Kaiserswether-/Ürdingerstraße – Düsseldorf-Golzheim
Es war in den 1920er Jahren, als diese beiden Wohngebäude, die jetzt rechts und links die Auffahrt zur Nordbrücke flankieren, entstanden, also der Zeit der ‚Gesolei’, einer Ausstellung mit Weltgeltung.
Die Fassade ziert der ideologisch aufgeladene „Rheinische Backstein“, der soweit ich weiß, hier insofern ‚unecht’ ist, als er eine Stahlbetonkonstruktion verkleidet.
Damals markierte im Rheinland der Backstein eine Haltung. Man setzte sich vermeintlich positiv von so verkommenen Städten wie Berlin und München und vor allem von allem ab, was als preußisch erkannt wurde. Der Backstein verkörperte nicht nur das Rheinische sondern das Deutsche, das bessere Deutsche insgesamt.
Und doch bilden die beiden Gebäude einen Akzent, denn nicht zuletzt befindet sich dort meine Lieblingsbäckerei, Kapust.
Dort wird mit handwerklicher Sorgfalt, guten Zutaten und großem Wissen Gutes und Leckeres gebacken und angeboten. Immer wieder wird man mit neuen, erlesenen Köstlichkeiten überrascht, ohne dass auch nur ein Anflug von Schicki-Micki aufkommt. Ein wahrer Geheimtipp.
Die Bauten reichen bis zur Orsoyer Straße.
Ein wenig weiter und auf der gegenüber liegenden Seite sieht man das Ü5, Ausdruck der 70er Jahre.
Noch ein paar hundert Meter weiter findet man den in Winterruhe verlassenen Yachthafen, den kleinen Heimathafen des Düsseldorfer Yachtclubs. Der Yachtclub gehört zusammen mit dem Rochusclub und dem Golfclub zu den alt eingesessenen, angesehnen Sportclubs von überragender Bedeutung.
Die Boote, meist Segelschiffe, liegen in Holland, dem Mittelmeer oder sonst wo in der ganzen Welt. Ungeachtet der Tristesse, die dieser Hafen momentan verströmt, erlebt der Yacht-Club gerade eines der Highlights des Jahres, die Boot, der Welt größte Bootsmesse. Wer auf sich hält und für würdig befunden wird, besucht nicht nur die Ausstellung sondern weiß auch die Annehmlichkeiten des Clubs und die Geborgenheit unter Gleichgesinnten weltläufigen Skippern zu schätzen.
Vor soviel Bedeutung verkriechen sich selbst die NRW-Arbeitgeber subversiv in den Untergrund.
Ürdinger Straße – Düsseldorf-Golzheim
Wer hätte gedacht, dass wir den Ausdruck ‚Amt’ den Kelten zu verdanken haben. ---- . Den Ausdruck - nicht die Praxis. Bedeutet der keltische Ausdruck ‚amb(i)aktos’ doch Diener, Bote und nicht wie anzunehmen Besitzer einer hoheitlichen Macht.
Das Amt begegnet uns im Wesentlichen in zwei Gewändern. Das eine manifestiert sich in oft mächtigen Gebäuden, das andere als Person, die nicht selten Macht ausüben kann und dies auch tut.
Jedem bekannt ist das Finanzamt. Heutzutage gewinnt das Sozialamt immer größeren Bekanntheitsgrad. Da gibt es in einer Stadt wie Düsseldorf aber noch die Ämter für ...., das Amt für Einwohnerwesen, das Amt für Ausbildungsförderung, Amt für Immobilienmanagement, das Amt für Kommunikation, das Amt für Statistik und Wahlen, das Amt für Verbraucherschutz, das Amt für Verkehrmanagement, das Amt für Wohnungswesen, das Amt für Ausbildungsförderung und dann noch den Amtsarzt, das Amtsblatt, das Bauaufsichtsamt, das Einwohnermeldeamt, Garten-, Friedhofs- und Forstamt, das Gesundheitsamt, das Hauptamt, das Jugendamt, das Katasteramt, das Kulturamt, das Ordnungsamt, das Presseamt, das Rechnungsprüfungsamt, das Rechtsamt, das Schulamt, das Schulverwaltungsamt, das Sportamt, das Stadtplanungsamt, das Standesamt, das Straßenverkehrsamt, das Steueramt, das Umweltamt, das Vermessungs- und Katasteramt, das Versicherungsamt, das Wahlamt und das Wirtschaftsförderungsamt.
Manche dieser Ämter sind überwiegend segensreich, andere wiederum zermürbend und Ausdruck des Schreckens und sei es in Form von Beschränktheit, die sich vor allem in Form des Amtsschimmels präsentiert.
Diesen, den Amtsschimmel, verdanken wir nicht wie anzunehmen dem alten Preußen sondern Österreich. Diese erfanden das ‚Simile’, das Formular, das im alten Österreich dazu diente, als wiederkehrend eingeordnete Angelegenheiten schematisch zu erledigen. Allerdings dürften wir Deutsche es gewesen sein, die dieses ‚Simile’ zu seiner heutigen Perfektion gebracht haben.
Dann haben wir die Amtsträger, die kaum noch als Mensch erkennbaren Mitmenschen, die ein Amt bekleiden. Dieses ‚Bekleiden’ sollten wir uns genüsslich vor Augen führen. Solche Bekleider eines Amtes haben die alle erfassende, starke Neigung, sich nicht als dem Amt verpflichtete zu sehen sondern als Exponent des Amts, was dazu führt, dass sich selbst der Unwesentlichste als Amtsträger und damit mit hoheitlicher Macht ausgestattet fühlt und dies den dann Bittsteller spüren lässt. Beherrschend ist die Eitelkeit. Das allerdings haben die Ämter und die Amtsbekleider- und träger mit den Ameisen und Posteninhabern in der Industrie gemeinsam. Überall wird vor allem die Eitelkeit gepflegt, selten wird gefragt, was der Mensch braucht und was für das freie Atmen des Menschen sinnvoll anzugehen ist. Darum aber geht es.
Vom ursprünglichen Sinn des Wortes ist somit wenig übrig geblieben und es wurde so gut wie komplett vergessen, dass wir, die Bürger, der Souverän sind. Das bedeutet, dass wir u.a. für die 1,2 Billionen Schulden Deutschlands verantwortlich sind. Wir haben die Idioten, die derartige Schulden verursach(t)en, gewählt. Da müssen wir auf Viel verzichten, wollen wir diese Schulden zurückzahlen. Auch das gehört zum freien Atmen.
So ein Telefonhäuschen hat hohen Seltenheitswert in der Stadt. Deshalb muss man es dokumentieren. Dieses steht an der Abfahrt zum Robert-Lehr-Ufer neben den Rheinterrassen.
Düsseldorf-Golzheim