Schon der olle Goethe
Die ‚Fliegenden Goethe-Blätter’ zitieren Goethe mit dessen Vorschlag in den Wahlverwandtschaften, die Ehe auf 5 Jahre zu begrenzen und dann jeweils zu erneuern.
Einer von meinen Freunden, dessen gute Laune sich meist in Vorschlägen zu neuen Gesetzen hervortat, behauptete: eine jede Ehe solle nur auf fünf Jahre geschlossen werden. Es sei, sagte er, dies eine schöne ungrade heilige Zahl und ein solcher Zeitraum eben hinreichend um sich kennen zu lernen, einige Kinder heran zu bringen, sich zu entzweien und, was das schönste sei, sich wieder zu versöhnen. Gewöhnlich rief er aus: wie glücklich würde die erste Zeit verstreichen! Zwei, drei Jahre wenigstens gingen vergnüglich hin. Dann würde doch wohl dem einen Teil daran gelegen sein, das Verhältnis länger dauern zu sehen, die Gefälligkeit würde wachsen, jemehr man sich dem Termin der Aufkündigung näherte. Der gleichgültige, ja selbst der unzufriedene Teil würde durch ein solches Betragen begütigt und eingenommen. Man vergäße, wie man in guter Gesellschaft die Stunden vergißt, daß die Zeit verfließe, und fände sich aufs angenehmste überrascht, wenn man nach verlaufenem Termin erst bemerkte, daß er schon stillschweigend verlängert sei.
[…]
Jener Freund, so fuhr er fort, tat noch einen andern Gesetzvorschlag. Eine Ehe sollte nur alsdann für unauflöslich gehalten werden, wenn entweder beide Teile, oder wenigstens der eine Teil, zum drittenmal verheiratet wäre. Denn was eine solche Person betreffe, so bekenne sie unwidersprechlich, daß sie die Ehe für etwas unentbehrliches halte. Nun sei auch schon bekannt geworden, wie sie sich in ihren frühern Verbindungen betragen, ob sie Eigenheiten habe, die oft mehr zur Trennung Anlaß geben als üble Eigenschaften. Man habe sich also wechselseitig zu erkundigen; man habe eben so gut auf Verheiratete wie auf Unverheiratete Acht zu geben, weil man nicht wisse, wie die Fälle kommen können.
Und da sagt man, Worte haben keine Wirkung. Fast 200 Jahre ist das her und jetzt ist es Politik oder Politikklamauk oder Satire oder eine Blume im Knopfloch der Frau Pauli aber immerhin in fast Aller Munde.
Hat es da gerade gerumpelt in der Weimarer Fürstengruft? Oder war das ein Grollen der Erde in Bayern, als Stoiber mit dem Fuß aufstapfte und die anderen es ihm nachmachten und in den Stammkneipen die Bierseidel kräftiger auf den Tisch geknallt wurden – und Goethe verfluchten?
http://goethe.musagetes.de/?p=26
Einer von meinen Freunden, dessen gute Laune sich meist in Vorschlägen zu neuen Gesetzen hervortat, behauptete: eine jede Ehe solle nur auf fünf Jahre geschlossen werden. Es sei, sagte er, dies eine schöne ungrade heilige Zahl und ein solcher Zeitraum eben hinreichend um sich kennen zu lernen, einige Kinder heran zu bringen, sich zu entzweien und, was das schönste sei, sich wieder zu versöhnen. Gewöhnlich rief er aus: wie glücklich würde die erste Zeit verstreichen! Zwei, drei Jahre wenigstens gingen vergnüglich hin. Dann würde doch wohl dem einen Teil daran gelegen sein, das Verhältnis länger dauern zu sehen, die Gefälligkeit würde wachsen, jemehr man sich dem Termin der Aufkündigung näherte. Der gleichgültige, ja selbst der unzufriedene Teil würde durch ein solches Betragen begütigt und eingenommen. Man vergäße, wie man in guter Gesellschaft die Stunden vergißt, daß die Zeit verfließe, und fände sich aufs angenehmste überrascht, wenn man nach verlaufenem Termin erst bemerkte, daß er schon stillschweigend verlängert sei.
[…]
Jener Freund, so fuhr er fort, tat noch einen andern Gesetzvorschlag. Eine Ehe sollte nur alsdann für unauflöslich gehalten werden, wenn entweder beide Teile, oder wenigstens der eine Teil, zum drittenmal verheiratet wäre. Denn was eine solche Person betreffe, so bekenne sie unwidersprechlich, daß sie die Ehe für etwas unentbehrliches halte. Nun sei auch schon bekannt geworden, wie sie sich in ihren frühern Verbindungen betragen, ob sie Eigenheiten habe, die oft mehr zur Trennung Anlaß geben als üble Eigenschaften. Man habe sich also wechselseitig zu erkundigen; man habe eben so gut auf Verheiratete wie auf Unverheiratete Acht zu geben, weil man nicht wisse, wie die Fälle kommen können.
Und da sagt man, Worte haben keine Wirkung. Fast 200 Jahre ist das her und jetzt ist es Politik oder Politikklamauk oder Satire oder eine Blume im Knopfloch der Frau Pauli aber immerhin in fast Aller Munde.
Hat es da gerade gerumpelt in der Weimarer Fürstengruft? Oder war das ein Grollen der Erde in Bayern, als Stoiber mit dem Fuß aufstapfte und die anderen es ihm nachmachten und in den Stammkneipen die Bierseidel kräftiger auf den Tisch geknallt wurden – und Goethe verfluchten?
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knurps - 22. Sep, 16:58
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