Dienstag, 17. Oktober 2006

ARCOR (732)

Inzwischen habe selbst ich, der so eine Auseinandersetzung mit Arcor als Sport betrachtete, die Segel gestrichen. Was Arcor sich leistet, ist so unterhalb des Vorstellbaren, dass es nur ermüdend ist.

Es dauert wohl noch ein Weilchen, bis ich mit einem neuen Provider wieder voll dabei bin. Also bitte immer mal auf gnogongo reingucken. Es geht weiter.
Andererseits bin ich ganz gelassen. Die Welt dreht sich auch ohne gnogongo.

Euch und Ihnen viel Spaß heute!

Büdchen Birken/Wetterstraße

Buedchen-Wetter

Prekariat

Mit Prekariat haben wir einen von der Politik aus den Tiefen der Soziologie gehobenen Neologismus, der sich seit gestern heftig in den Medien tummelt. In meinem Fremdwörterduden 2. Auflage aus dem Jahr 2000 gibt es das Wort noch nicht. Das Wort verbindet die Ausdrücke „prekär“ und Proletariat“

Erfunden und benutzt wird der Ausdruck, um das Wort „Unterschicht“ zu vermeiden. Dem Ausdruck Unterschicht hänge dadurch, dass er den Ausdruck „Schicht“ enthält, etwas Verallgemeinerndes an. Damit würde ein Teil der Bevölkerung einer „Schicht“ einer „Klasse“ zugeordnet und diffamiert.

Prekariat klingt da nobler. Das allein schon weil es unverständlich ist. Aber auch, weil es das, was es beschreibt, noch abstrakter benennt, als es eine „Schicht“ täte.

Doch das hält nicht lange. „Prekär“ wörtlich „auf Bitten angewiesen“ bedeutet im täglichen Sprachgebrauch „schwierig, „misslich“, „heikel“ und damit sich Herr Vorstandsvorsitzender damit nicht bezeichnet fühlt, wird kennzeichnend und einengend das Wort „Proletariat“, die Kaste der Besitzlosen, hinzu genommen. Laut Minister Tiefensee handelt es dabei um „Menschen, deren Perspektive verengt ist.“ Da wären die Vorstandsvorsitzenden wieder dabei. Nun ja.

Sollte der Ausdruck „Unterschicht“ diskriminierend sein, so scheint mir, ist der Ausdruck „Prekariat“ es erst recht. Aber es ist so schön abstrakt und für den Unterschichtler meist nicht verständlich. „Unterschichtler“ klingt auch bedrohlich, so nach Underground, Subsidariat, subversiv. Schließlich ist unten das, worauf wir stehen. „Unten“ darf man nicht negativ besetzen.

Früher nannte man die hier gemeinten Mitmenschen einfach arm. Man sprach von Armut. Ich finde, diese Ausdrucksweise ist nach wie vor präzise und aussagekräftig. Soziologenschwulst ist also vermeidbar.

Allerdings hat sich ein Wandel ereignet. Die Armen stammen nicht mehr nur aus Schichten, die das Armsein vererbten, sondern inzwischen kann es fast jeden treffen und es trifft eben auch Etliche, die es gewohnt waren, selbstverantwortlich ihr Leben zu gestalten und z.B. mit „unten“, unter“ auch das Wort Dessous zu buchstabieren wissen. Subsumiert man diese unter den Begriff Prekariat, dann wäre der Aufstand des Prekariats von wesentlich anderer Qualität als das historische „Proletarier aller Länder vereinigt Euch!“ Der Status und das Selbstbewusstsein der Armen hat sich gewandelt.

Himmel über Grevenbroich

Grevenbroich3

Keller in Grevenbroich

Grevenbroich1

Amtsstube in Grevenbroich

Amtsstube

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