In der Altstadt, dem touristischen Anziehungspunkt der Stadt, da wo Tag für Tag und Nacht für Nacht der Bär tobt, Mettmanner grölen und Kreti und Pleti ihr Vergnügen suchen und finden, gibt es wenige völlig ruhige Ecken. Die Bäckergasse ist eine, eine andere ist der Hof um die Lambertus Kathedrale und ganz versteckt und von der Straße aus nicht zu sehen ein Innenhof mit der Berger Kirche.
Das Verstecktsein der Kirche ist kein Zufall sondern war Bedingung für den Bau der Kirche 1683 -1687.
Die Rekatholisierungsbemühungen der Pfalz-Neuburger hatten den Bau protestantischer Kirchen lange Zeit unmöglich gemacht. Erst der Rheinberger Vergleich von 1682 eröffnete den lutherischen und calvinistischen Gemeinden, Kirchen zu errichten. Die Berger Kirche durfte von der Berger Straße aus nicht zu sehen sein, so war die Vorgabe durch die Obrigkeit. Und so ist es bis heute.
Man muss eine Tordurchfahrt unter einem Haus der Berger Straße her durchschreiten und kommt dann in einen schmalen Hof, an dessen Ende sich die Kirche befindet. Die damalige Gemeinde war klein und arm und konnte erst einmal, obwohl sie von anderen Gemeinden auch im Ausland unterstützt wurde, nur eine schlichte Kirche errichten. Für einen Kirchturm reichte es nicht. Bis heute gibt es ihn nicht.
Die Schlichtheit des damaligen Protestantismus hat man heute aufgenommen und zelebriert ihn zu einer für Kirchen ungewöhnlichen Feier der Einfachheit. Diese Kirche gefällt sich in einem für Kirchen ganz ungewöhnlichen Minimalismus.
Die Wände sind in uni Grün gehalten. Die Sitze sind von einem angenehmen Blau-Grau und als Clou der Zurücknahme sieht man auf einen schmucklosen, rechteckigen Altar aus weißem Acrylglas. Das sitzt.
Jan Wellem, der später als „volkstümlich“ Gefeierte, der die Erlaubnis für den Bau dieser Kirche geben musste, würde gefangen in seiner Prunk- Protzwelt so viel Ironie nicht einmal verstanden haben.
Die orangefarbene Leuchte zu den blau-grau gehaltenen Fenstern.
argee gleim - 19. Feb, 10:47