Als ich jung war, war ich bemüht, alles, was ich sah oder erlebte, in übergeordnete Kategorien zu packen, für die ich dann eine Allgemeingültigkeit postulierte. Es wimmelte also von -ismen, -täten, -keiten, -ungen, -nissen etc, obwohl mir hätte auffallen müssen, dass ich nicht in der Lage war, in der
Straßenbahn auf dem scheinbar immer gleichen Weg eine Zeitung oder ein Buch zu lesen, da der Weg immer so interessant war, dass ich nichts verpassen wollte. Irgendwo musste die Weltformel ruhen, das große Eine, das alles beschrieb, alle Wissenschaft vereinte, auch wenn es vorerst nicht erkannt werden konnte.
Dann kam in den 60er Jahren die Soziologie dieser Zeit in mein Blickfeld, die mit solchen Kategorien nur um sich schmiss, so dass sogar mir auffiel, dass da etwas nicht stimmen konnte. In den 70ern traf ich dann reihenweise auf die Opfer solcher Verallgemeinerungen. Progressive Vertreter der Zeit versuchten sich in Psychiatrie und Anti-Psychiatrie und das Wortgeläute marterte die Gehirne.
Heute sehe ich ein und die selbe Sache unter verschiedenen Blickwinkeln und in unterschiedlichem Licht und jedes mal gewinnt das Gesehene einen neuen Aspekt. Die Welt wird größer ohne dass ein Zweifel an ihr besteht. Das Alltägliche ist nicht alltäglich.