Mittwoch, 12. Juli 2006

Anti-Terror-Gesetze

Die Anti-Terror-Gesetze sind um fünf Jahre fortgeschrieben und verschärft worden. Das Parlament hat Schäubles Angriff auf die Bürgerrechte im Schatten des Bush-Besuchs und des Klinsi-Abschieds durchgewunken.

Kaum jemandem scheint bewusst zu sein, was das bedeutet. Ich kann nicht mal einen Link setzen, da ich keine Meldung im Netz finde. Aber es war ein Satz in den Nachtnachrichten.

Leitkultur

Die alten, verknöcherten, nicht lernfähigen Sturköppe kriechen aus ihren Löchern. Diesmal rufen sie wieder "Leitkultur" durchs Land.
Auch diese Diskussion war erschöpfend und ist erledigt.

So zerstören einige Dussel, was die WM hat hervortreten lassen. Leute schmeißt diese ********* raus. Wir wollen nicht in so einem Land leben. Wir wollen in dem Deutschland leben, dass seine Gäste als Freunde versteht, seine Nachbarn willkommen heißt und auch so handelt.

Wie dumm kann ein Mensch sein? Politik muss nicht zur totalen Hirnlosigkeit führen. Es geht auch anders. Es gibt Beispiele dafür.

Das hat nichts damit zu tun, dass Gäste, die die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen wollen, die Sprache beherrschen und das Grundgesetz anerkennen sollen. Die Vokabel "Leitkultur" meint etwas, was stark an Herrenrasse erinnert. So verstehen die Politiker, die den Ausdruck verwenden, sich auch.

Halbmast

Nahost eskaliert

Israel ist in den Libanon eingerückt. Das ist kein Sandkastenspielchen. Ich gebe zurück zu Yogi Löw und Händchenhalten in Stralsund.

Den Teufel mit Belzebub austreiben

Es riecht nach Schwefel. Der holländische Professor und Nobelpreisträger Paul Crutzen schlägt vor, pro Jahr eine Million Tonnen Schwefel in 10 bis 50 Kilometer Höhe zu bringen und dort zu Schwefeldioxid zu verbrennen. Dieses Schwefekdioxid soll durch Reflexion die Sonneneinstrahlung verringern.

Er selbst nennt das ein hässliches Experiment. Doch: "Natürlich ist die Reduktion der Kohlendioxidemissionen das primäre Ziel. Aber ich habe große Zweifel, ob die Politik das je schaffen wird."

Mir scheint, nur bei Toyota ist alles möglich. Der Rest folgt unverrückbaren Gegebenheiten.

Ein Bush kommt geflogen

Affe
Merkels letzte Hoffnung?
Das schlechte Abschneiden der Koalition in Umfragen ist eine Sache. Eine fehlende Alternative die andere. Was machen? Kommt es zu einem Aufbäumen frischer Kräfte innerhalb der Parteiapparate?

Der Ball ist rund

und Klinsmann hört verständlicher Weise auf
Das dürfte die letzten Fähnchen entfernen.
Wie war das mit der Gesundheitsreform?
Heute bringt Schäuble die Verlängerung der "Anti-Terror-Gesetze" ein und verschärft sie. Unter anderem soll der Bundesnachrichtendienst (BND) mehr Befugnisse erhalten und auch Flugdaten abfragen dürfen. Bisher unterliegen diese Abfragen auch den bei Eingriffen in das Post- und Fernmeldegeheimnis vorgeschriebenen Kontrollverfahren (G-10-Verfahren). so die Rhein-Neckar-Zeitung

Es sollte im Gebälk knirschen. Aber wir lassen die ***** das machen.

Zurück zur U-Bahn ...

U-Bahn

Tropical Heatwave

Morgens, bevor die Sonne aufgeht, ist es am angenehmsten. Draußen lese ich 21°C ab hier mitten in der Stadt zwischen Stein und Beton. Im Zimmer bei offenen Türen und Fenstern herrschen 23°C. Dazu höre ich "The Normal" ‚Tropical Heatwave‘ und die gefühlte Temperatur fällt noch einmal um 5°. Ein müder Nachtfalter sucht Schutz zwischen den Tasten des Keyboards.

Aber bald hilft nur noch kalt Duschen.

Einen schönen Tag wünsch‘ ich reihum.

Dienstag, 11. Juli 2006

Aus Gras Gold machen

Der Rasen aus dem WM-Stadion in Berlin wird stückchenweise und z.T. in Acryl gegossen über das Versandhaus Quelle verkauft. Filetstücke wie 11- Meter-Punkt, Fünf-Meter-Raum-Ecken und Torlinien werden bei e-bay versteigert, weil's noch irrationalere Preise verspricht.
Solches begreifen wir als Normalität.

Rettet die Ratten

Wegen des Besuchs des Herrn der Antischurken-Lanze werden in Stralsund 2.200 Gullydeckel verschweißt bzw. versiegelt. Stralsund selbst wird mittels Zäunen zur Sicherheitszone, Einige sprechen von Festung, ausgebaut. Weshalb die aufwändigen Schutzmaßnahmen ergriffen werden, ist dem Pressetext nicht zu entnehmen. Ich schätze, es geht um die Unversehrtheit der Ratten.

Spül-o-Meter

Das Sommerloch rutscht in die Kloschüssel und heraus kommt eine Nachricht im Sommerloch

Gänseblümchen

Bellis

Je weiter eine Pflanze verbreitet ist und je bekannter sie ist, um so zahlreicher sind die Namen, die ihr der Volksmund gibt. So heißt unser Gänseblümchen, welches in fast ganz Europa häufig vorkommt auch Augenblümchen, Gänseliesl, Maiblume, Mairöserl, Mutterblümchen, Maßliebchen, Osterblume, Regenblume, Sonnentürchen und Tausendschön. Maiblume heißt aber auch unser Maiglöcklchen (Convallaria majalis), als Osterblume bezeichnen wir auch die Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) und das Tausendschön ist für Viele eine kleine wilde Nelkenart, die zwar nicht hier heimisch aber in Gärten sehr verbreitet ist. Sie trägt ihren Namen, weil die sie in einer Fülle verschiedener Farben blüht. Da ist man doch dankbar, dass es einen definierten botanischen Namen gibt Bellis perennis (Bellis – der, die, das Schöne) (perennis – durch die Jahre [ausdauernd]). Die Engländer nennen sie schlicht Daisy, die Italiener Margheritina.

Wir finden sie vor allem auf unseren Rasenflächen, vor allem dort, wo diese nur alle paar Wochen gemäht werden, so z.B. besonders häufig und dicht wachsend auf jenen handtuchartigen Rasenstücken vor Häusern der Wohnbaugesellschaften, aber auch vor vielen Reihenhäusern und eben bei mir und dir. So gut wie jeder hat sie in seinem Garten. Neben dem breitblättrigen Wegerich ist sie der Schrecken der Golfplätze. Während sie uns eher erfreut als stört, würde sie den kleinen, weißen, runden Golfball ganz schön aus der Bahn werfen, wenn die Golfer nicht mit allen Mitteln gegen sie vorgehen würden. Ein regelmäßiger Schnitt des Grüns ist da nicht ausreichend.

Was befähigt das Gänseblümchen entgegen vielen anderen mindestens ebenso hübschen Blumen, das wiederholte Gemetzel der Rasenmäher zu überstehen?

Es sind vor allem die rosettenartig auf dem Boden liegenden Blätter, die von dem schärfsten Rasenmähermesser nicht erreicht werden. Die aus dieser bodennahen Rosette halb aufrecht wachsenden, inneren Blätter werden schon mal gekappt. Das hält die Pflanze aus. Außerdem ist so eine Pflanze, obwohl sie nicht den Anflug eines Gehirns besitzt, bedingt lernfähig. Wird eine Pflanze immer wieder in der gleichen Weise gestört, so ändert sie ihr Wachsverhalten. Die halb aufrecht wachsenden, inneren Blätter wachsen bald ebenfalls flach und bodennah. Diese ‚Lernfähigkeit‘ machen sich ökologisch orientierte Gärtner, die chemische Stauchemittel nicht anwenden wollen, zu Nutze. Sie konstruieren vor allem im Zimmerpflanzenanbau Vorrichtungen, die sanfte Bürsten oder Lappen so über Pflanzenkulturen streifen lassen, dass diese immer wieder gestört werden. So wachsen diese weniger in die Höhe und mehr in die Breite. Damit erreicht der ökologische Gärtner das Gleiche wie sein Chemie anwendender Kollege, eine gedrungene Pflanze, die auf die Fensterbank passt.

Es kann auch sein, dass sich in unseren Gärten inzwischen, es dürfte mittlerweile fast 100 Jahre Rasenmäherterror geben, durch simple Selektion eine Gänseblümchenrasse herausgebildet hat, die von sich aus besonders bodenflache Blattrosetten ausbildet. Bei einer solchen Vielzahl von Generationen könnte sich durchaus eine genetische Angleichung an die menschengemachten Verhältnisse stattgefunden haben.

Wir sind immer noch bei der Frage, wieso das Gänseblümchen es schafft, sich auf unseren Rasenflächen so breit zu machen. Zu beobachten ist, dass Gänseblümchen es schaffen, Graspflanzen zu verdrängen. Das ist insofern erstaunlich, als die Wuchsfreudigkeit von Gras der des Gänseblümchens überlegen ist. So weit ist die Aussage gesichert. Was jetzt kommt ist eine Vermutung, zu der ich keinerlei wissenschaftlich gesichertes Material finde.

Man weiß von anderen Pflanzen, dass sie ihren Platz dadurch verteidigen oder bereiten, dass sie wenn ihre Wuchsfreude nicht ausreicht, die Konkurrenten dadurch zu eliminieren, dass sie ihnen durch üppiges, hohes Laub das Licht für die Photosynthese nehmen und Wasser und Nahrung verknappen, indem sie zu geradezu subversiven Mitteln greifen. Sie geben chemische Stoffe in den Boden ab, welche für den Nachbarn schwer bis überhaupt nicht verträglich sind. Da kann die Aufnahme von notwendigen Nährstoffen gestört werden, oder aber es kommt schlicht zu Vergiftungen oder aber man lockt den Hauptfraßfeind des Konkurrenten an. Eine solche chemische Kampfführung vermute ich auch bei klein Daisy, unserem so unschuldig aussehenden Gänseblümchen.

Die verschiedensten Inhaltsstoffe wie Gerbstoffe, Bitterstoffe, Schleime, Saponine, ätherische Öle, Flavonoide und Anthoxanthin machen sie auch für die Volksmedizin interessant. In der Naturheilkunde wird sie als Schmerz- und Wundheilmittel bei Schürfwunden, Prellungen, Verstauchungen, Muskelschmerzen und allgemein bei Hautleiden eingesetzt. Ferner soll sie den Stoffwechsel anregen und wird daher bei Gicht und Rheuma eingesetzt. Von da ist es nicht weit zu unseren aktuell die Gesundheit und die Natur im Auge habenden ‚Iss Deine Wiese und Du bleibst gesund‘-Vertretern und -Vertreterinnen. Die Knospen kann man als falsche Kapern einlegen. Wer weiß, wie man Kapern einlegt? Die Blüten sollen einen herzhaften Geschmack haben und sich hervorragend als Butterbrotbelag eignen. Blüten und Blätter sollen in keinem Salat fehlen. Löwenzahnsalat mit Gänseblümchen und ein paar klein gehächselte, oder heißt es gehexelte, Bärlauchblätter als Würze. Na?!

Ist unser Gänseblümchen jetzt gefährdet? Wird es jetzt von uns einfach aufgefressen? Wohl kaum. Die Vorgärten liegen zu nahe an der Straße und damit im Bereich der Autoabgase. Wenn wir beim Sammeln von Gänseblümchen in unserem Vorgarten auch kaum Gefahr laufen, uns wie beim Sammeln von Bärlauch, dem Naturhit der letzten Jahre, den Fuchsbandwurm zu holen, so dürfte der Besuch Beinchen hebender Hunde aus der Nachbarschaft uns zusätzlich den Appetit verderben. Unser Gänseblümchen bleibt ungefährtdet. Da müsste schon eine Schar Gänse kommen. Diese haben die Blümchen, die ihren Namen führen, nämlich zum Fressen gern. Hühner tun’s auch. Gänse im Vorgarten, wo wir diese doch vor allem aus der Tiefkühltruhe kennen, der frühe Schrei des Hahns ohne Mist? Geht nicht, nicht wahr? Unser Gänseblümchen bleibt uns somit erhalten und blüht und blüht und blüht quasi das ganze Jahr. Nur wenn es friert, legt die Schöne ein Päuschen ein.

Aber im Urlaub auf der unschuldigen Alm mit den glücklichen Kühen, da können wir mal probieren, wie das ist mit Gänseblümchenblüten auf der Salzbrezel. Auch bleibt, so lange die hierfür vor allem verwendete Margerite noch nicht blüht, das blütenmordende Spielchen "Er liebt mich, er liebt mich nicht", wobei so lange genüsslich ein Blütenblatt nach dem anderen ausgerissen wird, bis keines mehr vorhanden ist. Weit mehr Blüten braucht es für die hübschen Kränze, die man dergestalt pflicht, dass man mit spitzem Fingernagel einen Schlitz in den dünnen Blütenstiel macht, durch welchen dann der Blütenstiel der nächsten Gänseblume gesteckt wird usw, usw. Vielleicht macht das gesunde Fingernägel? Wer weiß?

Montag, 10. Juli 2006

Rudi Carrell

Rudi Carell vollbringt noch post mortem eine gute Tat. Dank der Nachrufsendung für ihn entfällt Beckmann.

Armer Schäuble

Schäuble, noch Innenminister einer sich selbst auflösenden Regierung, leidet unter einer fixen Idee. Man glaubt es nicht, aber es ist so. Schäuble fordert wieder den Einsatz der Bundeswehr im Inneren.

Dem Mann ist nicht mehr zu helfen und gehört noch vor dem offiziellen Scheitern der Koalition, nämlich sofort, entlassen. Der Mann kann bedauert werden. Er ist krank. Das aber ändert nichts daran, dass er gefährlich ist. Er stellt die Bürgerrechte und damit die Demokratie in Frage.

Alles, was zum Einsatz des Militärs im Inneren gesagt werden muss, ist längst gesagt worden. Eine neuerliche Diskussion erübrigt sich. Es kann unverzüglich gehandelt werden. Frau Merkel ist in der Pflicht.

Herr Schäuble, falls Sie da was falsch verstanden haben sollten. Dafür haben wir nicht die Fahnen aus dem Fenster gehängt. Dafür nicht.

Keine Pizza

Pizza gibt es erst wieder später. Der Teig ist alle. D.h. wohl, der neue Teig konnte nicht rechtzeitig angesetzt werden.
Salat gibt es auch nicht. Da wird der Termin, zu dem Frisches eingekauft wird, heute morgen verstrichen sein, während die Jungs nach dem Feiern ein Ohr Schlaf nahmen, anstatt für den nächsten Tag zu sorgen.
Also nichts mit Weltmeister-Pizza. Oder Weltmeister-Pizza ist keine Pizza.

... liegt auf der Strasse

Euro

Was die Welt nicht bewegt

Der schlechtste Präsident aller Zeiten feiert seinen 60. Geburtstag, stöpselt sich seinen iPod ein und stammelt etwas, was in USA aber nur in USA als Altersweisheit gelten mag.

In ein paar Tagen treffen sich Bush und Angela Merkel in Stralsund-Nordvorpommern. Tagsüber in Stralsund und abends in Trinwillershagen will sie George W. Bush nahe bringen, wie Ostdeutsche vor 1990 gedacht haben, wie sie seit 1990 denken und dass das andere mit dem einen manchmal zusammenhängt. Schlafen wird der Präsident in Heiligendamm. Ob George W. Bush den neuerlichen Fußballenthusiasmus der Angela Merkel verstehen wird, darüber kann nur spekuliert werden.

Mein Büdchen

Das Büdchen gegenüber zeigte sich in den letzten Wochen weltmeisterlich, hatte es doch oft bis 2:00 oder sogar 3:00 Uhr morgens geöffnet. Da das Wetter so heiß und nachts besser als tagsüber zu ertragen war und sicher weil griechische Gewohnheiten der Betreiber bei diesem Wetter durchbrachen, wurden ab 0:00 Uhr Stühle rausgesetzt und geplaudert. Da man schon wegen der Autokorsos mit ihrem Gehupe und Gegröhle kein Auge zumachen konnte, traf man sich auf der Straße und landete wie viele der Fußballfans aus aller Herren Länder, die noch durch die Stadt streiften, beim Büdchen. Irgendwo im Büdchen ein Fernseher. Ein paar Handys. Kein Laptop. So lässt’s sich leben.

Ampeln regeln den Verkehr an Kreuzungen

Matthias Berninger, Philipp Mißfelder und Daniel Bahr. Sind das die Neuen? Ist das Ende der Koalition nahe? Neuwahlen? Sollten wir die alten Reggae-Platten schon mal hervorholen?

Oder bleiben wir dabei, immer wieder die noch älteren Bluesplatten aufzulegen und die Reform der Reform, der Reform, der Reform durchzuleiern und dabei allzu faule Eier auszusortieren?

Sonntag, 9. Juli 2006

Forza Italia

Morgen in aller Früh, also so gegen 15:00 h, bestell' ich bei meinem Lieblingsitaliener eine Weltmeisterpizza und bin gespannt, was ich da bekomme.

Trude Schuster

Trude-Schuster

Otto Schuster war ich mehrmals begegnet, öffnete er doch die Tür zum Csikós und begrüßte einen mit einem "Mein Haus gehört Ihnen" oder einer ähnlich übertriebenen Höflichkeit. Trude Schuster traf ich nur ein Mal. Sie war es, die Alles in der Hand hatte, Alles machte und für Alles sorgte. Otto Schuster machte die Honeurs.

Damals arbeitete ich in einem Garten Center im villengespickten, von erfolgreichen mittelalten Geschäftsleuten entdeckten Norden Düsseldorfs. Ein gut gebrauchter VW-Bully fuhr auf den Hof. Dem entstieg eine Frau, die dem Klischée einer Marktfrau oder Bäuerin entsprach. In den Händen trug sie zwei von diesen tonnenförmigen, großen Eimern, in denen Waschmittel für Großverbraucher gehandelt wurden.

Wir hatten eine besondere Blumenerde, die mehr Lehm und schweren Mutterboden enthielt als das übliche Torf-Kompostgemisch. Sie gab mir die beiden Tonnen und bat mich, diese mit der Erde zu füllen. Da passten etliche Schüppen rein. Als sie gestrichen voll waren, nahm ich sie an den Griffen und schleppte sie zu dem VW-Bully. Trude Schuster kam mir schnell entgegen, nahm mir mit den Worten: "Komm, lass mich machen. Das schaffst Du doch nicht." die beiden sauschweren Eimer aus den Händen, ging zum Bully und hievte sie hinein. Ich war schon ein wenig beleidigt. Schließlich war ich ein kräftiger Mann von 25 Jahren. Da lässt man sich so was und dann noch von einer Frau nicht gerne sagen.

Erst als ich die Quittung schrieb, erfuhr ich, dass ich Trude Schuster vor mir hatte, eine Frau, um die sich so manche Geschichte rankte und die Queen der altstädtischen Gastronomie darstellte, bewirtschafteten die Schusters, also Trude Schuster, doch inzwischen fünf Lokale in der Altstadt, jedes mit einem sehr eigenen Charakter und jeweils etwas noch nie Dagewesenes offerierend.

Das Bild oben habe ich aus dem oben besprochenen Buch geklaut. Ich hoffe, der Verlag sieht darüber hinweg. Es zeigt und symbolisiert die anpackende Art dieser phänomenalen Frau. Im Buch gibt es noch ein Bild von Trude Schuster in Netzstrümpfen. Sieht man in dem Buch daneben Bilder von Otto Schuster, dann kann man ermessen, welche divergierenden Charaktere dieses Paar ausmachte.

Bobby

Bobby

In meinen Jazzerinnerungen hatte ich das Bobby alias Kreuzherrenecke als Anlaufpunkt für die damalige Szene lobend erwähnt. Das Bobby mit seinen paar Quadratmetern, ein kleiner Farbspritzer in der Stadt, war in der Tat das Herz dessen, was man heute Underground nennen würde, ein Underground, in dem sich Leute trafen, von denen nicht wenige später Weltruhm erlangen sollten. Wie kam es dazu?

Da gab es Trude und Otto Schuster. Die Beiden hatten in den Trümmern der Stadt im Parterre des Hauses Altestadt 14 eine Bleibe gefunden und verkauften zur Straße hin Hühnersuppe. Es dauerte nicht lange, dass sie einige Straßen weiter ein Lokal aufmachten, dass sie nähren sollte, das Csikós. Ein Lokal mit ungarischem Touch, ein Faible von Otto Schuster. Um das Lokal sowohl mit Lokalcolorit sowie mit mehr als einem Hauch Künstlerlokal zu versehen und auch weil die Schusters mit vielen Künstlern befreundet waren, galten für Künstler der Kunstakademie halbe Preise. Bekannt ist die schärfste und gehaltvollste Gulaschsuppe, die je eine deutsche Zunge schmeckte und ein deutscher Rachen aushalten musste.

Das Csikós war sehr bald eines der frührenden und von anspruchsvollem, internationalem Publikum besuchtes Lokal. Die Künstler mit ihren halben Preisen, die auf Grund der Preise gerne kamen, nahmen den voll zahlenden Gästen die Plätze weg. Die Künsterl begannen zu stören. Es kam zu einem Gespräch mit den Schusters und den Künstlern. Letztere schlugen vor, dass anderswo von den Schusters ein Lokal in die Welt gesetzt werden sollte, in dem die Künstler sich treffen konnten und dass trotz angenehmer, lockerer Atmosphäre Preise aufweisen sollte, die sich die Künstler sich leisten konnten. 1954 war es soweit. Die Kreuzherrenecke hatte ihre Lizenz. Der Wirt war Bobby, so dass das Lokal intern nur noch Bobby genannt wurde.

Ein Lokal, dass in Düsseldorf mal eine Rolle gespielt hat und das es ziemlich unverändert immer noch gibt, ist sicher Nichts, was von allgemeinem Interesse ist. Trotzdem mache ich auf ein Buch aufmerksam, das nahezu völlig unbekannt ist und die ganze Geschichte des Bobbys erzählt. Das Buch im Format 30 x 24 cm hat 239 Seiten, ist auf gutem Papier gedruckt und ist durchnummeriert. Da haben sich 40 Autoren und viel Freunde zusammen getan und dieses äußerst kenntnisreiche und exzellent mit vielen Bildern versehene Buch möglich gemacht. Das Vorwort hat Günther Uecker geschrieben und man findet Bert Gerresheim, Anatol, Jörg Immendroff, Reiner Ruthenbeck, Flötchen Geldmacher, Alfred Schmela, Konrad Fischer, die Galeristen, Monika Schlichting, die Mutter von Ben und Meret Becker, die ganze Garde der ZERO-Künstler, Lore Lorentz und Ernst Hilbich aber auch viel Originale wie Olly, mit dem ich meine ersten Straßenmusikerfahrungen in Paris machte und noch viel, viel mehr.

Keine Angst, es geht nicht um Kunst. Es geht ums Leben. Das ist ein Buch, dass sich eigentlich nach außen wölben müsste, so prall ist es gefüllt. Doch ein starker Einband und Fadenheftung wissen das zu verhindern. Man kann es im Bobby oder aber im Buchhandel erwerben. Erschienen ist es im Emons Verlag ISBN 3-89705-274-1. Es im Bobby selbst zu kaufen, ist natürlich Kult, auch wenn das Bobby immer mal wieder zur Altherrenkneipe abzurutschen droht.

Salve!

Salve

Samstag, 8. Juli 2006

Es ist vorbei

Die traurige Geschichte eines Luftballons

Fussball-Fink

srgDiese Nacht habe ich geträumt. Da sprang ein Fiink ganz in der Nähe von Ast zu Ast eines kleinen Busches und sogar ins kurze, grüne Gras kurz vor mir. Das wäre keiner Erwähnung wert, wenn ich nicht feststellen müsste, dass die Permanenz des schwarz-rot-goldenen Fahnenmeers mein Unterbewusstsein okkupiert haben muss. Denn dieser Fink von Gestalt eines Spatzes und der Größe eines Dompfaffs hatte auf dem Kopf eine schwarze Mütze wie eine Kohlmeise, in Höhe der Augen formte sich ein rotes Band um den ganzen Kopf und darunter und um den Hals erstrahlte er in einem satten Gelb. Die Flügel waren wieder schwarz, die Brust hatte noch einen roten Fleck, der übrige Körper war gelb und die Beine und Füße wieder rot.

Welche Folgen wird die Fahnenzeigerei noch auf mich/uns haben? Bei mir hat das Fahnenmeer schon das Unterbewusstsein erreicht. Da lässt es sich nicht so ohne Weiteres verdrängen. Kann das bis hin zum Patriotismus manipuliert werden? Bei mir nicht. Das weiß ich. Aber gilt das allgemein?

So funktioniert ja auch manche Werbung. Wiederholung bis zum Erbrechen und siehe da, steter Tropfen höhlt den Stein und ein Fußball-Fink wird zu einem Nationalfink und Viele sind’s zufrieden.

Regenrinne

Regenrinne
Greifweg - Düsseldorf-Oberkassel

Bei diesem heißen, strahlenden Sommerwetter eine Regenrinne ins Spiel zu bringen erscheint sicher etwa absurd. (Außer in Berlin. Das wegen der traurigen Politik) Doch die hier abgebildete Regenrinne dient gar nicht dazu, überschüssiges Regenwasser abzuleiten, sondern der Stabilisierung einer zwar verwegenen aber dennoch sinnvollen Dachkonstruktion. Auch hier erweist sich die Kehle einer Dachrinne als äußerst effektvoll, macht sie doch ein simples Stück verzinkten Blechs in grandioser Weise zu etwas Stabilem und dieses Stück Blech in geradezu genialer Weise zu einem sinnvoll eingesetzten, tragenden Element. So integriert sich eine Regenrinne congenial in eine Dachkonstruktion, deren herausragendes Merkmal es ist, aus Materialien erbaut zu sein, die so herumliegen, die man, wenn man sich in der richtigen Gegend bewegt, im Vorübergehen findet.. Außer Arbeit und ein ganz klein wenig Hirnschmalz hat dieses Dach nichts gekostet. So lebt es sich seitwärts von Hartz IV.

Da

Da
Lidl-Parkplatz - Düsseldorf-Bilk

Klüngel

Klüngel, - mhd. klüngel, klungel, klungelln – ahd. clungilln (Knäulchen) als Verkleinerungsform von clunga (Knäuel) - , Korruption, Vitamin B und Filz sind zwar nicht deckungsgleich aber affin. Die manchmal im positiven Sinn Verwaltungsstrukturen umgehende und deshalb Ergebnisse beschleunigende Form des rheinischen Klüngels wird gerne mit Köln in einem Atemzug genannt. Das heißt dann -Kölscher Klüngel.

Die Gründe hierfür sind zweierlei. Zum einen sind sie sprachlicher Natur und zum anderen strukturbedingt.

Der sprachliche Teil erschöpft sich nicht darin, dass die Worte Köln und Klüngel beide mit K anfangen. Das spricht sich gut und prägt sich ein. So entsteht ein "geflügelter" Begriff. Der Ausdruck ‚Klüngel‘ breitete sich lt. Duden im 19. Jahrh. auch vom Raum Köln aus.

Der strukturelle scheint mir darin zu liegen, dass Köln nicht in größerem Maße über jene, andere Städte letztendlich dominierende Oberschicht verfügt. In Köln treffen sich eher Hinz und Kunz (Tünnes und Schäl) und machen das irgendwie. Ihnen fehlt die andern Orts schon tradierte Form der gehobenen Korruption, die dann auch innerhalb aller Kontrollgremien abgesichert ist, so dass kaum etwas nach Außen dringt, da wo als honorig angesehene Personen handeln.

Im Rheinland spielt man dieses Spiel gerne in Vereinen. Das beginnt bei Karnevals- und Brauchtumsvereinen (beides eine sehr ernste Sache) und endet in noblen Tennis-, Yacht-, Industrie- und Golfclubs. Die dort getroffenen Abreden erscheinen völlig unspektakulär. Sie dringen nicht etwa nicht nach Außen, weil dort Geheimhaltung vereinbart wurde. Nein, sie dringen nicht nach Außen, weil man mit diesem Außen gar nicht kommuniziert. Hinzu kommt, dass die klüngelnden Personen keinerlei Unrechtsbewusstsein haben. Für sie sind solche Absprachen die natürlichste Sache der Welt. Und da die dort handelnden Personen allgemein anerkannt sind und geschätzt werden, fragt auch niemand. Auch im Norden in den Hansestädten hat diese Form, Übereinkünfte zu treffen, eine große und angesehene Tradition.

Die Vermittlung nach Außen übernehmen die Medien. Dort ist man entweder ebenfalls vertreten oder aber man weiß die Medienvertreter vorzüglichst zu behandeln. Man weiß auch seit alters her, wie man ein Faktum in eine Nachricht verändert verwandelt.

Köln hat also lediglich Pech. Vergleichbar ist nur Berlin, das ja so ähnlich dilettantisch strukturiert ist oder zumindest war, bevor jetzt eine Anzahl wichtiger und erfahrener Leute, Politiker/innen und Firmen das Terrain übernehmen und aus Klüngel Korruption machen und diese zum Machterhalt nutzen. Klüngel gibt es überall und das reichlich. Gibt es eigentlich ein bayrisches Wort dafür? Da blüht doch auch dieses Pflänzchen prachtvoll biergetränkt, weihrauchbenebelt und politiknotorisch. Berlin dürfte aber jetzt die Hauptstadt des Klüngels sein; dies auf der Ebene beschämenden Kungels. Ist Köln noch liebenswert, wenn es klüngelt, so zeigt sich in Berlin eine berlinerische Härte, die zwar nicht sachlicher aber unverschämter und brutaler ist.

Ein Wahrzeichen Duisburgs

Duisburg

Freitag, 7. Juli 2006

Ein Anfang ist gemacht

Berlusconi muss vor Gericht

Aus! Vorbei!

Wir hatten gehofft, dass eine Große Koalition wirklich etwas anpackt und in Richtung Reform = Fortschritt = Abschneiden alter Zöpfe = das Desaster sehen und, was dazu führt, ändern, bewegt. Jetzt stellen wir fest, dass nicht mal die sprichwörtliche Hoffnung, die als letztes stirbt, am Leben erhalten werden konnte.

Der Sinn und Zweck der Großen Koalition hat sich damit erledigt. Wir brauchen was Neues mit neuen Politikern. Mindestens Eine(r) mit einem Schwert in der Hand, die/der den gordischen Knoten (u.a. sog. Sachzwänge) durchschneidet, sollte dabei sein.

Ich habe keine Lust, jetzt mit Schimpfworten um mich zu schmeißen, was jedoch nicht mit Resignation gleich zu setzen ist.

Isis ist jetzt ARCOR

Ihr Anschluss wird am 1. August 2006 umgestellt. Ganz einfach, bequem und effizient.

So lauten die Anfangszeilen eines Schreibens, welches ich gestern von ARCOR bekam.

Wenn man dann nebenan ins Kleingedruckte schaut, stehen da so ergötzliche Sätze wie:
Sollten Sie mit der Umstellung nicht einverstanden sein, haben Sie das Recht, schriftlich per Post oder per Fax unter 0201-37 93 291 zu widersprechen. Für diesen Fall kündigt Arcor bereits jetzt das Vertragsverhältnis zum Umstellungstermin und stellt bis dahin die Leistungen ein

Die Angaben zu dem, was sich ändert, sind von seltener Exaktheit. So zB.

Echte DSL-Flatrate fürs Internet zum günstigen Festpreis
Ab 1,72 Cent/Minute ins deutsche Festnetz telefonieren

Wie hoch der "günstige Festpreis" ist, wird nicht gesagt.
Was normalerweise Telefonate kosten. Kein Wort.

Tolle Firma. Und so nett. So wollte ich immer schon mal behandelt werden. Yippie, yeah!

Ganz einfach, bequem und effizient.

Sommer, Sonne, Sauerkraut

Hinweis: Nebenan bei mindestenshaltbar gibt es unter obigem Titel eine kleine Story von mir.

Schmalblättriges Greiskraut

Senecio inaequidens


Wanderer in den Welten ohne Füße noch Beine zu haben, ohne Flügel und ohne Herz und zentrales Nervensystem. Ein Wanderer, der nur existieren kann, wenn er fest verwurzelt in der Erde sein Leben gestaltet, ernährt von Luft, Wasser, Sonne und löslichen Mineralien. Es handelt sich um eine Pflanze, eine Pflanze, der unsere Eltern in ihrer Jugend kaum begegnet sein dürften, denn es gab sie schlichtweg nicht, nicht hier in unseren Breiten.

Kein Wunder, hat sie doch eine verdammt weite Reise zu bewältigen gehabt, um hier zu siedeln. Dabei hat sie sogar die Hemisphären gewechselt. Wir reden vom Schmalblättrigen Greiskraut (Senecio inaequidens)

Jetzt finden wir es überall und massenhaft dort, wo die Bedingungen für die meisten einheimischen, zumindest höheren Pflanzen denkbar ungünstig sind. Am Mörsenbroicher Ei in Düsseldorf, einem gar ungastlichen, stark befahrenen, innerstädtischen Verkehrsknotenpunkt, auf Schotter- und Kiesflächen, sie wächst aus den Fugen gepflasterter Wege und das bis auf die Rheinbrücken, also Flächen, die keinerlei Verbindung zu gewachsenem Boden haben, ja wo von Boden im landläufigen Sinne überhaupt nicht geredet werden kann, bevölkert Dachrinnen und kommt sogar als Aufsitzerpflanze in Astgabeln von Bäumen vor. Das ist also ein äußerst robuster und genügsamer Geselle. Erst da, wo andere Vegetation gleich großer oder größerer Pflanzen zahlreich möglich ist, kann sie keinen Fuß fassen. Am üppig bewachsenen Düsselrand z.B. wird man sie vergebens suchen, auch wenn sie ein paar Meter weiter zwischen Bordstein und viel befahrener Straße überall hervorlugt.

Greisskraut1
in Düsseldorf auf der Nordbrücke

Beschreibung

Das schmalblättrige Greiskraut ist eine verzweigte, mehrjährige Staude, mit schmalen, lanzettlichen, am Saum gefurchten Blättern. Die Blätter sind am Rand oft etwas eingerollt. Sie erreicht eine Höhe von 40 – 60 cm. Sie gehört zu den Korbblütlern (Asteraceae) und blüht gelb. Die Blütenköpfchen haben einen Durchmesser von ca. 2,5 cm, mit 10-15 gelben Zungenblüten. Die Blütezeit in Europa ist von Juni-Dezember, wobei ein immer früher einsetzender erster Blühtermin beobachtet werden kann. Sie fällt schon auf, wenn sie quasi als einzige, häufige Pflanze im Späthernst oder frühen Winter noch ziemlich üppig blüht.

Herkunft

Das erklärt sich daher, dass Sencio inaequidens aus Südafrika, aus der südlichen Hemisphäre stammt, also um 6 Monate verschobene Jahreszeiten gewohnt ist. In Südafrika ist Senecio inaequidens weit verbreitet. Als Ursprungsgebiet gilt das "Highveld" von Transvaal, Natal und Oranje-Freistaat, von wo aus die Art sich aber in ganz Südafrika ausgebreitet hat und überall häufig anzutreffen sein soll. Hauptblühperiode dort ist von Oktober bis Februar.

Ausbreitung, Ausbreitungswege

Wie aber kommt dieser Frechling hierher? Einige Quellen sagen, die Pflanze sei mit Eisenerz-Importen hier her gelangt. Andere sprechen von Baumwoll-Importen.
Ich weiß nicht, wie hoch der Erzimport aus Süd-Afrika ist und ob er überhaupt stattfindet oder stattfand. So weit ich weiß, wächst in Süd-Afrika keine Baumwolle. Es kann aber sein, dass Baumwolle aus Zimbabweh seinen Weg über Süd-Afrika zu uns findet.

Wahrscheinlicher und am häufigsten und in den seriösen Quellen festgestellt ist, dass unser Greiskraut als Anhaftung an Wollballen hier her gekommen ist und vielleicht noch kommt. Dafür spricht auch, dass die erste Erwähnung von Senecio inaequidens aus Hannover von dem Gelände einer wollverarbeitenden Firma stammt – das war vor etwa 100 Jahren - und dann von auffallendem Auftreten der Pflanze im Hafen von Bremen die Rede war. Von dort aus und von Vorkommen in Lüttich hat sich die Pflanze erst den Westen unseres Landes erobert. Später meldete sie sich auch aus Süddeutschland. Die Verbreitung erfolgt vor allem längs der Bahnlinien. Mir selbst ist sie zum ersten Mal vor etwa 20 Jahren auf der Bahnstrecke von Köln über Euskirchen nach Aachen (-Lüttich) aufgefallen. Überall zwischen den Gleisen blühte diese unbekannte Pflanze oft von dem Boden der Zugwaggons stark rasiert und mit schwarzem Öl beschmutzt. Heute setzt sie ihre Eroberung längs der Bahnstrecken und Autobahnen Richtung Osten fort, so dass man seit dem Fall der Mauer auch aus Berlin, Leipzig und Dresden vom Vorkommen der Pflanze berichtet.

Gestern wurde in einem Beitrag auf WDR-TV von einem Botaniker, der sich mit der Pflanzenansiedlung auf den verlassenen Industrieterrains und - Ruinen im Ruhrgebiet befasst, die These vertreten, dass Senecio inaequidens mit Eisentransporten seinen Weg hierher gefunden habe. Das scheint plausibel, wenn man bedenkt, dass im Ruhrpott Eisen verarbeitet wurde. Ich kann mich dieser Sicht nicht anschließen, sondern sehe den Transport über Wollimporte als wahrscheinlicher an. Von den Zentren der Wollverarbeitung, wo die Pflnze zum ersten Mal auftauchte, wurde sie längs der Bahnlinien verbreitet. Das lässt sich eindeutig feststellen. Von diesen Bahnlinien, so meine ich, wurde sie bald längs aller Bahnlinien verschleppt. Mit Zügen reisen nun mal nicht nur Menschen und Waren sondern auch diese kleinen mit Flughaaren versehenen und leicht anhaftenden Samen des Greißkrauts. Übrigens auch des einheimischen Greißkrauts. Senecio vulgare. Bahngleise und Gleisanlagen sind ideal für unseren Wanderer. Hat er dort doch kaum Konkurrenz und kommt mit den spärlichen Gegebenheiten zwischen und neben den Gleisen bestens zurecht.

Konservative Bewertung

Senecio inaequides ist somit ein hier jetzt häufig vorkommender Neophyt der jüngeren Geschichte. Unter Neophyten verstehen wir Pflanzenarten, die nach 1500 eingebracht worden sind.

Senecio inaequides ist sogar ein invasiver Neophyt. Als invasive Arten werden solche Arten bezeichnet, die sich so stark und rasch ausbreiten, dass sie viele andere für den betreffenden Lebensraum charakteristische Arten verdrängen.
Wir kennen solches von Neozoen, eingewanderten oder eingeschleppten Tieren, wie Waschbär, Bisam oder der Wanderkrabbe und der Streifenmuschel. Manche der invasiven Neophythen begreifen wir inzwischen schon als einheimisch,. Dazu gehören unter anderem die Goldrute (Solidago canadensis), Die Robinie oder Falsche Akazie (Robinia pseudoaccacia) oder den Schmetterlingsstrauch (Buddleia davidii)

Die Gefährlichkeit von Neophyten ist in Listen erfasst. Diese ordnen sich in eine

Schwarze Liste: Neophyten, die erwiesenermassen negative ökologische Auswirkungen haben und aus der Sicht des Naturschutzes problematisch sind, eine
Graue Liste: Neophyten, die sich im Lande auszubreiten scheinen und an wenigen Stellen bereits Probleme verursachen und in eine
"Watch list": Neophyten, die nicht weit verbreitet sind und keine Probleme verursachen; deren Ausbreitung aber beobachtet werden muss.

Senecio inaequidens steht auf der Schwarzen Liste

Doch ist es nicht nur die rasante Verbreitung, die Sorgen macht. Senecio inaequadens ist wie auch unsere heimischen Greiskräuter giftig. Unser gewöhnliches Greiskraut (Senecio vulgaris) bereitet den amerikanischen Farmern Sorgen, wächst es doch auf dem Farmland und wird von den dort grasenden Rinderherden gefressen. Es ist ja nicht so, dass nur andere Länder uns solche Kuckuckseier ins Nest legen. Von hier aus kommen ebenfalls recht unerwünschte Vertreter in die Welt. Ebenso kann dieser Fremdling hier auf Magerwiesen, die beweidet werden, Fuß fassen und gelangt so in die Mägen unseres vor allem Milchviehs und über diesen Umweg in die unseren.

Wie wird man eines solchen Eindringlings Herr. Wenn solch eine Spezies Fraßfeinde hat, ist das oft kein so großes Problem. Hier aber fehlen diese. Unsere Kaninchen, die mit Vielem fertig werden, mögen Senecio nicht so gerne, knabbern an ihnen ein wenig rum und meiden dieses Grün dann. Auch die meisten Schnecken vollführen ihr gefräßiges Werk nicht an dieser Pflanze. Gegen Pilzkrankheiten ist der robuste Kerl einfach unempfindlich. Fazit, man kann nichts machen. So was kennen wir ja auch aus der heimischen Flora. Oder ist es Ihnen schon mal gelungen, in den Garten gewanderten Giersch wieder auszurotten?

Fazit

Und doch pflück ich mir im November, wenn nichts Anderes mehr blüht, gerne meinen Strauß Senecio inaequidens und stell ihn in die Vase. Dort hält er sich oft 14 Tage lang. Auch da beweist sich die Zähigkeit dieser Pflanze.

Zuwanderung ist ein besonders sensibler Bereich. The world is changing.

Greisskraut2
in Düsseldorf auf dem Bahnsteig des Derendorfer Bahnhofs

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