Aussagen Taten folgen, die eben dieses Vokabular verifizieren. Meist befinden sich diese Halbwüchsigen in Situationen, die Ihnen keinerlei Perspektiven aufzeigen. Ihr Verhalten lässt sich also teilweise erklären. Sie leben in einer Welt, in der Gewalt zur Selbstbehauptung unerlässlich scheint oder auch ist.
Auf der Charlottenstraße hier in Düsseldorf stehen die hässlichsten, kränklichsten und schmutzigsten Frauen, die man in der Stadt finden kann hart an der Bordsteinkante. Ich habe in dieser Gegend ein paar Jahre gewohnt und beobachtet, wer das ist, der hier zugreift. Es sind vorwiegend Besitzer von Autos der Ober- oder Luxusklasse, also Männer, die sich leicht Besseres leisten können und ich habe mich gefragt, was diese Herren veranlasst, sich Frauen einzuladen, die ich nicht mit der Zange anfassen würde. Die Antwort einer der Betroffenen war: „Die Lust an der Demütigung.“ Primitiv aber real.
Dann gibt es da die Mitmenschen, die zum Zerstören und Töten ausgebildet werden, die mit der Anwendung von Waffen auch für den Massenmord vertraut gemacht werden. Irrsinnig teures Gerät steht ihnen zur Verfügung. Da ballt sich eine Gewalt, der der Einzelne kaum gewachsen ist. Aber er verfügt darüber. Zerstören und Töten auf Befehl. Der Befehl soll den Einzelnen von der Verantwortung für sein Handeln entlasten. Der Befehlende muss sich selbst die Finger nicht schmutzig machen. Und doch klebt das Blut hartnäckig an den Fingern und windet sich zersetzend in die Gehirnwindungen. Das Reinwaschen von Schuld funktioniert nicht.
Die Folgen sind tiefgreifend und verändern den Menschen. Hinzu kommt, dass der Soldat wie die Öffentlichkeit belogen wird, wenn behauptet wird, der Einsatz von Soldaten geschehe als humanitäre Hilfe. Das könnte und sollte man mit dem Einsatz von Hilfsorganisationen angehen. Schickt man Militär in ein Gebiet, handelt es sich um Krieg. Krieg aber ist furchtbar. Krieg findet außerhalb der üblichen Gesetzgebung statt. Krieg lässt übliche ethische Vorstellungen nicht zu. Krieg demoralisiert und verroht. Der Soldat wird vom Dasein, Denken und Funktionieren der Gesellschaft entfernt und von ihr entfremdet.
Im Einsatzgebiet ist der Soldat dem Anblick und Erleben von Gewalt, Töten und Getötetwerden ausgesetzt. Dem kann er nicht entfliehen.
Jetzt trifft solch ein Soldat auf ein Feld, auf dem hie und da Totenschädel herumliegen. Er findet ein Symbol dessen, was ihn bewusst oder unbewusst beschäftigt, ein Symbol für Gewalt und vor allem Tod. Es ist kein weiter Weg, sich dieses Symbols zu bemächtigen und wiederum symbolisch seine Überlegenheit über das Symbol zu betreiben. Wenn da einer sogar seinen Schnibbel präsentiert, bestätigt sich zumindest bei Einigen ein Zusammenhang von Gewalt und Sexualität. Ganz primitiv wird ein Machtgefühl genossen, welches der täglichen Angst entgegen steht. Minderwertigkeitsgefühle werden scheinbar kompensiert. Hinzu kommt, dass eine Armee schon eine Negativauswahl darstellt. Menschen aus einem geistig-moralischen Prekariat sind hier überproportional vertreten.
Der Schädel. Dieser entstammt nicht einer Grabschändung sondern liegt in der Landschaft rum. Der unmittelbare Bezug zu einem menschlichen Leben ist nicht mehr gegeben. Der Bezug ähnelt eher dem Schnitzel in der Kühltheke eines Supermarkts zum Schwein oder dem Plastik-Totenkopf in der Wohnung zu einem Menschen. Diese Bezüge sind äußerst schwach.
Nur wer zu Hause auf seinem Sofa sitzt und keine Vorstellung von den Erschütterungen hat, denen der Soldat im Kampfgebiet ausgesetzt ist, kann pharisäerisch und moralinsauer den Finger erheben und auf den in den Krieg geschickten weisen. Da heißt es aus verantwortlichen Mündern, es handle sich um Einzelfälle. Entrüstung macht sich breit. Leeres Wortgetöse. Verrohung bei solchen Einsätzen ist der Normalfall. Sog. Gruppendynamik spielt dabei eine große Rolle. Wer Soldaten statt Hilfsorganisationen in ein Gebiet, das der Hilfe bedarf, schickt, weiß das. Der Aufschrei, eine Einforderung von Moral, ist bewusstes Heucheln.
Wer Soldaten bei Konflikten im Inneren einsetzt oder einsetzen will, weiß ebenfalls, dass er damit die allgemein bestehenden Parameter von Verhalten, Moral und Ethik außer Kraft setzt.