Marktplatz - Düsseldorf-Altstadt
Zu dem Gießerjungen gibt es eine rührselige Legende. Wir schreiben das Jahr 1711. Der Hofbildhauer Daniel Grupello hatte einen ersten Guss des Reiterstandbilds des Fürsten Jan Wellem versaut. Jetzt versuchte er es ein zweites Mal. Dabei war abzusehen, dass auch dieser zweite Guss nicht gelingen werde, weil zu wenig Metall geschmolzen worden war.
Da soll sein Gießerjunge mit aufgehaltener Schürze herum gegangen sein und von den Bürgern Edelmetall und Schmuckstücke eingesammelt haben. So, heißt es, habe er den Guss gerettet. Grupello soll ihm aus Dank dafür ein Standbild gegossen haben, welches er auf dem Dachfirst des Hauses Zollstraße 4 anbrachte. Diese Figur ist jedoch verschollen.
Die Statue, die wir jetzt sehen, wurde im Jahr 1932 von den Düsseldorfer Jonges, einem Brauchtumsverein der Stadt, bei dem Bildhauer Wilhelm Hoselmann in Auftrag gegeben.
Ich würd’ ja mal meinen, dass wenn bei dem zweiten Guss wirklich Metall gefehlt haben sollte, dieses nicht von einem Helferlein des Bildhauers eingesammelt worden sein kann – eine Schürze voll, was ist das schon! – sondern Schergen ausgesandt wurden, die das ‚Sammeln’ mit Nachdruck betrieben und auch Silber und Schmuck der verschreckten Bürger mitnahmen. So ein Fürst war eben nicht das, was jetzt daraus gemacht wird, der volkstümliche, nette alte Herr, der vom Volk geliebt wurde. Schließlich befinden wir uns nicht in Bayern, wo solches so sein soll und auch nicht in Preußen, wo das Volk wenn auch unter Zwang an die übergeordnete, staatstragende Weisheit von König und Kaiser und Kanzler(in) glaubt.
Und doch liegt so mancher Legende eine tiefere Wahrheit zu Grunde. Wenn die Verehrung des Jan Wellem zu dem Zeitpunkt einsetzte, als die Preußen begannen, im Rheinland ihr Unwesen zu treiben, war es sicher nicht ungeschickt, mit dem Gießerjungen den Witz des ‚kleinen Mannes’ zu beschwören. Vielleicht war’s so.